Gas-Vorräte reichen maximal 56 Tage – Wie viel davon gehört uns?

Die Temperaturen sind eisig, die Füllstände der deutschen Gasspeicher sinken rasch. Doch wie viel von diesem Gas gehört überhaupt uns? Das will nun die CSU schnellstmöglich geklärt sehen.
Gas-Vorräte reichen maximal 56 Tage, wie viel davon gehört uns?
Lagertanks für Flüssigerdgas.Foto: iStock
Von 19. Dezember 2022


Die CSU fordert von der Regierung noch in diesem Jahr genaue Angaben darüber, wer Zugriff auf die Reserven in den Gasspeichern hat. Die Bundesregierung verkündet zwar „mit geschwellter Brust“ hohe Füllstände der Gasspeicher, unterschlage aber, dass viel von diesen Reserven Kunden im Ausland gehöre, sagte CSU-Generalsekretär Martin Huber. Wie hoch dieser Anteil sei, wisse niemand.

Daher haben wir, Politik, Bürger wie Wirtschaft, keinerlei Planungssicherheit. Ich fordere die Bundesregierung daher auf, noch in diesem Jahr zu klären und transparent zu machen, über welche Gasreserven Deutschland tatsächlich verfügt und wie lange die vorhalten.“

Huber übte scharfe Kritik an dem Präsidenten der Bundesnetzagentur und früheren Grünen-Politiker Klaus Müller. „Der erzählt mal, die Speicher sind voll, und alles ist gut, mal das Gegenteil und dass wir dringend sparen und das Duschen aufhören sollen“, teilte Huber der „Welt“ mit.

„Am Anfang hat er gesagt, es würde keinen Strommangel geben. Inzwischen weiß jeder: Das Gegenteil ist der Fall. Man kann den Aussagen des Präsidenten der Bundesnetzagentur ganz offensichtlich nicht vertrauen. Das verunsichert die Menschen.“

Gas-Vorräte reichen für maximal 56 Tage

Der Füllstand aller deutschen Gasspeicher ist aufgrund der eisigen Temperaturen auf rund 88 Prozent (Stand: 17.12.) gesunken, wie „NDR“ berichtete – mit weiter fallender Tendenz. Die Gasspeicher allein könnten den Gasverbrauch Deutschlands bei einem Bedarf wie in den Vorjahren für schätzungsweise 56 Tage bedienen. Entsprechend deutlich kürzer wird der Zeitraum, wenn sich tatsächlich bestätigt, dass auch andere Länder Zugriffsrechte auf das Gas haben.

Deutschland erhält kontinuierlich Importe aus anderen Ländern, auch im Winter. Vor allem Norwegen, die Niederlande und Belgien beliefern uns wie bisher mit Erdgas. Deutschlands bisher größter Lieferant, Russland, stellte seine Gaslieferungen aufgrund der deutschen Sanktionspolitik Ende August komplett ein.

Der Gasverbrauch lag laut den Daten der Bundesnetzagentur in KW 49 um 5,2 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der letzten vier Jahre. Er ist gegenüber der Vorwoche jedoch um 11,8 Prozent angestiegen. Das von der Regierung angestrebte Sparziel wurde damit deutlich verfehlt. Die Temperaturen waren 2,7 °C kälter als in den Vorjahren. Temperaturbereinigt lag der Verbrauch in der 48. und 49. Kalenderwoche nur noch zwölf Prozent unter dem Referenzwert der letzten vier Jahre und damit im kritischen Bereich.

Gas-Vorräte reichen maximal 56 Tage, wie viel davon gehört uns?

Gasverbrauch temperaturbereinigt in GWh/Tag. Foto: Bundesnetzagentur

Huber: Netzstabilität am Anschlag

Der CSU-Generalsekretär hält Stromausfälle aufgrund von Energieknappheit für wahrscheinlich. „Messungen in den vergangenen Tagen haben gezeigt, dass die Netzstabilität stellen- und zeitweise am Anschlag ist. Vor diesem Hintergrund müssen wir uns auf regionale Stromausfälle einstellen, die Folge von Energieknappheit sind. Diese Gefahr hätte man mit einer wirksameren Vorsorge- und Beschaffungspolitik minimieren können“, sagte Huber.

Andere Länder haben da besser reagiert, sich auch mehr Gas gesichert. Italien zum Beispiel. Wir müssen jetzt schauen, wie stabil unsere Netze sind. Deshalb fordern wir einen weiteren Stresstest. Das ist dringend nötig.“

Huber erneuerte die Forderung nach einem Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke über Mitte April hinaus: „Die CSU will keine Renaissance der Atomkraft, aber auf Energie aus dem KKW Isar II sind wir in der aktuellen Lage angewiesen. Mindestens bis ins Jahr 2024 hinein. So lange muss es am Netz bleiben.“

Wird bald doch gefrackt?

Zudem kündigte Huber an, dass Bayern die Förderung von Gas und Fracking im Freistaat prüfen werde: „Wir haben dazu eine klare Haltung. Wir müssen alle Energiequellen nutzen, die es gibt, auch in Bayern. Wir schauen uns derzeit alle Vorkommen an, die es in Bayern gibt und lassen prüfen, wo sich die Erschließung lohnt.“

Zu Fracking in Bayern sagte der Generalsekretär: „Wir müssen uns alles anschauen, aber vermutlich sind die Möglichkeiten im Norden Deutschlands besser.“

(Mit Material von dts)



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