Handwerkspräsident: „Wir sind lange nicht über den Berg“ – Der Einbruch kommt erst noch

Während die Tourismus-Branche und Gastronomie die Auswirkungen der Corona-Krise sofort zu spüren bekommen haben, steht dem Handwerk der Umsatzeinbruch erst noch bevor, wenn die großen Aufträge abgearbeitet sind.
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Symbolbild.Foto: Christian Charisius/dpa
Epoch Times7. Juli 2020

Die Corona-bedingte Konsumzurückhaltung der Kunden macht den Handwerksbetrieben weiter zu schaffen, beklagt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH).

Die Coronakrise habe das Handwerk „mitten ins Mark getroffen“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“ (Dienstag). Mit den Lockerungen ließen die pandemiebedingten Beeinträchtigungen des Geschäftsbetriebs im Handwerk zwar nach.

„Aber trotz einer leichten Aufwärtsbewegung sind wir noch lange nicht über den Berg“, so Wollseifer. „Es kommen zu wenige Aufträge herein, um die Umsatzausfälle bis zum Jahresende auszugleichen. Viele unserer Betriebe kämpfen weiterhin mit den pandemiebedingten Einschränkungen, die einem regulären Geschäftsbetrieb im Wege stehen: fehlende Mitarbeiter, die Hygiene- und Abstandsvorgaben oder Störungen in den Lieferketten.“

Aufträge sind bald abgearbeitet

Den Bau- und Ausbauhandwerkern, die in den letzten Monaten ihre Auftragsdecke abgearbeitet hätten, stehe eine Konjunkturdelle erst noch bevor. „Hier muss die öffentliche Hand als wichtigster Auftraggeber aktiver werden und ihrer Vorbildwirkung bei der Auftragsvergabe gerechter werden“, fordert der ZDH-Präsident.

Was die Betriebe jetzt am Dringendsten bräuchten, seien funktionierende öffentliche Verwaltungen, so Wollseifer. „Die kommunalen Behörden müssen in der Lage sein, Planungs- und Genehmigungsverfahren schnell abzuwickeln und Prozesse schnell durchwinken zu können, damit unsere Betriebe arbeiten können. Denn der beste Auftrag nutzt nichts, wenn das Bauvorhaben nicht vorankommt, weil ein Baugerüst aufgrund der fehlenden Genehmigung nicht aufgestellt werden kann.“

Zudem sollten sich die Verwaltungen wappnen für den Fall einer zweiten Corona-Welle. Dies bedeute auch, die Digitalisierung von Verwaltungsabläufen voranzubringen. Keinesfalls, so Wollseifer, „dürfen auf unsere Betriebe neue bürokratische oder finanzielle Belastungen zukommen“.

Wollseifer: Kassenumstellung gehört verschoben

Nicht nachvollziehbar sei es für ihn, „warum etwa die Umstellung auf zertifizierte Kassen und die dafür seitens der Betriebe notwendige technische Aufrüstung der Kassen nicht um ein halbes oder dreiviertel Jahr verschoben wurde“. Das hätte den Betrieben etwas mehr Luft verschafft.

Forderungen nach einer Aufhebung von Corona-Distanzregeln und Maskenpflicht schließt sich der ZDH-Präsident nicht an. Zwar würden die Vorgaben Betriebsabläufe beeinträchtigen und seien für die Betriebe ein zusätzlicher Kostenfaktor.

Jedoch hätten die meisten Betriebe sich mit Blick auf die Hygienevorschriften gut auf das eingestellt, was im Zuge des Schutzes der Gesundheit von Belegschaft und Kunden notwendig sei.

Achtsamkeit und die Einhaltung epidemiologisch nötiger Hygiene-, Abstands- und Vorsichtsmaßnahmen seien weiterhin geboten, sagte Wollseifer. „Schließlich wollen wir keinesfalls wieder in eine Situation geraten, die einen erneuten Lockdown erfordert. Das wäre für unsere Betriebe eine Katastrophe.“ (dts)



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