Hessen: Chaotischer Schulanfang oder Erfolgsstory?

In Hessen beginnt das neue Schuljahr - Die CDU sieht es als Erfolg, die FDP als den schlechtesten Schulanfang seit Jahrzehnten.
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In Hessen hat die Schule wieder begonnen.Foto: iStock
Epoch Times5. August 2018

In Hessen hat das Schuljahr 2018/2019 begonnen. Es beginnen 54.200 Erstklässler, etwa 200 mehr Schulkinder als im letzten Jahr. Insgesamt lernen 760.000 Schüler an den 1.800 öffentlichen allgemeinbildenden und beruflichen Schulen. Dem gegenüber stehen 54.100 Lehrerstellen, 1.100 mehr als im Vorjahr.

Damit kämen auf 19,4 Schüler in der Grundschule ein Lahrer, erklärt der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, Armin Schwarz. Im Ganztagsbereich sind 450 neue Stellen vorgesehen. Im Förderbereich soll das Konzept inklusiver Schulbündnisse ausgebaut werden. Es wurden für den inklusiven Unterricht 2.605 Stellen zugewiesen, damit eine sonderpädagogische Unterstützung an den allgemeinbildenden Schulen gewährleistet werden kann.

Mit 1.495 Euro im vergangenen Jahr habe Hessen unter den Flächenländern am meisten pro Kopf für Bildung ausgegeben, vor Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern, erklärt der CDU-Politiker Armin Schwarz. In Hessen ist seit dem 18. Januar 2014 Alexander Lorz (CDU) als Kultusminister zuständig.

Die FDP sieht das ganz anders: Der schlechteste Schulanfang seit Jahrzehnten

Der schulpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Wolfgang Greilich, hat den bevorstehenden Schulanfang in Hessen als den schlechtesten seit Jahrzehnten bezeichnet. „Es gibt in hessischen Schulen mehr Probleme denn je“, sagte Greilich am Donnerstag, „aber Kultusminister Lorz verschließt die Augen vor der Realität und redet sich die Lage schön.“ Greilich nannte als Hauptprobleme Lehrermangel, schleppende Digitalisierung und den baulichen Zustand der Schulen.

Lehrermangel gibt es vor allem an den Grundschulen, für die Fächer Kunst, Physik, Chemie und im Bereich der berufsbildenden Schulen in Fächer wie Metall und Elektro, erklärt der FDP-Politiker. Das Problem sei seit Jahren bekannt, doch ausreichender Lehrernachwuchs wird nicht heangebildet.

Greilich weiter: „Auch bei der Digitalisierung hat der Minister die Hände in den Schoß gelegt. Wenn Schüler in ihrer Freizeit mehr Berührung mit der Digitalisierung haben als in der Schule, dann ist gründlich etwas schief gelaufen.“ Dieser Landesregierung fehlt es komplett an einem Digitalisierungskonzept für die Schulen. Hessische Schüler werden noch wie ihre Eltern und Großeltern unterrichtet – nur, dass die Welt inzwischen im digitalen 21. Jahrhundert angekommen ist, beklagte Greilich. „Sich hier allein auf den Digitalpakt mit dem Bund zurückzuziehen und die Hände in den Schoß zu legen, ist ein eklatantes Versagen.“

Der baulichen Zustand der hessischen Schulen sei schlecht: „In Klassenzimmer regnet es rein, Turnhallen sind baufällig, Toiletten in einem unwürdigen Zustand – was Hessen seinen Schulkindern an Gebäuden zumutet, ist kaum mehr zu beschreiben. Wie sollen junge Menschen Respekt lernen, wenn der Staat sie in derart maroden Schulen unterrichtet? Hier muss dringend etwas getan werden. Das ist das Mindeste, was wir unseren Kindern schuldig sind.“

Grüne: Weitere Schulen zum Abitur nach 13 Jahren zurückgekehrt

Nur noch neun Schulen bieten ausschließlich das verkürzte Abitur an, die meisten sind zum Abitur nach 13 Jahren zurück gekehrt. Mathias Wagner von Bündnis90/Grüne meint:

„Auch zum neuen Schuljahr sind erneut weitere Schulen zum Abitur nach 13 Jahren (G9) zurückgekehrt. Von den über 200 Gymnasien und kooperativen Gesamtschulen bieten nur noch 9 ausschließlich die verkürzte Schulzeit zum Abitur (G8) an, die meisten G9 und 13 sowohl G8 als auch G9.“

Linke: Wäre Realitätsverleugnung ein Schulfach, dann wäre Alexander Lorz ein Musterschüler

„Wäre Realitätsverleugnung ein Schulfach, so würde sich Alexander Lorz in diesem als Musterschüler hervortun. Was Minister Lorz heute an Selbstlob und Schönfärberei von sich gegeben hat, zeigt: Die Probleme an Hessens Schulen will er auch weiterhin nicht in Angriff nehmen.“ Das erklärt Gabi Faulhaber, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Hessischen Landtag. Und weiter:

„Lorz behauptet beispielsweise, ein Lehrermangel an den Grundschulen existiere nicht mehr, alle Stellen seien qualifiziert besetzt. Dummerweise vergaß er zu sagen, dass viele Lehrkräfte an den Grundschulen noch in Ausbildung sind oder eine Weiterqualifizierung besuchen. Lorz hat außerdem einfach unter den Tisch fallen lassen, dass Unterricht von bereits pensionierten Lehrkräften erteilt wird und dass Teilzeitkräfte aufgefordert wurden, mehr Stunden zu übernehmen, als sie eigentlich möchten.“

Die Linke weist daraufhin, dass die Zahl der Belastungsanzeigen alarmierend sei, die Brandbriefe nehmen zu. Darauf reagiere der Kultusminster jedoch überhaupt nicht. (ks)

 



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