Hartmut Steeb: „Der Staat ist nicht Gott, zum Glück – auch wenn sich manche Politiker gerade so aufführen“

Kontaktverbot, Homeoffice, Kinderbetreuung. Seit Corona stehen vor allem Familien vor einer ganz besonderen Herausforderung. Warum ein Umdenken nötig ist und der Staat sich wieder auf seine eigentliche Rolle besinnen sollte, erklärte der ehemalige Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, in einem Interview.
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Hartmut Steeb.Foto: Klaus U. Ruof
Von 25. Januar 2021

Dass in der Corona-Pandemie nur auf die Statistik der COVID-19-Fälle geschaut wird, geht dem ehemaligen Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz Hartmut Steeb gegen den Strich. Der 67-Jährige ist zehnfacher Familienvater und hat 18 Enkel. Für ihn zählt das Leben, das nach seiner Ansicht schon vor der Geburt anfängt. Epoch Times sprach mit ihm über das Leben in der Corona-Pandemie.

ET: Wie beurteilen Sie die Corona-Pandemie, wenn man diese als solche bezeichnen möchte, aus Sicht des Glaubens?

Hartmut Steeb: Ich bin da sehr zurückhaltend. Es ist schwierig, die gegenwärtigen Zeitgeschehnisse nach theologischen Grundsätzen zutreffend einzuordnen. Ich halte mich in der gesellschaftlichen Diskussion einfach an die Fakten. Corona ist ein wie auch immer geartetes neues Virus, das – wie andere Krankheiten auch – zu schweren Verläufen und Todesfällen führt.

Aber wir reden davon, dass etwa 3,5 Prozent der in Deutschland Verstorbenen Corona-Todesfälle sind (weltweit 4 Prozent). Ich halte es für falsch, wenn wir unser ganzes Augenmerk auf diese drei Prozent richten und den Rest der Gesellschaft vergessen. Es gibt 96,5 Prozent anderer Todesfälle – was ist mit denen? Warum wird die eine Krankheit jetzt so hochgehalten, dass die ganze Gesellschaft darauf fixiert wird? Nur weil die WHO gesagt hat, dass es eine Pandemie gibt, meint man, dass man alles tun müsse, um das zu vermeiden. Aber es gibt kein Konzept, das wirkt – selbst der volle Lockdown zeigt kaum eine Wirkung, da müssen wir jetzt abwarten, was die Zahlen in der nächsten Zeit bringen. Eine internationale Studie, die man freilich in Deutschland kaum bekannt macht, spricht sogar von der Wirkungslosigkeit der Lockdownpolitik.

Ich meine, man muss gezielt Krankheiten behandeln anstatt eine ganze Gesellschaft unter Quarantäne zu setzen. Das ist aus meiner Sicht eine Überschätzung der menschlichen Fähigkeiten. Man kann Krankheiten sowie auch den Tod nicht ausmerzen. Das gehört alles zum Leben dazu. Es ist eine Anmaßung zu sagen, wir müssen das Virus besiegen. Der Mensch muss lernen, damit zu leben. Ein von der Vernunft geprägter Blick auf die Fakten wäre hier ausreichend, um eine bessere Politik zu machen.

ET: Sie haben gerade angesprochen, dass der Tod zum Leben gehört. Wenn man nun die 80-Jährigen in den Pflegeheimen nimmt, wird den alten Leuten damit das Recht auf einen natürlichen Tod genommen?

Hartmut Steeb: Ich gehöre ja sozusagen auch zur sogenannten Risikogruppe, auch wenn ich erst 67 Jahre alt bin. Aber genau mit solchen Begrifflichkeiten fängt es an. Als Risikogruppen werden alte Menschen betrachtet und Menschen mit Vorerkrankungen. Aber das sind doch generell Risikogruppen. Dazu braucht es keine Wissenschaftler. Der gesunde Menschenverstand und die aufmerksame Wahrnehmung der Wirklichkeit zeigen auf, dass ältere Menschen gefährdeter sind als jüngere – und zwar bei allem, was ihnen zustößt, selbst bei einem Verkehrsunfall. Wenn alte Menschen z. B. Treppen herunterfallen, ist die Wahrscheinlichkeit einer schweren Verletzung größer als die von Menschen in den Zwanzigern; wenn sie sich dabei gar einen Oberschenkelhalsbruch zuziehen, dann ist das sehr häufig der letzte Bruch, den sie hatten. Oft erholen sie sich davon nicht, auch wenn ein Oberschenkelhalsbruch nicht grundsätzlich rasch zum Tode führt.

