NRW-Rape-Gang: 18-Jähriger stellt sich – Schülerinnen in den Wald gelockt und missbraucht

Sie sagten den Mädchen in Essen und Gelsenkirchen, dass sie zusammen was unternehmen würden, in die Shisha-Bar gehen, mit dem Auto herumfahren würden, wie Oberstaatsanwältin Milk ausführte. Doch die Reise endete in waldigen Gegenden, dort wurden die Mädchen missbraucht. Ein Weiteres: Welche Beziehung haben die jungen Täter zum Clan-Milieu?
Titelbild
Symbolbild.Foto: SAMUEL KUBANI/AFP/Getty Images
Von 16. Februar 2018

Eine Vergewaltiger-Bande soll im Ruhrgebiet mehrere minderjährige Schülerinnen vergewaltigt haben. Drei Verdächtige im Alter von 19 bis 23 Jahren sitzen in Untersuchungshaft. Der Bande werden bisher in wechselnder Tatbeteiligung mindestens sechs Fälle von Sexualstraftaten in den vergangenen Monaten vorgeworfen.

Auch der zunächst flüchtige 18-jährige Dean Martin Lauenburger aus Gelsenkirchen stellte sich nach eingeleiteter Öffentlichkeitsfahndung mit seinem Foto.

Vermutlich aufgrund des enormen Fahndungsdrucks suchte der 18-Jährige heute Abend (15. Februar) in Begleitung eines Anwalts eine Polizeiwache in Gelsenkirchen auf und stellte sich. Zur Verkündigung des bereits erlassenen Haftbefehls wird er morgen (16. Februar) dem zuständigen Richter vorgeführt.“

(Polizei Essen)

Laut Polizeisprecherin Judith Herold schweigt der 18-Jährige zu den Vorwürfen, wie sie unserer Redaktion auf Nachfrage telefonisch bestätigte.

Haftbefehl gegen 16-Jährigen nicht vollzogen

Bei dem Kopf der Bande handelt es sich möglicherweise um einen 23-jährigen Tatverdächtigen, der bereits wegen Körperverletzung und Raub vorbestraft ist.

Auch gegen ein 16-jähriges Bandenmitglied, wegen Körperverletzung polizeibekannt aber nicht vorbestraft, wird ermittelt. Die Polizei kennt seinen Namen und seine Wohnanschrift. Auch gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen, der aber von der Staatsanwaltschaft nicht umgesetzt wurde, wie die Polizeisprecherin aus Essen bestätigte.

Laut Staatsanwaltschaft ist der 16-Jährige wegen seines jugendlichen Alters auf freiem Fuß, es bestehe keine Fluchtgefahr.

Pressekonferenz der Polizei Essen am Donnerstag, 15. Februar 2018. Foto: Screenshot FB Polizei Essen

Weitere Opfer bitte melden: 0201 …

Der Bande werden bisher in wechselnder Tatbeteiligung mindestens sechs Fälle von Sexualstraftaten in den vergangenen Monaten vorgeworfen, u. a. zwei Vergewaltigungen am 17. und 29. Dezember sowie eine versuchte Vergewaltigung am 16. Januar. Hier hatten sich die 16-jährigen weiblichen Opfer an die Polizei gewandt. Selbst als einer der Bande bereits verhaftet war, gingen die übrigen Ganoven schon am nächsten Tag, dem 18. Januar, auf Tour, verschleppten ein weiteres Opfer und zwangen es zum Sexualverkehr.

Ein weiterer Fall könnte sich im November zugetragen haben. Dies deutete sich durch untersuchte Chat-Verläufe auf Handys der Tatverdächtigen an. „Hierzu schreiben die Täter in den Chats, welche sexuellen Handlungen sie an dem Mädchen durchgeführt haben“, so Kriminalhauptkommissar Ulrich Schmitz laut „Der Westen“.

Wir wissen aber auch, dass es weitere Fälle gegeben haben muss. Diesbezüglich hat sich bei uns aber noch kein Mädchen, kein Opfer gemeldet.“

(Lars Lindemann, Polizei Essen)

Die Polizei bittet nun weitere Opfer, sich unter Telefon 0201 / 829 – 0 vertrauensvoll zu melden.

