Hoeneß nimmt Tönnies in Schutz und klagt über Mob-Mentalität in Deutschland

Der ehemalige Bayern-Boss Uli Hoeneß hat seinen Schalker Kollegen Clemens Tönnies in Schutz genommen. Die Kritik an dessen Geschäftsgebaren sei überzogen, seine Leistungen würden missachtet. Im Stammwerk der Tönnies-Fleischfabrik wurden mehr als 1.000 Corona-Fälle bekannt.
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Schalkes Vorstandsvorsitzender Clemens Tönnies (L) beobachtet von der Tribüne aus mit Finanzdirektor Peter Peters (Oben) und Aufsichtsrat Jens Buchta (C) das Bundesligaspiel FC Schalke 04 gegen den FC Augsburg am 24. Mai 2020 in Gelsenkirchen.Foto: MARTIN MEISSNER/POOL/AFP über Getty Images
Von 30. Juni 2020

Seit dem Bekanntwerden des Corona-Skandals im Stammwerk seiner Fleischfabrik im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück (Landkreis Gütersloh) gehört der Aufsichtsratschef des FC Schalke 04, Clemens Tönnies, zu den Buhmännern der Nation. Tönnies wird unter anderem vorgeworfen, durch umstrittenes Geschäftsgebaren und unzureichende Arbeitsbedingungen zu dem Ausbruch beigetragen zu haben. Nun hat er jedoch auch Solidarität erfahren – von seinem Kollegen Uli Hoeneß.

Der langjährige Chef und Ehrenpräsident des deutschen Dauer-Fußballmeisters FC Bayern München, Uli Hoeneß, hat Tönnies gegen seiner Einschätzung nach überzogene Kritik in Schutz genommen. Wie die „Welt“ berichtet, vergleicht Hoeneß die Angriffe gegen den Schalke-Boss mit seinen eigenen Erfahrungen während der gegen ihn geführten Steuerermittlungen.

Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk erklärte der Ex-Bayern-Boss: „Teilweise erinnert es mich an meine Zeit mit der Steuersache. Ich glaube, wenn man mal in so einer Maschinerie drin ist, dann versucht da jeder, den anderen noch zu überholen mit seiner Kritik.“

Hoeneß: Masse kennt keine Grenzen mehr

Selbstverständlich müsse man zu Fehlern stehen, ergänzt Hoeneß. Wenn Dinge zu ändern seien, müssten sie geändert werden, und Tönnies sei auch entschlossen, dies zu tun. Hoeneß diagnostiziert jedoch auch eine Mob-Mentalität, die sich derzeit in Bezug auf Tönnies und dessen Lebenswerk äußere.

Dass man jedoch „alles, was er so geleistet hat, was er für eine große Firma aufgebaut hat, jetzt plötzlich in Schutt und Asche redet“, sei inakzeptabel und kennzeichnend für eine Fehlentwicklung der deutschen Gesellschaft.

Hoeneß hat mit Tönnies nicht nur gemeinsam, dass beide lange Jahre die Geschicke von Traditionsvereinen der deutschen Fußball-Bundesliga bestimmt haben. Vor seiner Sportmanager-Karriere hatte auch Hoeneß in Nürnberg in der Fleischindustrie mitgewirkt. Der Metzgersohn hatte eine Wurstfabrik aufgebaut, die heute sein Sohn Florian leitet.

1.000 Schalke-Fans fordern Rücktritt von Tönnies

Im Jahr 2014 wurde Hoeneß vom Münchner Landgericht wegen Steuerhinterziehung in sieben Fällen in einer Gesamthöhe von 28,5 Millionen Euro zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Nach Verbüßung der Hälfte der Strafe wurde der Manager 2016 vorzeitig aus der Haft entlassen.

Gegen Tönnies ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft Bielefeld wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Körperverletzung und Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz. Mehr als 1.000 Beschäftigte des Stammwerks des Tönnies-Fleischkonzerns waren im Juni positiv auf Corona getestet worden. Auf Schalke mehren sich die Stimmen, die einen Rücktritt des Aufsichtsratschefs fordern. Vor dem letzten Saisonspiel am Samstag (27.6.) bildeten 1.000 Fans eine Menschenkette auf dem Vereinsgelände.

Bereits im Vorjahr hatte Tönnies nach Kritik aus dem Ehrenrat für drei Monate sein Amt niedergelegt. Anlass dafür waren Äußerungen über die Bevölkerungsentwicklung in Afrika, die ihm Vorwürfe von Diskriminierung, teils sogar von Rassismus einbrachten.

NRW zu 40-Millionen-Bürgschaft für Schalke bereit

Einen Erfolg kann Tönnies jedoch aktuell für den Verein verbuchen: Wie das „Handelsblatt“ berichtet, hat das Land Nordrhein-Westfalen erneut eine Landesbürgschaft im Umfang von 40 Millionen Euro zugunsten des FC Schalke 04 in Aussicht gestellt. Allerdings sei diese an Auflagen gebunden.

So wurde dem Verein unter anderem abverlangt, Personalkosten zu sparen, was unter anderem durch eine Gehaltsobergrenze von 2,5 Millionen Euro pro Jahr für Kaderspieler erreicht werden soll. Der Aufsichtsrat muss der Regelung noch zustimmen.

Der FC Schalke 04, der die Bundesligasaison auf dem 12. Platz beendet hat, leidet unter anderem unter fehlenden Einnahmen infolge Corona-bedingter Geisterspiele. Außerdem ist er mit einem Gesamtbetrag von 200 Millionen Euro verschuldet.



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