Berlin: Grenell will als US-Botschafter in Deutschland abtreten

Nachdem ein dauerhafter Geheimdienstkoordinator der US-Regierung gefunden ist, tritt Richard Grenell nicht nur von seiner Aufgabe als kommissarischer Geheimdienstkoordinator, sondern auch von seiner Aufgabe als Botschafter in Berlin zurück.
Titelbild
Richard Grenell nimmt an einer Pressekonferenz in der US-Botschaft in Berlin teil.Foto: Kay Nietfeld/dpa/dpa
Epoch Times24. Mai 2020

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird der 53-Jährige Richard Grenell bereits innerhalb der nächsten Wochen von seiner Stelle als US-Botschafter in Berlin abtreten – deutlich vor der Präsidentenwahl in den USA am 3. November. Seine Amtsgeschäfte wird dann voraussichtlich vorübergehend Robin Quinville übernehmen, die seit Juli 2018 Gesandte an der Botschaft und damit Stellvertreterin Grenells ist.

Die Frage ist nun, was US-Präsident Donald Trump als nächstes mit Grenell vorhaben könnte. Am Sonntag lobte er seinen Botschafter in Deutschland jedenfalls geradezu überschwänglich für dessen Arbeit als kommissarischer Geheimdienstkoordinator. „Richard Grenell ist ein Superstar“, sagte Trump in einem US-Fernsehinterview. Was Grenell für das Land getan habe, sei unglaublich. „Er hat einen der besten Jobs gemacht, den ich je gesehen habe.“

Grenell im Februar nach Washington beordert

Grenell war im Februar überraschend von Trump nach Washington berufen worden, um vorübergehend den Posten des Geheimdienstkoordinators zu übernehmen. Hintergrund war, dass der bis dahin ebenfalls geschäftsführende Koordinator Joseph Maguire bei Trump in Ungnade gefallen war und zurücktrat, weswegen eine schnelle Zwischenlösung gefunden werden musste. Nun ist aber ein neuer, permanenter Koordinator für die 17 Geheimdienste gefunden: Am vergangenen Donnerstag wurde der Kongressabgeordnete John Ratcliffe vom Senat bestätigt und soll nun am kommenden Dienstag vereidigt werden.

Damit endet eine dreimonatige Amtszeit Grenells. Dass er nun auch seinen Botschafterposten abgeben will, kommt nicht ganz überraschend. Zwar hatte Grenell im Februar noch erklären lassen, dass er Botschafter bleiben wolle. Zwei Wochen später berichtete das US-Online-Magazin „The Daily Wire“ aber dann, Grenell habe dem Weißen Haus seine Rücktrittsabsicht mitgeteilt. Eine offizielle Bestätigung gab es damals allerdings weder vom Weißen Haus noch aus der Botschaft in Berlin.

Keine Kommentare zu Reisen oder Zeitplänen des Botschafters

Bei dieser Linie blieb die Botschaft auch am Sonntag. Sie könne die Berichterstattung über den Abtritt Grenells „aktuell nicht bestätigen“, sagte eine Sprecherin der „Rheinischen Post“. Es sei Richtlinie der US-Botschaft, keine Kommentare zu Reisen oder Zeitplänen des Botschafters abzugeben.

Bereits nach der Bestätigung Ratcliffes am Freitag hatte die Botschaft einen Kommentar zu den Zukunftsplänen Grenells abgelehnt und lediglich erklärt, der Botschafter habe auch während seiner Zeit als Geheimdienstkoordinator die Regierungspolitik mit Blick auf Deutschland vertreten. „Wie wir schon gesagt haben, als er für diesen Posten ernannt wurde, werden wir die zentralen politischen Ziele weiterhin als Teil einer einheitlichen Regierungsarbeit offensiv vorantreiben.“

Grenell gilt als extrem loyal zu Trump und rühmt sich immer wieder eines guten Drahtes ins Weiße Haus. Über Twitter schickt er gerne Bilder mit dem Präsidenten in der Air Force One oder teilt mit, dass er gerade mit ihm telefoniert habe.

Er sieht seine Aufgabe darin, die Politik Trumps in Deutschland und Europa offensiv zu vertreten:

– Iran: Nach seiner Ernennung als Botschafter im Mai 2018 warnte Grenell deutsche Unternehmen davor, mit dem Iran zusammenzuarbeiten.

– Verteidigungsausgaben: Aus Verärgerung über den aus seiner Sicht unzureichenden deutschen Militäretat drohte Grenell, US-Truppen aus Deutschland abzuziehen.

– Nord Stream 2: Wegen der deutsch-russischen Ostseepipeline brachte Grenell Sanktionen auch gegen deutsche Unternehmen ins Spiel.

– Huawei: Deutschland müsse den chinesischen Telekomriesen vom Aufbau der Mobilfunknetze der nächsten Generation ausschließen, forderte Grenell.

Wird Grenell Trumps Wahlkampfhelfer?

Grenell lebt in seiner Residenz in Berlin-Dahlem mit seinem langjährigen Partner zusammen und setzte sich auch als Botschafter sehr aktiv für die Rechte von Schwulen und Lesben ein. Was wird aus ihm, wenn er demnächst in die USA zurückgeht?

Es gibt bereits Spekulationen, dass er Trump nun im Wahlkampf helfe. Er war immer wieder für andere hochrangige Posten im Gespräch. So wurde er als US-Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York und als Sicherheitsberater Trumps im Weißen Haus gehandelt. Im vergangenen Oktober ernannte der Präsident Grenell auch zum Gesandten für die Bemühungen um Frieden zwischen Serbien und dem Kosovo.

(dpa/er)



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