Kiel: „Fridays for Future“ distanzieren sich von „Antifa“ – diese zeigt sich „verwundert und enttäuscht“

Sowohl „Fridays for Future” als auch die Antifa verkörpern einen deutschen Konsens, der den Rückhalt der meisten Leitmedien genießt und weit hinein in die etablierten politischen Parteien reicht. Nur wenige Persönlichkeiten, die im öffentlichen Rampenlicht stehen, wagen ihnen offen zu widersprechen. In Kiel prallen nun aber die eigenen Geltungsansprüche beider Bewegungen aufeinander. 
Titelbild
Alexander Koerner/Getty Images
Von 2. Oktober 2019

Als norddeutsche Landeshauptstadt und Universitätsstadt gilt Kiel seit Jahrzehnten als eine Hochburg der extremen Linken. Vom AStA über die entsprechenden politischen Parteien über Gruppierungen wie die „Interventionistische Linke“ bis hin zur „Autonomen Antifa-Koordination“ verfügt das Spektrum über eine hohes Mobilisierungspotenzial.

Die „autonomen“ und „antifaschistischen“ Gruppierungen treffen sich dabei unter anderem in der „Alten Meierei“ am Hornheimer Weg und können von dort aus nach eigenen Angaben bei „Selbstgängern“ wie Gegenkundgebungen zu AfD-Veranstaltung problemlos auch kurzfristig bis zu 500 Personen aktivieren.

Demgegenüber findet man die ökologisch engagierten und im Bürgertum anschlussfähigeren Vereinigungen und NGOs eher in der Altstadt, etwa in der „Alten Mu“ am Lorentzendamm. Hier, auf dem ehemaligen Gelände der Muthesius-Kunsthochschule, vermietet das Land Schleswig-Holstein und die Landeshauptstadt Kiel preiswert Räumlichkeiten an 28 sogenannte „Projekte“. Eine Zustelladresse hat dort unter anderem auch der Student der Politikwissenschaften Lucas Pohl, der im Impressum der offiziellen Webseite von „Fridays for Future Deutschland“ als medienrechtlich Verantwortlicher fungiert.

Öffentliche Distanzierung von Antifa-Jugend

Wie es aussieht, trennen in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Antifa und Fridays for Future nicht nur die etwa vier Kilometer zwischen den jeweiligen Anlaufpunkten. Auch inhaltlich und strategisch sind sich beide derzeit nicht grün.

Anlass dafür ist, glaubt man den Darstellungen von Fridays for Future, insbesondere ein sehr dominantes Auftreten der Antifa-Teilnehmer an den jüngsten Freitagsaufmärschen im Rahmen des „weltweiten Klimastreiks“ und des Aktionstages am vergangenen Freitag (27.9.).

Auf Facebook postete Fridays for Future Kiel am Samstag eine „Distanzierung von der Kieler Antifa und Antifajugend“ und betonte, die „Schülerstreik“-Bewegung sei überparteilich und ihr gehe es ausschließlich um „konsequenten Klimaschutz“. „Wir begrüßen, dass Menschen mit verschiedenen politischen Ansichten Teil unserer Demonstrationen sind“, heißt es vonseiten Fridays for Future.

In den Tagen zuvor, so FfF, sei es vermehrt zu Vorfällen gekommen, „die nicht den Grundsätzen von FridaysForFuture entsprechen“. Nachdem es am Rande eines „Klimacamps“ am Anna-Pogwisch-Platz zu einem Übergriff auf ein Banner gekommen war, für das man „rechtsextreme“ Kreise verantwortlich machte, hatte die Antifa auf einer Kundgebung am 25.9. eine Solidaritätserklärung abgegeben.

