Kassenärzte-Chef: „Das halbe Land abzuriegeln macht keinen Sinn und wäre nicht zu rechtfertigen“

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Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.Foto: Britta Pedersen/dpa
Epoch Times22. Oktober 2020

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, sieht das deutsche Gesundheitssystem derzeit gut aufgestellt. „Die Kliniken und Intensivstationen sind Stand heute von Überlastung weit entfernt. Wir verfügen über genügend Kapazitäten“, sagte Gassen der „Rheinischen Post“.

Gassen warnte vor Panikmache: „Die Pandemie wird nicht am Rechenschieber beendet. Corona ist keine Bagatellerkrankung, aber auch nicht Ebola – den Untergang des Abendlandes zu prophezeien und das halbe Land abzuriegeln, macht meiner Einschätzung nach keinen Sinn und wäre nicht zu rechtfertigen“, sagte er.

Natürlich dürfe man Infektionszahlen nicht ins Uferlose laufen lassen. „Mit Millionen Neuinfizierten in kurzer Zeit käme auch unser System irgendwann an seine Grenzen. Gesellschaft und Politik sollten aber nicht nur auf die Zahl der Neuinfektionen schauen“, sagte der KBV-Chef weiter.

„Also nicht panisch werden, wenn die Zahlen ansteigen, nicht zu nachlässig werden, wenn sie runtergehen.“ Er forderte, andere Faktoren wie Erkrankungsalter, Erkrankungshäufigkeit und auch lokale Kapazitäten des Gesundheitswesens zusätzlich zu berücksichtigen.

In Praxen gebe es aufgrund der Pandemie derzeit aber viele „Stresssituationen“ durch eine Verunsicherung der Menschen. „Diese Unsicherheit führt zu einem hohen Beratungsaufwand für Ärzte. So gibt es durch die in der Vergangenheit nicht immer nachvollziehbaren Testansätze Unruhe in den Praxen“, sagte Gassen.

Die Praxen seien aktuell noch weniger durch die Behandlung von tatsächlich an COVID-19-Erkrankten „als durch das Drumherum“ belastet, so der Ärztechef. (dts)



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