„Ein Fass ohne Boden“: Corona-Warn-App kostet über 220 Millionen Euro

Die Corona-Warn-App sollte in der Pandemie Infektionsketten unterbrechen. Jedoch erntete die Maßnahme nicht zuletzt wegen ihrer hohen Kosten häufig Kritik.
„Ein Fass ohne Boden“: Corona-Warn-App kostet über 220 Millionen Euro
Das Symbol der Corona-Warn-App (Symbolbild).Foto: Catherine Waibel/dpa-tmn
Von 5. Dezember 2022

Das Pandemiegeschehen rückt immer weiter in den Hintergrund. Etliche Länder haben längst ihre Corona-Maßnahmen für beendet erklärt und eingestellt. In Deutschland läuft allerdings manches noch weiter – wie etwa die Corona-Warn-App. Dabei steigen auch die Gesamtkosten weiter an, obwohl die Menschen sie kaum noch nutzen.

Die 50 Millionen Euro, die die Bundesregierung zuvor für 2022 prognostiziert hatte, sollen nun nicht mehr ausreichen. Für „den Betrieb und die Weiterentwicklung“ der App fallen in diesem Jahr stattdessen „voraussichtlich Kosten in Höhe von 73 Millionen Euro“ an, so ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums.

Schon bis Jahresbeginn hatte die App mehr als 130 Millionen Euro gekostet, berichtet die „Welt am Sonntag“. Zusammen mit den Ausgaben für 2022 belaufen sich die Gesamtkosten für das technische Hilfsmittel damit inzwischen auf rund 220 Millionen Euro.

Aufgrund der „nach wie vor dynamischen Pandemielage und des möglichen Anstiegs der Fallzahlen in den Wintermonaten“ habe man beschlossen, die App weiterzubetreiben, so das Gesundheitsministerium weiter. Die „dafür maßgeblichen Verträge“ werden nach Angaben des Ministeriums bis zum 31. Mai 2023 verlängert. Seitdem wurde die App um weitere Funktionen erweitert.

Linke: „Ein Fass ohne Boden“

Für Gesine Lötzsch, stellvertretende Vorsitzende und haushaltspolitische Sprecherin der Linksfraktion, ist die App „ein Fass ohne Boden“. Ihre Erfahrungen damit seien „nicht sonderlich positiv“. „Das Geld wäre sicherlich zur Unterstützung überlasteter Gesundheitsämter besser aufgehoben.“

Konstantin von Notz, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen, sagte hingegen, die App sei weiterhin ein zentraler Baustein der Pandemie-Bekämpfung. Vom Ministerium wünsche er sich aber „größtmögliche Transparenz über die bisherigen und in Zukunft weiter anfallenden Kosten“.

Meiste Meldungen zur Omikron-Zeit

Die offizielle Website der Corona-Warn-App vermeldet aktuell knapp 47,8 Millionen bisherige Downloads. Darüber hatten die Benutzer bis dato knapp 233 Millionen Testergebnisse bereitgestellt, etwa 28 Millionen davon waren positiv.

Allerdings stammen die meisten Positivmeldungen aus dem Zeitraum der deutlich harmloseren Omikron-Variante. Diese dominierte laut dem RKI ab KW2 dieses Jahres. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es lediglich rund vier Millionen gemeldete positive Testergebnisse. Geht man von einem tatsächlichen Nutzen der App zur Zeit der gefährlicheren Alpha- und Delta-Varianten aus, so hätte jeder ermittelte Infektionsfall – egal ob schwer oder mild – bis heute 55 Euro gekostet.

Im Haushaltsjahr 2023 würden für die deutschlandweite Fortführung dieser Corona-Maßnahme dann weitere Mittel in Höhe von circa 23 Millionen Euro benötigt, so der Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums. Mit der im Juni 2020 eingeführten App wollte die Bundesregierung gemäß ihren Worten Infektionsketten besser nachverfolgen und schneller unterbrechen können.

(Mit Material von dts)



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