Oder: Wenn ein Mensch schon drei Herzinfarkte hatte, ist natürlich jede Krankheit, die dazu kommt, noch viel schlimmer und gefährlicher als bei einem Gesunden.

Es ist schon richtig, die Älteren zu schützen – aber doch bitte nicht gegen ihren Willen! Man sollte sie auch nicht entmächtigen, indem man sie zum Beispiel einfach isoliert und sie keinen Besuch mehr empfangen dürfen, obwohl sie das wollen und ihre Kinder und Enkel das vielleicht auch wollen. Das ist eine inakzeptable Grenzüberschreitung staatlichen Handelns. Die Menschen werden ihrer Freiheit beraubt. Man sollte den Menschen viel mehr Eigenverantwortung lassen als es im Augenblick geschieht.

Zwar sagt man, dass alles freiwillig sei, aber der moralische Druck ist derart immens, sodass in meinen Augen vor allem in Pflegeheimen der ausgeübte Druck unmenschlich ist. Vor ein paar Wochen haben die führenden Politiker noch alle gesagt, dass es keine Impfpflicht geben wird, aber jetzt wird der Druck erhöht auf die Pflegekräfte und die Ärzteschaft – dass man die überhaupt zur Impfung überzeugen muss, sollte einem schon zu denken geben. Die wissen nun einmal, dass eine Impfung kein Allheilmittel ist. Dabei gibt es immer Nebenwirkungen. Die ersten Todesfälle sind inzwischen bekannt geworden, auch wenn ein Zusammenhang noch abgewiegelt oder verharmlost wird. Jedenfalls spricht vieles dafür, dass sie gerade im Blick auf Ältere und Kranke nicht wirklich richtig ausgetestet sind.

In der frühen Diskussion vor etwa neun Monaten hat sich der bayerische Ministerpräsident Söder schon für eine Impfpflicht ausgesprochen, auch die Kultusministerin Susanne Eisenmann aus Baden-Württemberg hat sich dafür ausgesprochen. Aber dann wurde das zurückgenommen und die Bundesminister Spahn und Seehofer und die Bundeskanzlerin haben deutlich gemacht, dass es keine Impfpflicht geben werde. Aber es scheint jetzt in dieser Pandemie scheibchenweise alles wieder zurückzukommen.

Jetzt soll der Ethikrat prüfen, ob eine Impfpflicht für Pflegekräfte denkbar ist. Die Soldaten sollen der Impfpflicht unterzogen werden. Und der Bevölkerung wird moralischer Druck gemacht und die Impfung als soziale Tat der Nächstenliebe propagiert. Wer sich nicht impfen lässt, wird dann möglicherweise bald als Egoist gebrandmarkt. Wer die Debatte von Anfang an aufmerksam beobachtet hat, hat gewusst, dass die Impfbereitschaft nicht so groß war, wie uns vorgegaukelt wurde. Jetzt wird versucht, den Druck zu erhöhen. Auch die „Pflicht durch die Hintertür“, vor der vor einiger Zeit noch die Bundesjustizministerin gewarnt hat, ist unterwegs, bis hin zum Gedanken an einen europäischen Impfpass, der zur Sortierung der Menschen und dann zu unterschiedlichen Rechten und Privilegien benutzt werden kann.

ET: Auch viele Ärzte sind nicht bereit, sich impfen zu lassen. Ein Klinikleiter berichtete mir vor kurzem, dass die Hälfte des Personals schon die Grippeschutzimpfung verweigert. Seine Prognose für die Beteiligung an COVID-19-Impfungen war sehr zurückhaltend.

Hartmut Steeb: Warum gab es denn 2018 trotz Grippeschutzimpfungen 25.000 Todesfälle? Und bei Grippeschutzimpfungen weiß man ja schon, dass man sich jedes Jahr neu impfen lassen muss. Bei der COVID-19-Impfung weiß man es jetzt noch nicht.

Wenn ich mich jetzt also impfen lasse, weiß ich überhaupt noch nicht, wie viel Immunität ich aufbaue, wie lange diese hält und ob ich danach noch ansteckend bin oder nicht. Das sind offene Fragen und Risiken. Da sage ich: Wozu soll ich mich denn impfen lassen, wenn das Risiko schwer zu erkranken ohnehin schon gering ist?