Antifa fühlt sich nach Solidaritätsbekundung verschaukelt

Diese aber, so FfF, habe sie „als Plattform genutzt, um die eigene politische Agenda kundzutun“. Dies habe zu unwillkommenen Situationen geführt:

„Unsere Demonstration am Mittwoch gegen die Angriffe auf unserer Klimacamp wurde durch laute Sprechchöre der Antifa/Antifajugend Kiel übertönt. Daraufhin mussten wir die Demonstration leider abbrechen. Desweiteren wurden nach Abbruch der Demonstration einzelne Mitglieder von FridaysForFuture beleidigt und bedroht. Ereignisse wiederholten sich bei der Freitagsdemonstration am 27.09.“

Für die Greta-Thunberg-Fans ein Anlass, das Tischtuch zwischen beiden Gruppen zu zerschneiden:

Wir distanzieren uns von der Kieler Antifa/Antifajugend und von weiteren Kooperationen mit der Kieler Antifa/Antifajugend. Die Antifa brach mehrfach Absprachen und zeigte sich uns gegenüber nicht solidarisch, sondern dominant.“

Andere Gruppen wie People4Future oder „Seebrücke“ hätten sich demgegenüber solidarisiert, ohne ihre eigene politische Agenda zu pushen. Man wolle nun, so FfF, eine Wiederholung solcher Ereignisse „mit allen Mitteln unterbinden“. Der Beitrag schließt mit den Worten:

Wir wollen einen sicheren Raum schaffen, der es weiterhin allen Menschen ermöglicht, parteiunabhängig und ohne aufgezwungene politische Positionierung für Klimaschutz zu demonstrieren. Dabei sprechen wir uns klar für unsere freiheitlichen, demokratischen und rechtsstaatlichen Grundwerte aus.“

Asyl in der „fancy“ Ortsgruppe Steinfurt/Mielkendorf

Die Antifa will dies nicht auf sich sitzen lassen und zeigt sich in einer „Kurzfassung der Statements der AJK zu den Irrungen und Wirrungen mit FFF“ nach eigenen Worten „verwundert und enttäuscht“ darüber, wie sie „öffentlichkeitswirksam verleumdet“ worden sei und werde. Gleichzeitig wolle man aber die „Falschdarstellungen, Vorwürfe und Beleidigungen“ nicht weiter kommentieren und erklärte gönnerhaft, man sei zu einem „Dialog auf Augenhöhe“ mit FfF Kiel bereit, wenn diese „intern wieder zu sich gefunden“ habe.

Als Positivbeispiel stellt die Antifa den Kieler Umwelt-Aktivisten die FfF-Ortsgruppe Steinfurt/Mielkendorf vor, die „schon immer besonders fancy“ gewesen sei, viele „Vertriebene“ der OG Kiel aufgenommen habe und mit der man weiterhin zusammenarbeiten wolle.

„Wir Antifas wollen nicht gemocht werden, wir wollen einen schlagkräftigen Kampf führen“, heißt es weiter in der Erklärung. Den Planeten retten und die Welt verändern werde man nicht „nur mit Spazierengehen, Singen, Händchenhalten und einer trägen Blindheit gegenüber der sich formierenden faschistoiden Gefahr“.

Im Kommentarbereich zur FfF-Erklärung wirft eine Fenja Rathjen FfF gar vor, diese würden auf ihren Demos „Menschen mit antisemitischen verschwörungstheoretischen Plakaten kommentarlos mitlaufen“ lassen und „hier im Header ’ne abgespeckte bürgerliche Version à la Hallams Einladung für Rassist*innen und Sexist*innen zu XR hinklatschen“. FfF habe sich stattdessen über Rufe wie „Alerta Antifascista“ und „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“ mokiert.

Verfassungsschutz warnt schon länger vor Unterwanderung

Fridays For Future Kiel betont daraufhin zwar pflichtbewusst: „Wir verstehen uns selber weiterhin als antifaschistisch!“ Dies schließe jedoch nicht ein, das Verhalten der Antifa auf fremden Demonstrationen gutzuheißen:

„Bei unserer Demo am Freitag liefen sie mit ihrem Frontbanner ganz vorne bei unserer Demo mit, und ließen nicht mit sich reden“, erklärt der FfF-Facebookbetreuer weiter.

Mitlaufen ist ja ok, wenn sie zum Thema Klimaschutz demonstrieren möchten. Aber sich einfach mit ihrem Banner ganz nach vorne drängen, und dann jegliche Bitten, dies nicht zu tun, ignorieren, das geht nicht.“

Bereits seit einigen Monaten warnen Verfassungsschutzbehörden vor möglichen Versuchen linksextremistischer Gruppierungen, die „Schülerstreiks“ von Fridays for Future zu unterwandern. Unter anderem die „Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands“ und die Gruppe „Ende Gelände“ sind diesbezüglich bereits aktiv in Erscheinung getreten.



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