Gibt es Unterschiede bei den Chargen der mRNA-Impfung?

Fünf Chemieprofessoren haben sich erneut an den Pharmakonzern bezüglich der Qualität des Impfstoffs Comirnaty gewandt. Es geht um eine gerade erschienene Studie, nach der Impfschäden konkreten Chargen des mRNA-Impfstoffes zugeordnet werden können.
Laut dem Vorstandsvorsitzenden und Mitgründer Ugur Sahin bleibt Biontech weiterhin ein eigenständiges Unternehmen.
Vorstandsvorsitzender und Mitgründer: Ugur Sahin bleibt bei BioNTech.Foto: Arne Dedert/dpa
Von 12. Mai 2023

Bereits Anfang 2022 hatten sich fünf Chemieprofessoren mit einem Fragen-Katalog zunächst an das Pharmaunternehmen BioNTech gewendet. Die Anfrage wurde seinerzeit in einem offenen Brief in der „Berliner Zeitung“ veröffentlicht. Unter anderem wollten sie Auskunft über die Bestandteile, Eigenschaften und Qualitätskontrolle des Corona-Impfstoffs erhalten. Auf ihre ungemütlichen Fragen an den Pharmariesen und das für die Sicherheitsüberwachung von Arzneimitteln zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) erhielten sie „irritierende“ Antworten.

Konkret wollten sie dem Rätsel um die Farbe – den Grauton – des BioNTech-Impfstoffs nachgehen. Die Fragen „Woher kommt der Grauton?“ und „Handelt es sich dabei um Verunreinigungen?“ wurden durch die Antworten des Pharmariesen für die Wissenschaftler nicht zufriedenstellend beantwortet und auch ein Interview mit der „Berliner Zeitung“, in dem der Präsident des PEI, Prof. Klaus Cichutek, erklärte, dass nach Einschätzung der deutschen Kontrollinstanz für Arzneimittel alles „regelkonform“ sei, warf eher weitere Fragen auf, als dass sie beantwortet wurden.

Grauzone: Unterschiedliche Farbangaben auf Beipackzettel

Auf dem Beipackzettel des Corona-Impfstoffs „Comirnaty“ aus dem Hause BioNTech/Pfizer heißt es: „Der Impfstoff ist eine weiße bis grauweiße Dispersion“. Der Vorwurf, dass einzelne Impfstoffchargen unterschiedliche Qualitäten aufweisen können und Impfnebenwirkungen bei einigen Chargen besonders häufig auftreten, wies das Pharmaunternehmen seinerzeit zurück. Die Behauptung sei „ohne Quellenangabe“ veröffentlicht worden. „Bis heute sind BioNTech keine Chargen-spezifischen Nebenwirkungsmeldungen bekannt“, schrieb dazu der Impfstoffhersteller.

Fragen über Fragen – Wissenschaftler lassen nicht locker

Epoch Times hat sich bereits im Januar 2022 bezüglich „Häufung von Verdachtsfällen auf Nebenwirkungen bei bestimmten Impfstoff-Chargen“ an das PEI gewandt. Diese Daten müssten „aufwändig extrahiert und zusammen gestellt werden“, hieß es vom PEI. Das sei insbesondere in der damaligen Situation nicht möglich. „Häufungen von Verdachtsfallmeldungen würden aber auffallen und dem würde nachgegangen.“

Jetzt, über ein Jahr später, haben die fünf Professoren nachgelegt und wollen von dem Pharma-Unternehmen wissen, ob es eine Erklärung für unterschiedliche Nebenwirkungen bei einzelnen Chargen der BioNTech-Impfungen gibt.

Dafür haben sie wieder einen Brief an BioNTech geschrieben. Der Schriftwechsel wurde von den Wissenschaftlern auch zur „Berliner Zeitung“ geschickt, die das Anliegen veröffentlicht hat, ebenso wie die Hintergründe zu dieser Anfrage: Eine neue Studie aus Dänemark, die besagt, dass es nach Vergabe von Impfstoff aus bestimmten BioNTech-Chargen zu einer Häufung von Nebenwirkungen kommt.

Studie aus Dänemark: mehr Nebenwirkungen bei einzelnen Chargen

Die Wissenschaftler schreiben in ihrem Brief an BioNTech, die Ende März erschienene Studie zeige „ganz deutlich, dass es zwischen den Chargen Ihres Impfstoffs außerordentlich große Unterschiede bei den jeweils gemeldeten Nebenwirkungen und Impfschäden gab“. Zusätzlich haben sie weitere Fragen an das Mainzer Unternehmen. Sie bitten in diesem Brief um eine mögliche Erklärung dafür, „dass drei verschiedene Gruppen von Impfstoff-Chargen mit stark unterschiedlichen Melderaten beobachtet wurden“.

Zudem beleuchte die Studie, „dass die Chargen mit hohen Nebenwirkungsmelderaten entweder weniger häufig eingesetzt wurden oder es sich um kleine Chargengrößen handelte“. Es stelle sich zudem auch die Frage, wie „sich die entsprechenden Chargen bezüglich ihrer Zusammensetzung unterscheiden“.

Offenlegung zu Details von Wirk- und Hilfsstoffen gefordert

Ferner bitten die Wissenschaftler darum, „die von der EMA [Europäische Arzneimittel-Behörde, Anm. der Red.] geforderten Toleranzbereiche für alle Wirk- und Hilfsstoffe in den sogenannten Corona-Impfstoffen“ offenzulegen.

Als Grund für diese Bitte geben die Professoren an: „Uns scheinen die nach unserer Kenntnis von der Europäischen Arzneimittel-Behörde (EMA) festgelegten Toleranzbereiche für alle Wirk- und Hilfsstoffe unverhältnismäßig hoch zu sein.“

Ebenso wollen sie wissen: Hat BioNTech Kenntnis von der dänischen Studie und sich damit auseinandergesetzt? Und hat das Unternehmen aus Mainz eventuell eigene Daten, die zur Verfügung stünden?

Bislang kam keine Antwort oder Reaktion von BioNTech. Das Interesse an der Aufklärung ist bei den meisten Akteuren der Corona-Zeit gering. Der Bundestag stimmte Ende April gegen einen offiziellen Untersuchungsausschuss. BioNTech mit Sitz in Mainz „an der Goldgrube 12“ bleibt unbehelligt.

BioNTech hat Pläne: Nach COVID-Flaute weitere mRNA-Stoffe

Der Umsatz der Firma ist im ersten Quartal 2023 eingebrochen. Er lag bei 1,27 Milliarden Euro – im Vergleich zu 6,37 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Entsprechend ging der Nettogewinn im gleichen Zeitraum von 3,69 Milliarden auf 502 Millionen Euro zurück. Grund für den massiven Gewinneinbruch sei die nachlassende Nachfrage nach COVID-19-Impfstoffen, schreibt die „Tagesschau“. Doch „das Mainzer Unternehmen hat dafür aber einige mRNA-Impfstoffe gegen Krebs in der Pipeline.“

Wie schon beim Pfizer/BioNTech-Wirkstoff „Comirnaty“ handelt es sich bei den Krebs-mRNA-Präparaten nicht um eine Impfung im klassischen Sinne. Die Klassifizierung als Medikament beziehungsweise als Gentherapie wäre zutreffender.

Kritiker monieren, dass unter dem Einfluss von Pharmaunternehmen eine rechtliche Umdefinition stattgefunden habe, um die vorgesehenen scharfen Sicherheitsauflagen bei als Gentherapeutika klassifizieren Präparaten zu umgehen. Wodurch am Ende, so nennt es die „Berliner Zeitung“, „Geschäftsinteressen […] mit Sicherheitsstandards“ kollidieren.



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