Interne Empfehlung des Bundestages: Abgeordnete sollen die Maske „unters Kinn“ ziehen, um „durchzuatmen“

Der Bundestag wollte eigentlich mit gutem Beispiel beim Tragen der Masken vorangehen. Die Regeln wurden nach der Sommerpause noch mal verdeutlicht, doch eine interne Empfehlung verwirrt. Darin wird empfohlen, die Maske „unters Kinn“ zu ziehen, um „durchzuatmen“.
Titelbild
Ein Bundestagsabgeordneter hat eine Gesichtsmaske auf seinem Schreibtisch während einer Sitzung des Deutschen Bundestages in Berlin am 23. April 2020.Foto: TOBIAS SCHWARZ/AFP über Getty Images
Von 11. September 2020

Zu Beginn der ersten Sitzungswoche nach der parlamentarischen Sommerpause hat Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble die Abgeordneten an ihre Vorbildfunktion im Kampf gegen Corona erinnert. Er empfehle den Parlamentariern „nachdrücklich“, weiterhin die vereinbarten Schutzmaßnahmen zu befolgen.

In einer Pressemitteilung des Bundestages hieß es am 31. August dazu: „Ab dem 1. September gilt die dringende Empfehlung des Bundestagspräsidenten zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in allen Liegenschaften des Parlaments.“

Doch „Focus“ liegt ein internes Schreiben von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble vor, in dem steht: „Bereits nach 30 Minuten Tragedauer kann es je nach Art der Mund-Nasen-Bedeckung zu einem signifikanten Anstieg der CO2-Werte im Blut kommen, da die ausgeatmete Luft unter Umständen nicht so gut entweichen kann. Ein ständiges Aus- und wieder Anziehen der Mund-Nasen-Bedeckung ist aber auch nicht sinnvoll, da such so das Risiko einer Kontamination erhöht. Zwischendurch sollte man sie also zum Durchatmen eher unters Kinn schieben, aber weitertragen.“

Maske „unters Kinn“ ziehen, um „durchzuatmen“

„Focus“ hat bei dieser eher irritierende Wortwahl bei der Bundestagsverwaltung nachgefragt. Ein Sprecher erklärte dem Blatt, die Empfehlung, dass man die Maske nicht ständig aus- und anzieht, stamme vom Robert-Koch-Institut (RKI). „Bei lebensnaher Betrachtungsweise besteht aber gelegentlich das Bedürfnis, in geeigneten Situationen einen kurzen Moment ‚durchzuatmen‘“, erklärte der Sprecher. Er bezog sich dabei auf die Empfehlung des Bundestages, die Maske „unters Kinn“ zu ziehen, um „durchzuatmen“. 

„Dafür erscheint das Unter-das-Kinn-Schieben als ‚kleineres Übel‘, auch wenn es möglichst vermieden werden sollte“, zitiert ihn „Focus“. Der Sprecher betont, der Verweis auf die CO2-Werte in der Mitteilung basiere nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Reaktion der Bundestagsabgeordneten fiel dementsprechend unterschiedlich aus. „Es stellt sich schon die Frage, wie Herr Schäuble auf diese Hinweise kommt. Es entbehrt nicht einer gewissen Skurrilität, dass weder das RKI noch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung derartige Hinweise geben, der Bundestagspräsident jedoch schon“, sagte der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Theurer auf Nachfrage von „Focus“.

Lars Castelluci von der SPD sieht dagegen kein Problem in dem Schreiben: „Jetzt sollen bitte alle mal Abstand halten und Maske tragen, wie es der Bundestagspräsident empfiehlt“, sagte Castelluci.

Studie aus 2005 wird vom RKI und CORRECTIV widerlegt

Seit Einführung der Maskenpflicht wird über die gesundheitlichen Folgen beim Tragen von Masken auf Social Media-Kanälen diskutiert. Die im Jahr 2005 veröffentlichte Doktorarbeit an der Fakultät für Medizin der Technischen Universität München untersuchte die Rückatmung von CO2 beim Tragen von Masken. Diese Studie sorgte in Sozialen Medien für Diskussionen. In einer E-Mail widersprach das Robert-Koch-Institut Teilen der darin aufgestellten Behauptung.

„Dass man mehr CO2 einatmet stimmt nicht, dass die Atmung behindert wird, schon“, erklärte Sprecherin Marieke Degen gegenüber „Merkur“ im Juli. Auch das Recherche-Netzwerk CORRECTIV brachte dazu einen Bericht im April heraus und bezog sich auf die Studie vom Jahr 2005, in der es heißt: „Eine kompensatorische Erhöhung der Atemfrequenz oder ein Abfall der Sauerstoffsättigung wurde dabei nicht nachgewiesen.“

CORRECTIV erklärte daraufhin, dass der Anstieg des CO2-Gehalts durch das Tragen einer Maske „keine gesundheitlichen Auswirkungen auf den Körper“ habe.



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion