Jobmesse für Asylbewerber: Wirtschaft sucht nach Fachkräften

Die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland steigt – und mit ihr entflammt eine neue Debatte um irreguläre Migration. Dabei könnte der deutsche Arbeitsmarkt aus Sicht vieler Fachleute profitieren.
Eine Jobmesse in Berlin soll heute Geflüchtete mit Arbeitgebern in Kontakt bringen.
Eine Jobmesse in Berlin soll heute Geflüchtete mit Arbeitgebern in Kontakt bringen.Foto: Janne Kieselbach/dpa/Archiv
Epoch Times4. Oktober 2023

Angesichts der steigenden Zahl Geflüchteter in Deutschland nehmen die Debatten rund um Unterbringung, Abschiebung und Integration wieder an Fahrt auf. Im Fokus steht das Bemühen, sogenannte irreguläre Migration zu verhindern.

Dabei fordern Branchen mit hohem Fach- und Arbeitskräftemangel schon seit Jahren mehr und leichtere Zuwanderung aus dem Ausland. Bei Asylbewerbern äußern sie sich deutlich zurückhaltender. Eine Jobmesse in Berlin sollte heute Flüchtlinge und Migranten mit Arbeitgebern in Kontakt bringen.

Die Haltung der Arbeitgeber

„Wir dürfen die Zuwanderung von Arbeits- und Fachkräften nicht mit der irregulären Migration vermischen“, sagte jüngst der Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Rainer Dulger, der Deutschen Presse-Agentur. „Bei der irregulären Migration erwartet die Bevölkerung – und mit ihr wir Arbeitgeber – ein entschlossenes Vorgehen auf nationaler und europäischer Ebene.“

Ähnlich äußerte sich der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Oliver Zander. „Einerseits braucht die Wirtschaft Fachkräfte aus dem Ausland“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ („NOZ“). „Andererseits droht ein Übermaß an Migration die Akzeptanz für Einwanderung zu zerstören.“

Die Zahlen der Asylsuchenden in Deutschland nehmen wieder deutlich zu. Von Januar bis August dieses Jahres wurden dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zufolge fast 204.500 Asylanträge erstmals gestellt. Das waren fast so viele Erstanträge wie im gesamten vergangenen Jahr (rund 217.800) und deutlich mehr als im Gesamtjahr 2021 (rund 122.000). Kommunen und auch große Städte wie Berlin suchen händeringend zusätzliche Unterkünfte.

Vielfältige Hürden

„Für geflüchtete Menschen liegen die Hürden bei der Aufenthaltserlaubnis, dem Integrationskurs (Sprachkurs) und der Arbeitserlaubnis definitiv höher als bei angeworbenen Fachkräften“, heißt es von der IG Metall. Für neu ankommende Asylbewerber besteht zudem für mindestens drei Monate ein Arbeitsverbot in Deutschland.

Nachholbedarf sehen die Gewerkschaften bei der Anerkennung vorhandener Qualifikationen. Diese würden „nicht hinreichend genutzt“, sagt Verdi-Bundesvorständin Rebecca Liebig. „Vielmehr erfährt vielfach die schnelle (und regelmäßig nicht nachhaltige) Vermittlung in prekäre Beschäftigungs- und Einkommensbedingungen Vorzug.“ Die Beschäftigten in den Behörden müssten laut der IG Metall besser geschult werden, vorhandene Qualifikationen zu erkennen und die richtigen Weiterbildungsmaßnahmen für die Menschen auszuwählen.

Abhilfe durch neues Gesetz?

Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz hat die Bundesregierung das Potenzial nicht gezielt angeworbener Fachkräfte in den Blick genommen – etwa mit der sogenannten Chancenkarte. Je nach Sprachkenntnissen, Berufserfahrung, Alter und Deutschland-Bezug können arbeitswillige Ausländer Punkte bekommen, die sie zu der Karte berechtigen. Sie dient für ein Jahr als Aufenthaltserlaubnis. Wer sie hat, kann in Deutschland auf Arbeitssuche gehen.

Zudem gibt es für Asylsuchende mit dem sogenannten Spurwechsel nun die Möglichkeit, aus dem Asylverfahren in die Erwerbsmigration zu wechseln. Er gilt für Menschen, die bis zum 29. März dieses Jahres einen Asylantrag gestellt haben. „Er ist also nur für Personen möglich, die von dieser Regelung noch nichts wussten, als sie nach Deutschland gekommen sind“, sagte HU-Professor Brücker jüngst dem Mediendienst Integration. Verdi hält die Regelung hingegen für „unzureichend“ und bezeichnet sie als „Spurwechsel light“. (dpa/dl)



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