Ich schätze mal, dass in der Grippesaison 2017/2018 50 Millionen Menschen in Deutschland infiziert waren. Das kann man so behaupten. Die Zahl kennt keiner. Denn in der gesamten Menschheits- und Gesundheitsgeschichte haben wir nie zielgerichtet auf die Menschen geschaut, die infiziert waren und möglicherweise eventuell vielleicht erkranken könnten. Das natürliche Immunsystem wird mit den meisten Erkrankungen, die ihm drohen, ohnehin fertig und das gilt es zu stärken.

Darum haben wir natürlich keine Vergleichszahlen. Was bedeutet es denn, wenn die Hälfte der Bevölkerung mit einem Virus infiziert ist? Interessant und wichtig ist doch, wer krank wird, wer ärztliche Hilfe braucht, wer ins Krankenhaus muss und wer trotz aller ärztlichen Hilfe tatsächlich an dieser Erkrankung stirbt. Meines Wissens liegen uns nur Zahlen für den Bereich Krankenhaus und Todesfälle vor. Anhand dieser Zahlen kann ich jedenfalls nicht sehen, dass wir eine Epidemie hätten. Trotz Teil- und noch mehr Lockdown in den Monaten November und Dezember sind die Sterbezahlen gestiegen. Das scheint also nichts zu bringen; aber viele Politiker wollen die Maßnahmen noch verschärfen!

ET: Wir wissen ja, dass jeder verstorbene Infizierte in die RKI-Statistik als „Corona-Toter“ eingeht.

Hartmut Steeb: Das ist ja auch von der WHO so vorgegeben, dass jeder, der positiv getestet wurde, selbst bei einem Verkehrsunfall, nach seinem Tod als Corona-Toter gilt. Selbstmord oder Herzinfarkt spielen keine Rolle. Sogar wenn Verstorbene bisher nicht positiv getestet wurden, werden sie eben im Nachhinein noch getestet. Diese Anweisung hat beispielsweise die Kassenärztliche Vereinigung Bayern an die Arztpraxen gegeben. Offenbar will man die Corona-Toten-Zahlen möglichst erhöhen. Wir haben einfach eine kranke Gesellschaft beziehungsweise wir machen die Gesellschaft krank. Trotz dieser kuriosen Zählweise sind im vergangenen Jahr laut RKI eben nicht mehr als 3,5 %, rund 33.000 Menschen an oder mit Corona gestorben.

Dass allein in Deutschland im vergangenen Jahr wohl wieder über 100.000 Kinder bei Abtreibungen getötet wurden, darüber spricht niemand. Weltweit sind es jährlich nach Angaben der WHO 57 Millionen, die daran gehindert wurden, das Licht der Welt zu erblicken. Auch wenn ich kein Naturwissenschaftler bin und Biologie eines meiner schlechtesten Fächer in der Schule war, so ist mir doch schon früh bewusst gewesen, dass sich ein entstandenes Kind nach Verschmelzung von Ei- und Samenzelle als Kind entwickelt und nicht erst zum Kind. Von Anfang an ist alles in ihm angelegt. Wie man dann sagen könne, dass ein solcher Mensch nicht voll akzeptiert wird und man stattdessen über sein Leben bestimmt, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Bei der Geburt meines ersten Kindes ist mir das nochmals gar klar geworden. Das war für mich ein Riesenwunder, wie aus der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle aus liebevoller Gemeinschaft zwischen meiner Frau und mir dann plötzlich nach 40 Wochen so ein Mensch auch für mich greifbar wird, indem er dann geboren wurde. Zwei Dinge sind mir dabei bewusst geworden: 1. Für eine Frau ist das natürlich ein großer Kampf, ein Kind zu gebären – das macht man nicht mal so nebenbei. Ich kann darum auch jede Frau verstehen, die keine oder nicht mehr Kinder will, wenn sie sagt, das ist ein Schmerz, da muss man ein Stück seines Lebens aufgeben. Aber dass man 2. den Wert des Kindes an der Geburt festmachen will, indem man sagt, vorher war es kein Mensch, jetzt ist es aber einer, ist nicht haltbar.

Aus diesem Grund bin ich nach der Geburt meines Kindes noch mehr zum Gegner der Abtreibung geworden. Gleichzeitig habe ich eine Hochachtung vor den Müttern gewonnen.

