Gebäudereiniger und Lehrer beklagen mangelnde Schulhygiene – Lehrer bilden Putz-Teams

In einem Brief an Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat der Bundesinnungsverband des Gebäudereinigerhandwerks auf die schlechten hygienischen Bedingungen in Schulen hingewiesen.
Titelbild
Eine Lehrerin reinigt Tische und Stühle.Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images
Epoch Times31. August 2020

„Die Hygiene an Schulen ist schon länger ein Problem“, sagte Bundesinnungsmeister Thomas Dietrich der „Rheinischen Post“. Grund dafür sei der Wunsch der Schulträger, Kosten bei der Reinigung zu drücken.

„Wer aber weniger bestellt und die Reinigungspläne bis auf ein gerade noch vertretbares Minimum ausdünnt, der bekommt am Ende natürlich auch weniger Leistung.“ Das Spardiktat der Vergangenheit räche sich in der Coronakrise und könne im schlimmsten Fall zu einem echten Gesundheitsrisiko werden.

„Es muss nicht seltener, sondern häufiger professionell gereinigt und desinfiziert werden – in Schulen mit jüngeren Kindern sogar in noch höherer Frequenz.“ Die Innung beruft sich auf eine Umfrage, in der jeder dritte Lehrer angab, Räume putzen zu müssen, um den Rhythmus bei der Reinigung zu gewährleisten.

„Die Situation in den einzelnen Kommunen ist sehr unterschiedlich“, sagte Andreas Bartsch, Präsident des NRW-Lehrerverbands. Neben denen, die vorbildlich arbeiteten, gebe es leider tatsächlich auch Schulen, in denen die Lehrer Putzteams gebildet hätten, um im zweistündigen Rhythmus die Räume und Flure zu reinigen.

„In anderen Schulen werden die Schüler dazu angehalten, ihre Tische zu reinigen und zu desinfizieren“, sagte Bartsch und sprach von unhaltbaren Zuständen. „Es ist nicht zu viel verlangt, dass Lehrer und Schüler in einer guten Arbeitsatmosphäre arbeiten wollen.“

Das Bundesbildungsministerium verwies zuständigkeitshalber auf die Länder und Kommunen, sperrte sich jedoch nicht gegen eine Gesprächsrunde, wie von Bundesinnungsmeister Dietrich gefordert: „Wenn sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und zusammen nach einer Lösung des Problems suchen, dann ist das aus Sicht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zu begrüßen“, so ein Sprecher.

Hinweise des Robert Koch-Instituts zur Reinigung und Desinfektion

Auf der aktuellen Seite des Robert Koch-Instituts unter „Hinweise zu Reinigung und Desinfektion von Ober­flächen außerhalb von Gesundheits­einrichtungen im Zusammen­hang mit der COVID-19-Pandemie“ heißt es:

Auszug aus „Hinweise zu Reinigung und Desinfektion von Ober­flächen außerhalb von Gesundheits­einrichtungen im Zusammen­hang mit der COVID-19-Pandemie“ des RKI vom 3.7.2020. Foto: Screenshot RKI

Und weiter:

Auszug aus „Hinweise zu Reinigung und Desinfektion von Ober­flächen außerhalb von Gesundheits­einrichtungen im Zusammen­hang mit der COVID-19-Pandemie“ des RKI vom 3.7.2020. Foto: Screenshot RKI

Lehrergewerkschaft beklagt mangelnden Schutz vor Ansteckung

Die Lehrergewerkschaft GEW kritisiert, die Kultusminister schützten Lehrer und Schüler nicht ausreichend vor der Ansteckungsgefahr durch SARS-CoV-2. „Ich wünsche mir ein klares Signal, dass wirklich alle Lehrkräfte, die zu Risikogruppen gehören, von zu Hause aus oder in Kleinstgruppen arbeiten dürfen“, sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Montagausgaben). „Den Ausschlag muss eine sachliche Beurteilung der Gefährdung für den Einzelnen geben – und nicht die Frage des Lehrkräftemangels.“

Tepe befand: „Die Landesregierungen betrachten die Frage zu sehr unter dem Gesichtspunkt, was ihnen selbst in den Kram passt.“ Sie setzte hinzu: „Es geht uns dabei nicht nur um den Schutz der Lehrkräfte, sondern auch der Schüler und ihrer Angehörigen.“ Auf die Frage, ob das Schuljahr von der Politik ausreichend vorbereitet worden sei, antwortete sie: „Leider haben die Kultusminister vieles versäumt. Das lässt sich schon daran erkennen, dass nicht ausreichend nach schnellen Lösungen für die Lüftungsprobleme in vielen Klassenräumen gesucht wurde.“ Es sei aus Sicht der Lehrer nicht akzeptabel, wenn in Schulen nicht die in der Gesellschaft üblichen Abstandsregeln eingehalten werden.

RKI-Bericht: Weniger positiv Getestete

Trotz mehrfach von Politiker geäußerter Befürchtungen blieben erhöhte Corona-Ausbrüche nach der großen Berliner Demonstration am 1. August 2020 aus. Die derzeit steigende Anzahl von positiv Getesteten ist auf die umfangreichen Corona-Tests zurückzuführen. Wie aus dem Situationsbericht des Robert Koch-Instituts vom 26.8.2020 hervorgeht, wurden die Anzahl der Tests in der 34. Kalenderwoche um über 95.000 Tests erhöht. Die Anzahl der positiv Getesteten lag jedoch unterhalb der Anzahl der Vorwoche.

Auszug aus dem RKI-Situationsbericht vom 26.8.2020. Foto: Screenshot RKI

Eine an das Robert Koch-Institut durch Epoch Times gestellte Anfrage, wie viele Personen von den positiv Getesteten aktuell erkrankt sind, blieb bislang unbeantwortet. (dts/sua)



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