Britischer Historiker: Europa erwartet mehr Engagement von Merkel

Der britische Historiker Timothy Ash gilt als einer der besten Kenner deutscher und europäischer Geschichte und bezeichnet sich selbst als englischen Europäer: "Wir haben leider eine schwache EU-Kommission."
Titelbild
Angela MerkelFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times7. Juli 2016

Der britische Historiker Timothy Garton Ash hat nach dem Brexit-Votum in Großbritannien größere Anstrengungen zur Rettung der Europäischen Union von Bundeskanzlerin Angela Merkel gefordert: "Ganz Europa erwartet mehr Engagement von Bundeskanzlerin Merkel in Sachen EU – obwohl das für sie eine schwere Belastung ist", sagte der Buchautor und Direktor des European Studies Centre am Antony’s College in Oxford dem "Handelsblatt" (Donnerstagsausgabe).

"Es ist klar, dass Deutschland sich diese Rolle nicht ausgesucht hat." Aber der Kontinent brauche nun eine politische Führung, die eine Antwort auf die zentrale Frage gebe, "was wir mit der Eurozone machen, damit mehr Wachstum und Arbeitsplätze zurückkommen – und zwar keine ideologische, sondern eine pragmatische Antwort".

Garton Ash unternimmt damit knapp zwei Wochen nach dem Votum der Briten für einen EU-Ausstieg einen eindringlichen Appell in Richtung Berlin, mehr politische Führung in Europa zu übernehmen. Der Historiker gilt als einer der besten Kenner deutscher und europäischer Geschichte und bezeichnet sich als selbst als englischen Europäer.

Doch er spart nicht mit Kritik an der derzeitigen EU-Kommission in Brüssel: "Die Führung liegt in den Händen von Bundeskanzlerin Merkel und Deutschland vor allem", betonte er. Das sei schon vor dem Brexit-Votum klar gewesen, jetzt sei es noch viel deutlicher. "Wir haben leider eine schwache EU-Kommission."

Nach Meinung von Garton Ash muss Brüssel in Zukunft mehr Resultate liefern. "Ich glaube, es fehlt nicht an europäischen Visionen, Plänen und Papieren", sagte er. "Die EU braucht keine neuen Visionen, sie braucht mehr faktische Erfolge." Sie müsse mehr leisten, sie müsse effektiver werden. Mit großer Skepsis nimmt der Europa-Kenner deshalb die bisherigen Reaktionen auf den Brexit aus Brüssel auf.

Eigentlich müssten einem die Tränen kommen, wenn es als Reaktion auf die Brexit-Entscheidung aus Brüssel heiße, "jetzt brauchten wir eine Periode der Reflexion", erklärte Garton Ash. "Bitte, ist das ernst gemeint: Noch eine Periode der Reflexion?"

(dts Nachrichtenagentur)



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