Ich finde, Mütter sind die eigentlich wichtigsten Leistungsträger der Gesellschaft, denn sie geben einen Teil ihres eigenen Lebens auf, um ein neues Leben zu ermöglichen. Dafür kann ich mich begeistern. Und gleichzeitig ärgere ich mich über die Missachtung dieser Müttertätigkeit, die so wichtig und nachhaltig ist.

ET: Und jetzt fällt den Müttern noch in der modernen Gesellschaft das Homeoffice und die Beschulung ihrer Kinder auf die Füße. Wie sehen Sie grundsätzlich die Verteilung der Männer- und Frauenrolle?

Hartmut Steeb: Die Frau hat natürlich schon immer gearbeitet. Die Frauen haben schon immer eine große Last an der Arbeit getragen. Das Besondere ist jetzt, was die Gesellschaft daraus macht. Früher waren die meisten Menschen in der Landwirtschaft oder im Handwerk tätig. Da war völlig klar, dass sich die Frau natürlich voll einbringt und das Miteinander in der Familie gestaltet. Das Leben und Arbeiten gehörte viel mehr zusammen.

Heute ist es so, dass man morgens aus dem Haus geht und abends nach Hause kommt, wenn man eine Arbeit außerhalb der Familie hat. Diese außerfamiliäre Arbeit ist eigentlich die Neuigkeit der modernen Industriegesellschaft und darauf hat meines Erachtens die Gesellschaft noch keine sinnvolle Antwort. Denn jetzt wird die Frage Arbeit oder Familie zum Gegensatz, weil es einfach schwer ist. Deshalb meine ich, man müsste die innerfamiliäre Arbeit vielmehr wertschätzen; sie wird heute gar nicht ernstgenommen.

Das drückt sich auch in der Sprache aus. Da sagt man: „Jetzt gehen die Frauen arbeiten.“ Wir haben in der Familie zehn Kinder. Meine Frau hat von morgens bis abends gearbeitet – für Jahrzehnte, ohne dass sie außer Haus berufstätig war. Das ist eine Arbeit mit 24 Stunden Bereitschaft, selbst im Urlaub und in den Ferien. Es gibt quasi keine freien Tagen. Dass unsere Gesellschaft diese Arbeit missachtet, das ist der eigentliche Skandal.

ET: Haben Sie eine Lösung dafür?

Hartmut Steeb: Ich setze mich seit Jahrzehnten dafür ein, dass die Tätigkeit als Mutter auch materiell geschätzt wird. Ein Familiengehalt wäre eigentlich richtig. Denn die Gesellschaft lässt sich die Kinderbetreuung außerhalb der Familie viel kosten, aber das Original wird gar nicht unterstützt. Wenn man das aber machen würde, wären sehr viel mehr Frauen und vielleicht auch einige Männer zu Hause bei ihren Familien, sodass sie die Familie auch gestalten können.

Es dürfte nicht wie jetzt zu einer materiellen Sozialfalle werden, sodass man, wenn die Mutter zu Hause bleibt, kein zweites Gehalt und später auch keine zweite Rente erhält. Damit wird es für die Familien fast unmöglich, ein Familienmodell zu leben, das eigentlich das Ur-Modell ist.

Ich glaube, dass Gott selbst diese Welt erschaffen hat und uns Menschen das Leben gegeben hat. Gott weiß, wie am besten das Leben funktioniert. Er hat Mann und Frau für einander geschaffen, für die Ehe, damit sie für Nachkommen sorgen. Gott hat für Natürlichkeit und Nachhaltigkeit gesorgt, aber die heutige Gesellschaft will das möglichst alles kappen und meint, es besser zu wissen als Gott selbst.

ET: Die Gesellschaft ist gespalten – für oder gegen Masken, für oder gegen Impfung. Das verschärft sich immer weiter. Gibt es aus Ihrer Sicht einen Ansatz, wie sich die Menschen wieder auf einer Ebene verständigen können oder halten Sie die Fronten für derart verschärft, dass man sie kaum noch lösen kann?

Hartmut Steeb: Ich halte mich gerne an den Satz, dass Prognosen immer schwierig sind, vor allem, wenn sie in die Zukunft gerichtet sind. Ich hoffe und wünsche es mir, dass wir wieder zu einer faktenorientierten, nicht von Angst geleiteten Sicht der Dinge kommen. Weltweit gibt es eine gewisse Unschärfe zu den tatsächlichen Zahlen – ob nun mit oder an Corona, es sind trotzdem nur maximal vier Prozent der Verstorbenen in die Corona-Todesfälle eingegangen.

