Zahl der Erwerbstätigen auf neuem Höchststand – Nicht-Erwerbstätige ebenfalls

Im Jahr 2022 waren mehr Menschen erwerbstätig als je zuvor in Deutschland. Die Zahl der Nicht-Erwerbstätigen stieg jedoch sogar noch schneller. Wie kann das gehen?
Mehr Menschen, mehr Erwerbstätige.
Mehr Menschen, mehr Erwerbstätige.Foto: iStock
Von 17. Februar 2023

Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland ist zum Jahresende 2022 erneut auf einen Höchststand gestiegen. Das verkündete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag (16. Februar). Mit rund 45,9 Millionen Personen wurde im vierten Quartal der erst im dritten Quartal aufgestellte Rekord bereits wieder überschritten. Das waren saisonbereinigt 0,2 Prozent oder 107.000 Erwerbstätige mehr als im dritten Quartal und 1,1 Prozent oder 492.000 Beschäftigte mehr als Ende 2021.

Damit setzt sich der derzeitige Trend fort und beschleunigt sich sogar. Im dritten Quartal 2022 war der Anstieg mit +38.000 Personen oder +0,1 Prozent noch etwas schwächer ausgefallen. Ohne Bereinigung um saisonale Effekte erhöhte sich die Zahl gegenüber dem dritten Quartal 2022 sogar um 258.000 Personen oder 0,6 Prozent.

Ein Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen im vierten Quartal eines Jahres gegenüber dem Vorquartal ist laut Statistikamt zwar üblich, der Zuwachs fiel 2022 jedoch höher aus als im Durchschnitt der drei Vorkrisenjahre 2017 bis 2019 (+217.000 Personen; +0,5 Prozent).

Nicht-Erwerbstätige ebenfalls auf Höchststand

Unerwähnt in der Pressemitteilung aus Wiesbaden bleibt, dass die Bevölkerung Deutschlands in den letzten Jahren und insbesondere den letzten Monaten kräftig gewachsen ist. Ende 2022 lebten erstmals über 84 Millionen Menschen in Deutschland. Angesichts dessen ist es nur logisch, dass die Zahl der Erwerbstätigen steigt. Mit steigender Bevölkerung steigt jedoch auch die Zahl der Nicht-Erwerbstätigen.

Während die Gesamtbevölkerung 2022 um 1,1 Millionen Menschen wuchs, fanden im gleichen Zeitraum knapp 500.000 einen neuen Job. Das heißt, etwa 600.000 Menschen, die mehr im Land sind, arbeiteten (noch) nicht.

Gab es Ende 2021 insgesamt 45,6 Millionen Erwerbstätige unter 83,2 Millionen Einwohnern, entsprach das einem Anteil von 54,8 Prozent. Der Rest ging demnach offiziell keiner Arbeit nach, sei es, weil sie bereits Rentner oder noch Schüler waren. Das waren 45,2 Prozent der Bevölkerung beziehungsweise 37,6 Millionen Menschen.

2022 lebten 84,3 Millionen Menschen in Deutschland (+1,3 Prozent), von denen die besagten 45,9 Millionen Menschen arbeiteten (+1,1 Prozent). Bezogen auf die gewachsene Bevölkerung sind das jedoch nur noch 54,4 Prozent. Damit waren 38,4 Millionen Einwohner nicht erwerbstätig. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist das ein Anstieg um etwa 800.000 Personen oder um über +2,1 Prozent.

2022 war das Jahr der Höchststände: höchste Bevölkerung, höchste Erwerbs- und höchste Nicht-Erwerbstätigenzahl. Foto: ts/Epoch Times

Die Meldung des Statistikamtes müsste damit drei Höchststände umfassen: den der Erwerbstätigen, der Nicht-Erwerbstätigen und der Bevölkerung.

Einen vierten Höchststand benötigen sie nicht, denn sowohl die Zahl als auch der Anteil der Erwerbslosen – „Arbeitslose“ – ist laut Genesis-Datenbank seit 2013 fast stetig rückläufig. Im Jahr 2022 seien dies nach vorläufigen Zahlen knapp 1,33 Millionen Personen gewesen. Das ist etwas mehr als im Vorkrisenjahr 2019 (1,28 Millionen), aber deutlich weniger als vor zehn Jahren (2,02 Millionen).

Mehr Arbeitnehmer, weniger Selbstständige

Die meisten neuen Jobs entstanden im Laufe des Jahres in der Dienstleistungsbranche, die allein um 443.000 Erwerbstätige zulegen konnte. Den größten absoluten Beschäftigungsgewinn verzeichnete dabei der Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit mit einem Plus von 142.000 Personen beziehungsweise +1,2 Prozent, so die Statistiker. Die bestätigt einen weiteren langjährigen Trend, der – mit einer Ausnahme – seit Spätsommer 2012 anhält. Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern setzte sich hingegen der bereits seit Jahren bestehende Abwärtstrend fort (-12.000 Personen; -1,1 Prozent).

Auch im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe legte die Beschäftigtenzahl nach der Corona-Krise kräftig zu (+121.000 Personen, +1,2 Prozent). Kleine Zuwächse gab es auch in der Industrie und im Baugewerbe. In der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei stagnierte die Zahl der Erwerbstätigen. Damit sei in dieser Branche erstmals seit dem zweiten Quartal 2014 kein Rückgang verzeichnet worden.

Diese Entwicklung zeigt sich noch in einer weiteren Größe. So heißt es aus Wiesbaden auch, dass – während die Zahl der abhängig Beschäftigten steigt – die Zahl der Selbstständigen (weiter) sinkt. Im vierten Quartal 2022 habe es rund 42 Millionen Beschäftigte und 3,9 Millionen Selbstständige gegeben. Mit anderen Worten, immer mehr Selbstständige sind gezwungen, ihren (Traum)-Beruf aufzugeben und sich etwas anderes zu suchen.

Das Arbeitsvolumen verringerte sich innerhalb eines Jahres ebenfalls. Dazu trug neben Kalendereffekten auch ein erhöhter Krankenstand bei, erläuterte die Wiesbadener Behörde. Seit Anfang Oktober arbeiteten die Beschäftigten jeweils etwa 28 Wochenstunden. In zwölf Arbeitswochen – ohne der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr – kamen sie so auf 335,9 Arbeitsstunden. Zusammen leisteten alle Beschäftigten 15,4 Milliarden Stunden. Das ist ein Rückgang um 0,5 Prozent.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



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