Ein Euro pro Tag: Vergünstigtes Deutschlandticket für junge Menschen

Der Nahverkehr soll in Baden-Württemberg für junge Menschen attraktiver werden. Deshalb führt das Bundesland bald das vergünstigte Deutschlandticket für 365 Euro pro Jahr ein. Es ersetzt gleichzeitig das bisherige JugendticketBW. Jedoch ist die Zukunft des Deutschlandtickets für alle ungewiss.
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Warten auf den nächsten Zug.Foto: iStock
Von 14. August 2023

Baden-Württemberg will zum 1. Dezember 2023 ein vergünstigtes Deutschlandticket für junge Menschen einführen. Darauf einigten sich das Landesverkehrsministerium, der Landkreistag und der Städtetag. Das vergünstigte Deutschlandticket wird dann das seit März 2023 erhältliche JugendticketBW ablösen. Der Einführungspreis soll wie für das aktuelle JugendticketBW 365 Euro im Jahr betragen. Das reguläre Deutschlandticket kostet 49 Euro pro Monat.

Verkehrsminister Winfried Hermann sagte in einer Pressemitteilung des Bundeslandes: „Das neue rabattierte Deutschlandticket für junge Menschen kombiniert den günstigen Preis unseres JugendticketBW mit dem bundesweiten Deutschlandticket. Von Dezember an fahren junge Menschen aus Baden-Württemberg preisgünstig mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in ganz Deutschland.“

Hermann betonte zudem: „Damit setzen wir konsequent unseren Weg fort, die Tarife im Land zu vereinfachen und jungen Menschen den Einstieg in den ÖPNV so leicht wie möglich zu machen.“

Verlässliche Finanzierung gefordert

Laut Prof. Dr. Alexis von Komorowski, dem Hauptgeschäftsführer des Landkreistags, sehen sich die Landkreise als Partner des Landes bei der Überführung des Jugendtickets in ein rabattiertes Deutschlandticket. Zudem würden sie einen maßgeblichen finanziellen Beitrag dafür leisten.

Von Komorowski fordert Bund und Länder auf, das Deutschlandticket auch über das Jahr 2023 hinaus verlässlich zu finanzieren. „Im Sinne einer langfristigen Planungssicherheit benötigen die ÖPNV-Aufgabenträger schließlich eine landesgesetzliche Absicherung des Deutschlandtickets.“ Die zuständigen Stellen seien hier mit dem Land auf einem guten Weg.

Auch Ralf Broß, Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg, begrüßte die Einführung des vergünstigten Deutschlandtickets. Es sei der richtige Schritt zur richtigen Zeit. Allerdings warnte Broß davor, dass mögliche Preissteigerungen beim Deutschlandticket nicht unmittelbar auf das rabattierte Ticket durchschlagen dürften. Dadurch würde es „seine Attraktivität für die jungen Menschen verlieren“.

Für wen gilt das vergünstigte Deutschlandticket?

Die Kaufberechtigung und die jährliche Abo-Bindung, wie sie die Nutzer vom JugendticketBW kennen, will das Land übernehmen. Kaufen können das Jahresabo demnach alle jungen Menschen aus Baden-Württemberg bis zum 21. Lebensjahr.

Ebenso gilt es für Schüler, Studenten, Lehrlinge und Freiwilligendienstler bis zum 27. Lebensjahr, wenn ihr Wohn- oder (Hoch-)Schulstandort in Baden-Württemberg liegt.

Unter diesen Rahmenbedingungen wird das vergünstigte Deutschlandticket in eine neue Förderrichtlinie des Landes überführt. Diese richtet sich erneut an die Land- und Stadtkreise als ÖPNV-Aufgabenträger, die auf dieser Basis Förderanträge stellen können. Für Inhaber des JugendticketBW ist geplant, dass diese Fahrausweise automatisch auf das vergünstigte Deutschlandticket umgestellt werden.

Wie bisher beim JugendticketBW trägt das Land 70 Prozent der Kosten für die Vergünstigung, die kommunalen Aufgabenträger tragen 30 Prozent. Land, Aufgabenträger und Verkehrsverbünde werden in den kommenden Monaten die Umsetzung vorantreiben und die Details ausarbeiten.

Die Kunden sollen rechtzeitig vor dem Start des Tickets informiert werden. Das Land bittet derzeit, auf Nachfragen bei den Verbünden zu verzichten, um eine Überlastung der Kundencenter zu vermeiden.

Ein Euro Pro Tag: Vergünstigtes Deutschlandticket für junge Menschen

Seit Mai erhältlich: Mit dem Deutschlandticket können Fahrgäste für 49 Euro pro Monat quer durchs Land fahren. Foto: Hannes P. Albert/dpa

Baldiges Aus fürs Deutschlandticket?

Während Baden-Württemberg das Konzept des Deutschlandtickets ausbaut, sieht es womöglich auf nationaler Ebene nicht so gut aus. Es gibt ein durchaus realistisches Szenario, wonach das Deutschlandticket für alle zu Beginn des kommenden Jahres schon wieder verschwinden könnte. Der Grund dafür ist das Geld, wie „Inside Digital“ berichtet.

Für 49 Euro im Monat ist es den Verkehrsbetrieben in Deutschland nicht möglich, den Bus- und Bahnverkehr sowie den Vertrieb des Tickets zu finanzieren. Deswegen hatten sich Bund und Länder nach monatelangem Streit im Frühling darauf geeinigt, das Ticket jeweils zur Hälfte mit insgesamt drei Milliarden Euro zu finanzieren. Hinzu kommen die bestehenden Subventionen für den öffentlichen Personennahverkehr.

Allerdings sind mögliche Mehrkosten nur für dieses Jahr gedeckt. Eine Aufteilung der Kosten ab kommendem Jahr ist offen, was das Ticket zum Scheitern bringen könnte. Während die Länder bereits ihre Zusage gegeben haben, die Mehrkosten zu tragen, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“, dass der Bund diese Zusage noch nicht gegeben hat.

Würde die Bundesregierung das Deutschlandticket in wenigen Monaten tatsächlich wieder abschaffen, wäre das wohl eine weitere Niederlage für die Ampelkoalition.



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