Islamistischer Mord von Prien: Staatsanwalt fordert lebenslang – Die Hintergründe einer Bluttat

Lebenslange Haft fordert die Staatsanwaltschaft in dem Prozess um einen grausamen Mord in Prien. Doch der Fall eröffnet nicht nur einen Blick auf ein schreckliches Verbrechen, sondern auch auf dessen tiefgehende Hintergründe.
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JustiziaFoto: istockphoto/Anastazzo
Von 6. Februar 2018

Sie galt als Musterbeispiel einer gelungenen Integration und dennoch musste sie sterben. 16 Mal stach und schnitt der des Mordes angeklagte Afghane auf die 38-Jährige ein, die gerade mit ihren zwei jüngeren Kindern (5, 11) vom Einkaufen aus dem Lidl kam.

Der Fall sorgte in der oberbayerischen Gemeinde und darüber hinaus für großes Entsetzen. Der 29-jährige Afghane saß vor dem Lidl-Markt auf einer Bank, direkt gegenüber vom Eingang. Als die Frau mit ihrem Einkaufswagen herauskam, stand der Mann abrupt auf und trat von hinten an sie heran.

Lebenslange Haft gefordert

Die Staatsanwaltschaft sprach in ihrer Anklageschrift vor dem Landgericht Traunstein, der am 23. Januar begann, über das Mord-Motiv als „besonders verachtenswert und auf tiefster Stufe stehend“.

Den Ermittlungen nach steht fest, dass der Muslim die Frau ermordet hat, weil sie den Islam verlassen und Christin geworden ist. Dies will die Staatsanwaltschaft beweisen, zudem die besondere Schwere der Schuld, die Forderung lautet auf lebenslange Haft.

Soweit das Plädoyer des Staatsanwalts Oliver Mößner am Montag vor dem Landgericht. Die Tat vor dem Supermarkt in Prien im April 2017 sei einer öffentlichen Hinrichtung gleichgekommen.

Eine Christin in Prien

Schon in ihrer Heimat konvertierte Farimah (38) zum Christentum, ließ sich protestantisch taufen. Seit Jahren lebte sie mit ihren Kindern in Deutschland, engagierte sich in der Kirchengemeinde, pflegte einen westlichen Lebensstil und war gut integriert.

„Es ist genau das passiert, wovor wir alle Angst hatten“, sagte Pfarrer Wackerbarth später während der aufwühlenden Trauerfeier vor der Gemeinde vor zahlreichen Personen, Asylbewerbern, Familienmitgliedern, Bürgern der Gemeinde.

Ständige Bekehrungsversuche

Wie die „Süddeutsche“ weiter berichtet, sagte der angeklagte Afghane vor Gericht, dass ihn die ehemalige Muslimin immer wieder gebeten habe, auch zu konvertieren, um Christ zu werden. Dann könne er in Deutschland bleiben und seinen Job auf dem Bauhof behalten.

Er habe aber Muslim bleiben wollen. Irgendwann habe er auch die beiden kleinen Kinder der Frau gebeten, ihre Mutter von den Bekehrungsversuchen abzubringen. Die Frau habe ihn mit ihren Vorschlägen verrückt gemacht, sagte der Angeklagte und er habe Stimmen gehört, ihre und andere.

Seine Abschiebung war für Ende 2017 geplant und auch er habe nach Afghanistan zurückkehren wollen, um die Frau nicht zu töten, erklärte er einem Gutachter. Verwandte hätten dort sogar eine Hochzeitsfeier mit einer Cousine für ihn arrangiert. Dem Sachverständigen sagte er noch, dass er Suizidgedanken gehabt habe, wofür er aber keine Gnade vor Gott gefunden hätte.

Hamidullah M. sprach auch von seinen familiären Hintergründen in Afghanistan. Sein Vater sei ein wohlhabender Mann gewesen, ein lokaler Militärkommandant, sein Onkel ein bekannter Warlord. Es habe eine Familienfehde gegeben. Er flüchtete in den Iran und kam schließlich über die Balkanroute nach Deutschland.

Der Prozess um den möglicherweise islamistischen Mord in Prien beginnt. Foto: Screenshot Youtube & istockphoto/Anastazzo

Explosion der Gewalt

Am Tattag, dem 30. April, ein Samstag, sei er bekifft und angetrunken gewesen. Er kam von einem Ausflug nach München zurück. In dem Discounter am Bahnhof habe er die Frau gleich gesehen.

Laut Staatsanwaltschaft sei er dann in die wenige Hundert Meter entfernte Unterkunft gegangen, um ein Messer zu holen. Er kam mit einem Küchenmesser mit einer fast 20 Zentimeter langen Klinge zurück und lief immer wieder vor der Schaufensterscheibe auf und ab, spähte in den Laden, setzte sich schließlich auf eine Bank gegenüber dem Markt und wartete mit einer Zigarette in der Hand auf die Frau.

Als sie schließlich herauskam, packte sie ihre Einkäufe in ihren Fahrradanhänger. Da sei der Mann auf sie zugelaufen, habe sein Messer unter der Jacke hervorgezogen, sie an den Haaren gepackt und immer wieder zugestochen, so die Anklage.

Der Angeklagte gab an, sich nicht an die Tat selbst erinnern zu können.

Drei Passanten, darunter ein Polizist, versuchten den Angreifer mit Bauzaun-Elementen von der Frau abzudrängen, vergeblich. Immer wieder habe er sich an sein Opfer herangekämpft, weiter zugestochen. Manche Verletzungen hätten gewirkt, als ob er der Frau regelrecht den Kopf abtrennen wollte, so der Polizist vor Gericht.

Die Analyse ergab nur allerdings wenig Alkohol und auch nur wenig Cannabis-Wirkstoff THC im Blut.

Auf der Suche nach der Wahrheit

Dreieinhalb Jahre habe sich der Angeklagte in Deutschland aufgehalten, er hätte wissen müssen, wie man in Deutschland über Menschen denkt, die einen anderen wegen seiner Religion töten, so der Staatsanwalt laut „Süddeutsche Zeitung“.

Ob der Afghane tatsächlich aus Christen-Hass mordete oder sich mit in Afghanistan gewohnter Gewalt von seinem „Problem“ befreien wollte, wird das Gericht in seiner Motiv-Findung klären müssen.

Das Urteil im Prozess um einen grausamen Religionsmord wird für den 9. Februar erwartet.

Siehe auch:

Islamistischer Mord in Prien: „Es ist passiert, wovor wir alle Angst hatten“ – Bewegende Trauerfeier für getötete afghanische Christin

 

 

 



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