Auch diesbezüglich fragten wir bei Pressesprecherin Judith Herold nach dem Stand der Ermittlungen: Es gibt bereits Meldungen, diese werden nun ausgewertet.

Die Masche der Sex-Gangster

Die Bande ging immer nach demselben Muster vor: Zuerst wurde Kontakt zu den Mädchen aufgenommen, über soziale Netzwerke oder Bekannte. Dabei fungierte offenbar der 18-jährige Dean Martin Lauenburger als eine Art Lockvogel, um sie dann seinen wartenden Kumpanen zuzuführen. Gemeinsam fuhr man durch die Stadt, bevor man sich anschließend zu entlegenen Orten begab.

Dort ist ihnen unter einem Vorwand das Handy abgenommen worden und dann wurde ihnen offenbart, dass sie jetzt aus dieser Lage nicht mehr rauskommen und dass sie sexuelle Handlungen an den jungen Männern vornehmen müssen bzw. jetzt über sich  ergehen lassen müssen.“

(Anette Milk, Oberstaatsanwältin, Essen)

Anschließend brachten sie die Mädchen nach Hause.

Wie „Der Westen“ schreibt, hätten die Vergewaltiger später auf Snapchat mit ihren Taten geprahlt, laut Polizei auf abscheuliche und niederträchtige Weise. Zudem hätten sie ihre Opfer massiv verhöhnt.

Jugendbande, Clan-Kriminelle … ?

Auch im Netz wird heiß diskutiert und kommentiert zu dem Fall. Auf der Facebook-Seite des tatverdächtigen Dean Martin Lauenburger entwickelte sich unter dessen letzten Posting über einen Besuch bei einem Burger-Laden eine teils wütende Debatte, die die Brisanz des Falles, vor allem auch im lokalen Raum, anzudeuten beginnt.

Laut Nachfrage bei der Polizei Essen soll es sich um deutsche Staatsbürger handeln. Einer der Verdächtigen hatte angegeben, Sinti zu sein. Auf eine mögliche Clan-Umgebung angesprochen, wollte die Pressesprecherin der Essener Polizei dies nicht dementieren. Ob der Clan allerdings kriminell bekannt sei, darüber äußerte sich die Sprecherin nicht.

Die Pegida-Bewegung veröffentlichte die Suchmeldung der Polizei nach Dean Martin Lauenburger auf ihrer Facebook-Seite mit einer andeutenden Bemerkung auf den „Lauenburger Clan“, der in NRW bekannt sein soll. Die dem Link folgende Pressemeldung der Polizei wurde später gelöscht, vermutlich nachdem sich der Verdächtige am Donnerstagabend gestellt hatte.

Auch auf der Facebook-Seite des Dean Martin Lauenburger wurde unter seinem letzten Posting heiß über den Fall diskutiert, teils recht wütend und schimpfend.

Auf der Facebook-Seite des 18-jährigen Tatverdächtigen begann eine Diskussion, bis diese geschlossen wurde. Foto: Screenshot Facebook

Seit Freitag, gegen 14 Uhr ist das Profil nicht mehr öffentlich zugänglich.

Das Profil von Dean Martin Lauenburger auf Facebook wurde für die Öffentlichkeit unzugänglich gemacht. (Anm. d. Der Balken ist im Original nicht vorhanden) Foto: Screenshots Facebook

Eine weitere Meldung, die auf Facebook geteilt wurde, sprach ebenfalls einen Clan-Hintergrund an. Möglicherweise hat die Polizei also mit ihren Ermittlungen in ein Wespennest gestochen. Die Öffentlichkeit darf gespannt bleiben, was im Fall um die Sex-Gang noch herauskommen mag, zumal sich offenbar weitere Opfer bereits gemeldet haben.

Nur ein Gerücht? Foto: Screenshot Facebook

Siehe auch:

Hamburg: Gruppenvergewaltigungs-Prozess neu aufgerollt – Öffentlichkeitsausschluss zum Täterschutz – Opfer (14) wird aussagen

 



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