Inflation gestiegen – Höchster Stand seit 1993 möglich

Nach Jahren moderater Inflationsraten müssen die Menschen in Deutschland 2021 einen sprunghaften Anstieg der Verbraucherpreise verkraften. Was sind die Gründe?
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Bargeld.Foto: iStock
Epoch Times6. Januar 2022

Rasant gestiegene Energiepreise, Lieferengpässe und die Rücknahme der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung haben die Inflation in Deutschland im vergangenen Jahr angeheizt.

Die Verbraucherpreise in Deutschland sind zum Jahresende weiter gestiegen. Die Inflationsrate kletterte von 5,2 Prozent im November auf voraussichtlich 5,3 Prozent im Dezember, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte. Im Gesamtjahr 2021 betrug die Teuerung demnach im Jahresdurchschnitt 3,1 Prozent zum Vorjahr.

Das ist der höchste Stand seit Anfang der 1990er Jahre. Eine höhere Rate hatte das Statistische Bundesamt im Jahresschnitt 1993 mit damals 4,5 Prozent gemessen.

Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor. Besonders hart trifft es Ökonomen zufolge ärmere Haushalte. Denn sie müssen einen großen Teil ihres Einkommens für lebensnotwendige Güter ausgegeben, wie Wohnen und Lebensmittel. Auch für Sparer sind steigende Teuerungsraten bitter. Mickrig verzinste Sparguthaben verlieren unter dem Strich dadurch an Wert.

Gründe für Teuerung

Angeheizt wurde die Teuerung in Europas größter Volkswirtschaft vor allem durch rasant gestiegene Energiepreise im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung nach der Corona-Krise 2020. Im November 2021 hatte sich Haushaltsenergie innerhalb eines Jahres um 22,1 Prozent verteuert.

Zugleich schlug im vergangenen Jahr die Rücknahme der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung durch: Seit Januar 2021 gelten wieder die regulären Sätze, Waren und Dienstleistungen wurden im Jahresvergleich also tendenziell teurer. Hinzu kamen Materialmangel und Lieferengpässe sowie die Einführung der CO2-Abgabe Anfang 2021 von 25 Euro je Tonne Kohlendioxid, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht. Seit Beginn dieses Jahres werden 30 Euro je Tonne fällig.

Nach Einschätzung von Ökonomen könnte es etwas länger dauern, ehe die vergleichsweise hohen Teuerungsraten wieder sinken. Sie rechnen auch 2022 mit einer Drei vor dem Komma bei der Jahresinflationsrate. Zwar entfällt der Mehrwertsteuer-Effekt. Wirtschaftsforschungsinstitute wie das Ifo-Institut und das Institut für Weltwirtschaft verweisen aber auf anhaltende Lieferengpässe, die die Herstellungskosten erhöhen.

Auch der Energiepreisanstieg dürfte der Inflation zunächst weiter Auftrieb geben. „Die stark gestiegenen Erdgaspreise dürften aufgrund vielfach vorhandener langfristiger Verträge mit den Gasversorgern erst zu Beginn des Jahres 2022 die Verbraucher erreichen“, argumentiert das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Hinzu komme die erhöhte CO2-Abgabe zum Jahreswechsel.

Die Inflation ist ein wichtiger Gradmesser für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank strebt für den Währungsraum der 19 Länder eine jährliche Teuerungsrate von 2 Prozent an und ist zumindest zeitweise bereit, ein moderates Über- oder Unterschreiten zu akzeptieren.

Auch nach Einschätzung der Währungshüter müssen die Verbraucher im Euroraum noch eine Weile mit höheren Teuerungsraten leben. Die Inflation werde eine gewisse Zeit lang hoch sein, aber im Laufe des Jahres 2022 zurückgehen werde, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel jüngst in einem Interview. „Weniger sicher sind wir uns darüber, wie schnell und wie stark der Rückgang sein wird.“

Kritiker werfen der Notenbank vor, mit ihrer Geldflut die Inflation anzuheizen, die sie eigentlich im Zaum halten will. Bei seiner jüngsten Sitzung im Dezember 2021 hatte der EZB-Rat ein erstes Signal für ein Auslaufen der ultralockeren Geldpolitik gesendet: Nur noch bis Ende März wird die EZB zusätzliche Wertpapiere im Rahmen ihres Corona-Notprogramms PEPP erwerben. Allerdings steckt die Notenbank weiterhin etliche Milliarden in Staatsanleihen und Unternehmenspapiere. (dpa/oz)



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