Impfbus-Ankündigung sorgt für heftige Kritik in sozialen Medien

Viel Unverständnis über Angebot der rheinland-pfälzischen Gemeinde Mutterstadt. Ministerium: Impfung rettet „in Extremfällen“ Leben.
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Noch bis zum 7. April rollen die Impfbusse durch Deutschland.Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Von 31. März 2023


Die Ankündigung eines COVID-19-Impfbusses in der Gemeinde Mutterstadt (Rheinland-Pfalz) hat für große Empörung in den sozialen Medien gesorgt. Der Bus wird am Dienstag, 4. April, Halt in der 13.000-Seelen-Gemeinde machen, kündigt das Amtsblatt von Mutterstadt an. Fünf Stunden, von 13 bis 18 Uhr, verabreichen Kinderärzte den Impfstoff, hieß es auf Seite neun (inzwischen überarbeitet).

Geimpft werden sollten Kinder im Alter von vier Monaten bis elf Jahren mit dem jeweiligen „für das Alter zugelassenen mRNA-Impfstoff Comirnaty von BioNTech“. Hier ist dem Amtsblatt allerdings ein wichtiger inhaltlicher Fehler unterlaufen, denn sämtliche Corona-Vakzine sind nur bedingt zugelassen. Auffrischungsimpfungen seien ebenfalls möglich, mitzubringen seien Ausweise und Impfpässe.

Beschimpfungen und Bedrohungen

Die Ankündigung der kommunalen Publikation verteilten User sozialer Medien im Eiltempo in zahlreichen Kanälen. Nach den jüngsten Berichten über mögliche (schwere) Schäden durch die Corona-Impfung, die mittlerweile auch in Mainstream-Medien kommen, war die Entrüstung groß. Dabei reichte das Spektrum von sachlicher Kritik bis hin zu wüsten Beschimpfungen und Androhungen.

Kein Verständnis gab es, weil explizit Kinder eingeladen waren. Ausgerechnet die Personengruppe, die am wenigsten vor einer Corona-Infektion zu befürchten hat. Das hat selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkannt und in dieser Woche neue Empfehlungen herausgegeben. Kinder und Jugendliche fallen demnach in die Gruppe mit dem geringsten Risiko, schreibt die WHO. Eine weitere Impfung dieser Gruppe über die Grundimmunisierung und die erste Auffrischung hinaus bringe keine gesundheitlichen Vorteile.

Angebote des Landes noch bis 7. April

Das Land Rheinland-Pfalz unterhält den Einsatz von Impfbussen noch bis zum 7. April, so eine Sprecherin des Ministeriums für Wissenschaft und Gesundheit auf Anfrage von Epoch Times. Das Angebot ende dann mit dem Auslaufen der rechtlichen Regelungen des Bundes zu den Corona-Impfungen. Die Termine vor Ort legten die jeweiligen Gemeinden fest.

Trotz der sich häufenden Berichte über zum Teil schwere Schäden durch die Impfung gibt es aus Sicht des Ministeriums keinen Grund, Angebote wie den Impfbus zu streichen. Nach wie vor gelte, dass die Impfung vor einem schweren Verlauf schütze und „in Extremfällen“ Leben rette, so die Sprecherin.

Warum das Angebot nur für Kinder gelten sollte, war von der Gemeinde Mutterstadt nicht zu erfahren. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde es geändert und gilt nun auch für Erwachsene.

PEI sieht weiterhin keine Probleme

Keine Antwort gab es vom Paul-Ehrlich-Institut auf die Frage, wie viele gemeldete Impfkomplikationen bei Kindern aktuell vorliegen. Zwar gibt das im hessischen Langen ansässige Institut auf seiner Internetseite 859 Fälle im Zusammenhang mit dem BioNTech-Impfstoff bei Fünf- bis Elfjährigen an, doch die letzte Aktualisierung erfolgte Anfang März 2022. Die überwiegende Mehrzahl der unerwünschten Reaktion seien „nicht schwerwiegend“, hieß es dazu.

Der „Zeitungsverlag Waiblingen“ (ZVW), der sich ebenfalls des Impfbus-Themas angenommen hatte, erhielt auf seine Anfrage eine Antwort und zitierte eine PEI-Sprecherin dazu wie folgt: „Es gibt keine Hinweise auf ein Risikosignal, das darauf hindeuten würde, die Impfung würde bei Säuglingen oder Kindern (aller Altersgruppen) zu auffälligen, schwerwiegenden Nebenwirkungen oder gar Todesfällen führen.“

Impfstoffe würden umfangreich kontrolliert, Verdachtsfallmeldungen von allen Arzneimittelbehörden im Europäischen Wirtschaftsraum erfasst und bewertet. Bei Risikosignalen werde reagiert. „Auch die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut in Berlin hat sich mit den Daten für die Kinderimpfstoffe befasst, die Impfung für die entsprechenden Altersgruppen empfohlen und dies auch wissenschaftlich begründet“, betonte die Sprecherin.

WHO: Bevölkerung in drei Risikogruppen eingeteilt

Unterdessen empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Erwachsene mit „mittlerem“ Risiko keine weiteren Corona-Auffrischungsimpfungen. Für diese Bevölkerungsgruppe sei – wenn sie ihre Grundimmunisierung und eine Auffrischungsdosis erhalten haben – der Nutzen einer weiteren Impfung gering, erklärten die WHO-Impfexperten in dieser Woche gegenüber Agenturen.

Die Beratende Expertengruppe für Immunisierung (SAGE) der UN-Gesundheitsorganisation gab nach ihrer regelmäßigen halbjährlichen Sitzung aktualisierte Empfehlungen heraus. Sie stufte die Bevölkerung darin in die Risikogruppen „hoch“, „mittel“ und „niedrig“ ein – entsprechend dem Risiko, schwer an COVID zu erkranken oder daran zu sterben.

Demnach empfiehlt die Gruppe zusätzliche Auffrischungsimpfungen nur für Menschen mit „hohem Risiko“. Dazu gehören etwa Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Menschen mit Immunschwächeerkrankungen wie HIV, Schwangere sowie medizinisches Personal.

Gesunde Erwachsene unter 60 Jahren sowie Kinder und Jugendliche mit einem „mittleren Risiko“ benötigen laut WHO hingegen keine Auffrischungsimpfung. Allerdings stellten Auffrischungsimpfungen bei dieser Gruppe auch kein Risiko dar. In die Gruppe mit dem geringsten Risiko fallen – wie bereits erwähnt – gesunde Kinder und Jugendliche.

Noch 2.000 Impfungen täglich

Laut Impf-Dashboard der Bundesregierung lassen sich derzeit noch rund 2.000 Menschen pro Tag in Deutschland impfen. Grundimmunisiert sind 63,6 Millionen Menschen (Stand: 29. März 2023). Das entspricht 76,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. 52,1 Millionen (62,6 Prozent) haben eine Auffrischungsimpfung erhalten. 12,6 Millionen erhielten dem Dashboard zufolge mindestens zwei weitere Impfungen. Aktuell sind 18,4 Millionen Menschen ungeimpft (22,1 Prozent).

 

 



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