Erdogan pocht auf Redeauftritt in Bundesrepublik: Mit seinem Nein „begeht Deutschland Selbstmord“

Deutschland begehe Selbstmord, wenn es ihm nicht erlaube, in einer deutschen Stadt vor Anhängern eine Rede zu halten, meinte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan heute.
Titelbild
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times5. Juli 2017

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verschärft den Ton gegenüber Deutschland: Unmittelbar vor dem G20-Gipfel in Hamburg pocht er nachdrücklich auf seinem Recht, eine Rede in der Bundesrepublik zu halten.

„Deutschland begeht Selbstmord“, sagte Erdogan in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Wochenzeitung der „Zeit“ mit Blick auf das Nein der Bundesregierung zu einem solchen Auftritt. „Deutschland muss diesen Fehler korrigieren“, forderte er weiter.

Erdogan: „Deutschland schützt Terroristen“

In dem Interview warf Erdogan der Bundesregierung auch Terrorunterstützung vor. Er bezog sich dabei auf die deutsche Ablehnung türkischer Forderungen, Anhänger des islamischen Predigers Fethullah Gülen auszuliefern.

„Ich habe sie von Frau Merkel gefordert, warum werden sie uns nicht zurückgegeben“, sagte Erdogan dazu der „Zeit“. Solange Deutschland dies nicht tue, werde die Türkei Deutschland als ein Land ansehen, das Terroristen schütze.

Die türkische Regierung macht die Gülen-Bewegung für den gescheiterten Putschversuch vom 15. Juli in der Türkei verantwortlich. Früheren Angaben des Bundesnachrichtendienstes (BND) zufolge gibt es darauf aber keine Hinweise.

Deniz Yücel leistete „Beihilfe zur Propaganda der Terroristen“

Erdogan wies in der „Zeit“ zudem die deutschen Forderungen nach Freilassung des in der Türkei inhaftierten deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel zurück. (Lesen Sie HIER: Inhaftierter „Welt“-Journalist Yücel: Freude über „Deutschensterben“ und Sarrazin „nächsten Schlaganfall“ gewünscht)

Auch kritisierte er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), weil sie sich für Yücel einsetze. „Dass Frau Merkel überhaupt die Rettung eines Terrorverdächtigen auf die Tagesordnung bringt, war für mich auch sehr, sehr sonderbar“, sagte er der „Zeit“.

Der türkische Präsident machte deutlich, dass für ihn jeder Journalist, der einen Terroristen oder jemanden, dem Terrorismus vorgeworfen werde, interviewe, selbst ein Unterstützer des Terrorismus sei. Ein solcher Journalist leiste „Beihilfe zur Propaganda der Terroristen“, sagte Erdogan. Auch Yücel wird in der Türkei Terrorunterstützung vorgeworfen.

Erdogan möchte gleiche deutsch-türkische Beziehungen wie zur Zeit Schröders

Trotz der Kritik sagte Erdogan auch, dass ihm die deutsch-türkischen Beziehungen wichtig seien: „Wir brauchen einander. Wir müssen das bewahren“, sagte er. Auch habe er persönlich „kein Problem mit der Kanzlerin“.

Allerdings seien die Beziehungen zur Regierungszeit von deren Vorgänger Gerhard Schröder (SPD) „wirklich sehr anders“ gewesen und er hoffe, „dass wir wieder dahin kommen“.

Am Donnerstag treffen sich Merkel und Erdogan zu bilateralem Gespräch

Die Bundesregierung hatte am Mittwochmittag angekündigt, dass Merkel sich im Vorfeld des G20-Gipfels voraussichtlich am Donnerstag mit Erdogan zu einem bilateralen Gespräch treffen werde. Der Wunsch dazu sei von türkischer Seite geäußert worden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Der Gipfel selbst findet am Freitag und Samstag in Hamburg statt.

Im Anschluss wollte Erdogan eigentlich in einer deutschen Stadt vor Anhängern eine Rede halten. Die Bundesregierung hatte dies mit der Begründung abgelehnt, dies sei angesichts der Konfliktlage mit der Türkei derzeit nicht angemessen. (afp)



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