EU-Kommission verlängert Glyphosat-Zulassung: Alle unzufrieden mit der Gnadenfrist

Umweltschützer und Pestizid-Hersteller haben die Gnadenfrist für den Unkrautkiller Glyphosat kritisiert. Beide Seiten beklagten am Mittwoch, die Entscheidung für eine bis zu 18-monatige Verlängerung sei auf den Druck von Lobbyverbänden zurückzuführen.
Titelbild
 Foto: Patrick Pleul/Illustration/dpa
Epoch Times29. Juni 2016

Die EU-Kommission hat die Zulassung für das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat vorläufig um bis zu 18 Monate verlängert. Der zuständige EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis, hatte den Schritt am Vortag angekündigt. . Die offizielle Entscheidung müsste spätestens am Donnerstag fallen – andernfalls läuft die EU-Genehmigung für den weit verbreiteten Unkrautvernichter zum Monatsende aus. Die geltende Zulassung für Glyphosat läuft Ende des Monats aus.

Am Freitag scheiterte eine letzte Abstimmung, bei der Deutschland sich enthalten hatte. Die große Koalition liegt in der Frage über Kreuz. Während Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Unionsparteien für die weitere Zulassung plädierten, lehnten die SPD-Minister dies unter Verweis auf mögliche Gesundheitsgefahren ab. Die Substanz steht im Verdacht, Krebs zu erregen.

Der Industrieverband Agrar (IVA), der Pestizid- und Düngemittelhersteller vertritt, nannte die Verlängerung der aktuellen Zulassung bis spätestens Ende 2017 eine unbefriedigende Zwischenlösung. Stattdessen sei eine Genehmigung für 15 Jahre erforderlich.

Die Branchenvereinigung Zentralverband Gartenbau (ZVG) klagte über „politischen Drucks von Interessenvertretern und Nichtregierungsorganisationen“. ZVG-Generalsekretär Bertram Fleischer warnte: „Dieses Vorgehen bei der Neu- oder Wiedergenehmigung von Wirkstoffen auf europäischer Ebene sollte einmalig bleiben und nicht zum Präzedenzfall werden.“

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) beklagte seinerseits, die EU-Kommission und die Vertreter der meisten EU-Staaten hätten sich „offenkundig von den Interessen der Agrarindustrie leiten lassen“. Bis zum Beweis der Unbedenklichkeit für Gesundheit und Umwelt habe Glyphosat verboten werden sollen, forderte Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Harald Ebner sprach von einer „allerletzten Galgenfrist“ für Glyphosat. Allerdings werde sich während dieser Zeit nichts an der Nutzung des Stoffes ändern, beklagte er. „Immer deutlicher wird, dass das Ackergift angezählt ist und dass wir eine Agrarwende weg von der chemiebasierten industriellen Landwirtschaft hin zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung brauchen“, so Ebner.

Die EU-Kommission hatte eigentlich darauf gedrungen, dass die EU-Staaten über die weitere Zulassung des weit verbreiteten Unkrautvernichters entscheiden. Doch unter nationalen Vertretern war über Monate hinweg nicht die nötige Mehrheit für eine Verlängerung der aktuellen Genehmigung oder eine Neuzulassung zustande gekommen. (dpa)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion