Google Street View nicht nur beliebt in Deutschland

Titelbild
Auf der Hannovermesse im März versuchte Google noch, mit lustig bemalten Street-View-Autos dem Vorhaben einer flächendeckenden Straßenansicht im Internet, einen heiteren Anstrich zu geben.Foto: Daniel Mihailescu/AFP/Getty Images
Von 17. August 2010

Ein Land, das Nazi-Terror und Stasi-Spitzel hinter sich gelassen hat, scheint nicht so leicht bereit zu sein, Einblicke in private oder halbprivate Sphären für das Internet freizugeben.

Seit Google seine Absicht kundgetan hat, per Street View jedes Haus – nicht nur in Deutschland – den Netzbürgern freizuschalten, rumort es in der Republik.

Zwar haben längst Betreiber von kleineren Webseiten begonnen, Rundum-Aufnahmen von Straßen und Plätzen im Internet darzustellen, sie verpixeln auf Wunsch auch Gesichter und Autokennzeichen, aber bei Google ist das offensichtlich etwas anderes. Es ist einfach flächendeckend und niemand weiß, welche bösen Buben eines Tages auf dumme Gedanken kommen und die ausgespähten Gebäude noch mehr ausspähen oder – was es auch schon gibt –, die ausgespähten Bewohner in ihrer Kreditwürdigkeit nach dem Straßenzug zu taxieren, in dem sie leben. Es gibt schließlich nichts, was es nicht gibt.

Deutlich gelassen zeigt sich Bundesinnenminister de Maizière, aber Verbraucherministerin Ilse Aigner stellt sich ganz auf die Seite der schutzbedürftigen Bürger. Im Frühjahr hat sie schon mit Google verhandelt und immer noch ist sie nicht zufrieden. Dass die Frist zum Einspruch der Fotografierten gegen eine Veröffentlichung im Internet nur bis zum 15. September läuft, hält sie für zu kurz. Recht hat sie, sie stammt aus Bayern und dort gehen die Sommerferien erst am 13. September zu Ende.

Inzwischen haben mit Briefvordrucken und E-Mail-Adressen verschiedene Bürgerämter mobil gemacht, Rechtsanwälte melden sich zur Beratung und Verbraucherschützer bieten Hilfe an. Schließlich hat Google selbst am 17. August im Netz die Möglichkeit geschaffen, online – mit einer Absicherung über einen Postbrief – Einspruch zu erheben. Google Maps macht’s möglich, das eigene Hausdach – so man denn ein Haus hat – zu markieren und den Einspruch per Mail abzuschicken. Der Start begann mit fulminanten Pannen, aber am Abend schien nach unseren eigenen Recherchen alles reibungslos zu laufen unter

https://streetview-deutschland.appspot.com/submission

Laut Angaben von Google sind folgende Städte schon fotografiert worden und nur für diese gilt die Ablaufsfrist des Einspruchsrechts am 15. September 24 Uhr: Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bremen, Dortmund, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart und Wuppertal.

Im Eingangstext wirbt Google noch einmal für sein Angebot: „Sie haben sich entschieden, Ihr Gebäude/Grundstück vor der Veröffentlichung von Street View in Deutschland unkenntlich zu machen. Das ist sehr schade, denn diese Funktion kann für Sie und andere von vielfachem Nutzen sein: Zum Beispiel, wenn Sie sehen möchten, wo Ihre Familie und Freunde wohnen, egal, wie weit Sie voneinander entfernt sind oder wenn Sie Ihren nächsten Urlaubsort vorab schon einmal erkunden möchten. Unternehmen können für sich werben und Street View in ihre Website integrieren, um ihren Kunden ihr Schaufenster, Büro oder die nächste Verkaufsstelle zu zeigen und gleich eine Wegbeschreibung anzubieten. Daher hoffen wir, dass Sie sich entschließen, Ihr Gebäude/Grundstück nicht unwiderruflich zu löschen.“

Die vorläufigen Schätzungen über Einsprüche aus Deutschland belaufen sich schon jetzt auf über Zweihunderttausend.

 

 



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