Interessant wäre noch einmal zu schauen, wie hoch das durchschnittliche Todesalter nun liegt. Vor Wochen lag  das durchschnittliche Sterbealter noch niedriger als das Alter der an oder mit Corona Verstorbenen. Wir haben also das Problem, dass wir offenbar die Hochbetagten schwer schützen können – und hier wurde von Anfang an viel zu wenig getan. Da hat man zwar die Leute isoliert, es aber auch dabei belassen.

In den letzten Jahrzehnten wurde so viel über Psychosomatik geredet. Wir wissen, dass die körperlichen Einschränkungen sehr viel mit der Psyche  zu tun haben. Aber das hat man jetzt alles vergessen. Man hat vergessen, dass Leute krank werden, wenn man sie isoliert und sie dann auch anfälliger für Viren werden. Das ist natürlich empirisch schwer nachzuweisen. Aber das gehört ebenso wie die Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen zur Betrachtung der Fakten.

Wir sollten das wahrnehmen, was uns täglich in der Arzneimittelwerbung gesagt wird, nämlich: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“. Wir sollten also mal die Risiken und Nebenwirkungen einer medizinischen Maßnahme, ob nun Impfung oder Tabletten, mehr in Augenschein nehmen.

Ich hoffe noch immer, dass die Menschen dazu in der Lage sind, vernünftig zu entscheiden und zu dem Ergebnis kommen, dass sie nicht die gesamte Gesellschaft lahmlegen und die komplette Wirtschaft herunterfahren müssen. Das macht doch keinen Sinn, jetzt alles kaputt zu machen und später kein Geld mehr zu haben. Was braucht man denn wirklich, um gesund zu leben? Diese Dinge müssen viel mehr bedacht werden.

Polemisch gesagt, versucht man jetzt mit Gelddruckmaschinen die Krise zu bewältigen, aber das ist keine gute Art und Weise. Man müsste da schon etwas intelligenter vorgehen.

ET: Wie hält sich Ihre zwölfköpfige Familie denn gesund?

Hartmut Steeb: In erster Linie mit Normalität. Ich gehe mal zurück in die Zeit, in der meine Kinder noch in den Kindergarten gegangen sind. Natürlich waren die öfter krank. Aber das gehört eben auch zur Kindesentwicklung, dass man auch durch Krankheit sein Immunsystem aufbaut. Wenn ich meine Kinder dauern vor allem schütze, dann sind sie nicht stark genug, um zu widerstehen. Wenn ich gesundheitlich Kindern alle Hürden wegnehme, ihnen alle Gegenstände wegnehme, an denen sie sich stoßen könnten, wo sie Widerstand lernen können, dann werden sie auch keine Widerstandsfähigkeit haben.

Wir haben nie ein besonderes Fitnessprogramm in unserer Familie gehabt, sondern uns einfach nur normal bewegt. Deshalb plädiere ich dafür: Lasst die Kinder in die Kindergärten gehen. Wenn sie krank sind, muss ich sie natürlich zu Hause lassen, das macht man bei einer normalen Grippe schließlich auch.

ET: Viele Berufstätige stellen ihre Arbeit über die Familie, weil sie schließlich ihre Familie ernähren müssen.

Hartmut Steeb: Das ist das Problem in unserer sogenannten modernen Gesellschaft, weil die Mutter eben meint, außerfamiliär arbeiten zu müssen. Da werden dann auch Kinder in Kindergärten geschickt, obwohl sie krank sind. Es macht natürlich keinen Sinn, die Kinder bewusst einer Erkrankung auszusetzen. Das macht man ja nur bei Impfungen. Und deshalb sollte man da sehr zurückhaltend sein, damit man ihnen nicht etwas spritzen lässt, das sie möglicherweise nur schwer bewältigen können.

Wir müssen einfach nur normal leben. Aber das ist derzeit schwer. Jetzt darf ich nicht einmal gemeinsam mit meiner Frau in Baden-Württemberg zum Geburtstag meines Enkels gehen. Umgekehrt dürfen auch nicht mehrere Enkel aus mehreren Haushalten zu uns auf Besuch kommen. Ich darf zu einer sechsköpfigen Familie zu Besuch kommen, aber sie nicht zu mir. Bei solchen Regelungen fasst man sich an den Kopf und fragt, was daran logisch sein soll.

