Henryk M. Broder: Antisemitismus ist älter als die AfD

In seinem wöchentlichen Videoblog geht der Publizist Henryik M. Broder der Frage des Antisemitismus nach und sucht Parallelen zu den jüngsten Vorfällen in Halle.
Titelbild
Henryk M. BroderFoto: Screenshot / YouTube / Broders Spiegel
Epoch Times15. Oktober 2019

„Spieglein, Spieglein an der Wand, was ist los in diesem Land?“ – so beginnt der deutsche Publizist und Buchautor Henryk M. Broder seinen wöchentlichen „Spiegel“. In kurzer, prägnanter und informativer Art und Weise bringt er seine Gedanken zur Lage der Nation zum Ausdruck.

In seinem neuesten Video geht der Publizist der Frage des Antisemitismus in Deutschland auf dem Grund. In seinem Vlog (Videoblog) möchte er „aus gegebenem Anlass an einen Vorfall vor genau 60 Jahren erinnern“. Am Heilig Abend 1959 schändeten zwei DRP (Deutsche Reichsparteimitglieder) die erst kurz davor wiedereröffnete Kölner Synagoge mit Hakenkreuzen und Sprüchen. „Deutsche fordern Juden raus!“ – war zu lesen, und es kam landesweit zu ähnlichen Vorfällen.

Das schreckliche an den jüngsten, zu verurteilenden Ereignissen in Halle sei jedoch „die absolute Gedächtnis- und Erinnerungslosigkeit der Bundesrepublik“. Er analysiert: „Als wäre der Antisemitismus ein relativ neues Ereignis .. und .. dass er etwas mit dem Aufkommen der AfD zu tun hat, also ein neues Phänomen ist.“ Dann fährt er fort: „dem ist nicht so! .. Antisemitismus gehörte immer zum politischen Geschehen in der Bundesrepublik.“ Obwohl er in den Jahren der „Berliner Republik“ abgenommen hat. Aber er existierte immer, durchgehend.

Seither gebe es elf bis zwölf Antisemitismusbeauftragte in der Bundesrepublik und allein drei davon in Berlin. Er befürworte – halb im ernst, halb sarkastisch – die neue Antisemitismusbeauftragte bei der Generalstaatsanwaltschaft in Berlin. Dort sei es vor einigen Tagen zu einem „aussagekräftigen Vorfall“ gekommen. Ein „Schutzsuchender“ ist mit gezücktem Messer über eine Absperrung schnurstracks auf eine Synagoge zugelaufen und wurde schließlich von Beamten überwältigt. Nach ein paar Stunden kam der „Schutzsuchende“ wieder frei.

Er glaubt, es sei nun die Aufgabe der Antisemitimusbeauftragten „darauf zu achten, dass die Generalstaatsanwaltschaft keine Antisemitischen Vorfälle duldet, provoziert oder die Leute einfach laufen lässt.“

Insofern hat der Job einen Sinn, ich fürchte nur er geht in die falsche Richtung.“, so Broder.

(rm)



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