Welchen Sinn macht das, dass ich mit meiner Frau niemanden gemeinsam besuchen darf, wo wir doch sowieso zusammen leben? Das ist einfach nicht nachzuvollziehen. So wird natürliches Begegnen und Natürlichkeit unterbunden mit der Folge, dass diese Gesellschaft immer kränker wird.

ET: Wie haben Sie als Großfamilie denn Weihnachten gefeiert?

Hartmut Steeb: Ich habe viermal ein schönes Weihnachtessen gehabt, weil wir unsere Familie auf vier Etappen aufgeteilt haben. Aber danach wurde es noch schlimmer. Im Januar folgten dann die Familiengeburtstage: meine Frau, zwei Kinder, eine Schwiegertochter und noch drei Enkel – das ist furchtbar kompliziert.

Also teilen wir uns auf, zum einen Geburtstag gehe ich, zum nächsten meine Frau. Was maßt sich der Staat eigentlich an, darüber zu bestimmen? Selbst wenn wir uns anstecken würden – es ist nicht die Aufgabe des Staates, mich vor allem Schaden zu bewahren, sondern er soll schauen, dass meine Gesundheit nicht durch staatliches Handeln beeinträchtigt wird. Er kann mich nicht vor allem privaten Blödsinn bewahren. Wenn ich die Treppen runterfalle, kann er mich auch nicht bewahren.

Wenn in einem Dorf ein Haus brennt, dann kommt die Feuerwehr und löscht den Brand und schaut, dass das Feuer nicht auf die benachbarten Gebäude übergreift. Manchmal ist das sogar wichtiger als die Löschung des Feuers. Aber ich muss nicht ein ganzes Dorf unter Wasser setzen, weil irgendwo ein Haus brennt. Wir setzen momentan jedoch nicht nur ein Dorf, sondern die ganze Gesellschaft unter Wasser, obwohl es nicht nötig ist – auch an den Stellen, wo überhaupt keine Gefahr droht. Das kann nicht sein.

Der Staat übernimmt gerade Aufgaben, die er weder bewältigen noch wirklich umfassend  überblicken kann, was freilich auch gar nicht seiner Aufgabenstellung entspricht. Das ist übergriffig.

ET: Worin sehen Sie die Aufgabe des Staates?

Hartmut Steeb: Der Staat ist jedenfalls nicht dazu da, um Krankheiten zu besiegen. Er soll natürlich schauen, dass wir nicht vorsätzlich krank werden durch unsauberes Wasser oder dergleichen. Aber ob ich krank werde oder nicht, ist nicht die staatliche Aufgabe. Aber das ist eben die Hybris. Der Staat meint, er sei für alles zuständig und tritt fast an die Stelle Gottes, indem der Staat sagt, er wolle keine Toten mehr haben. Aber das wird erstens nicht gelingen und zweitens ist es nicht seine Aufgabe.

Dabei haben wir jetzt noch nicht einmal über die internationale Dimension gesprochen. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat erklärt, dass wir jetzt schon eine weltweite Hungerpandemie durch den Lockdown haben. Das wissen wir bloß noch nicht, weil die Kameras nicht darauf gerichtet sind. Das merken wir erst, wenn die Flüchtlinge vor Europa stehen. Das findet viel zu wenig Beachtung.

Ich wundere mich auch, über die relative Stille der Hilfsorganisationen. Manche haben zwar darauf hingewiesen, aber dass sie da nicht die Alarmglocken läuten und die Folgen der Unterbrechung einer weltweiten Wirtschaft hinterfragen, verstehe ich nicht. Dabei gibt es weltweit mehr Tote durch andere Ereignisse als durch dieses Virus, das uns befallen hat.

Der Staat ist nicht Gott, zum Glück – auch wenn sich manche Politiker gerade so aufführen. Allerdings halte ich das für eine Verzweiflungstat. Die Politiker wissen nicht mehr, was sie machen sollen. Aber wenn ich in meinem Privatleben nicht weiß, was ich machen soll, dann überlege ich erstmal und bremse ab, bevor ich etwas in Gang setze, was womöglich einen größeren Schaden verursacht als es Nutzen bringt.

ET: Vielen Dank für das Interview.



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