Kieler Woche: Kreisverband der Grünen will die Bundeswehr nicht als Aussteller – Andere Politiker widersprechen

Mehrere Politiker der Grünen distanzieren sich vom Beschluss des Grünen-Kreisverbandes in Kiel "gegen die Präsenz von Schiffen der Bundeswehr und NATO-Partnern" und Werbung der Bundeswehr mit ihren „Karrieretruck“ im Rahmen der Kieler Woche. "Für uns Grüne gilt unverändert, die Bundeswehr und damit auch die Marine, soll Teil der Kieler Woche bleiben."
Titelbild
Besucher gehen an Bord der Fregatte "Mecklenburg Vorpommern" der Deutschen Marine während eines Tages der offenen Tür der Kaserne bei der Kieler Woche am 17. Juni 2017 in Kiel.Foto: Alexander Koerner/Getty Images
Von 13. Februar 2020

Die Kieler Grünen-Kreismitgliederversammlung beschloss Anfang Dezember unter dem Titel „Die Kieler Woche darf keine Kriegsschau sein“, dass weder die jährlich stattfinden Kriegskonferenz des Instituts für Sicherheitspolitik an der Kieler Uni, noch ein militärisches Manöver in der Ostsee, noch die Präsenz von Schiffen der Bundeswehr und NATO-Partner oder die Werbung der Bundeswehr am „Karrieretruck“ für Rekruten zur Kieler Woche passen würden.

Nun distanzierten sich in einer offiziellen Stellungnahme Monika Heinold, die Vorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen Kiel, Luca Köpping und Swaantje Bennecke, die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Kiel Jessica Kordouni, die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein Eka von Kalben sowie der Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein Steffen Regis zu dem Beschluss der Kieler Grünen-Kreismitgliederversammlung.

Für uns Grüne gilt unverändert, die Bundeswehr und damit auch die Marine, soll Teil der Kieler Woche bleiben.

Und weiter: „Wir wollen die Begegnung mit internationalen Gästen nutzen, um miteinander in den Austausch zu kommen. Die Präsenz der Marine ist fester Teil der Kieler Woche. Open Ship-Events, Festveranstaltungen, sorgen für Transparenz, internationale Freundschaften und Dialog mit und unter Soldaten.“

Grünen-Kreisverband: „Bundeswehr nicht ein Arbeitgeber wie jeder andere“

Die Kieler Grünen-Kreismitgliederversammlung begründete ihren Beschluss zur Bundeswehrteilnahme damals damit, dass die Bundeswehr nicht ein Arbeitgeber wie jeder andere wäre.

Die Kieler Woche würde für die Werbung der Bundeswehr keinen angemessenen Rahmen darstellen, in dem Interessierte sich reflektiert informieren könnten und auch über potenzielle Gefahren der Arbeit bei der Bundeswehr aufgeklärt würden, so Kieler Grünen-Kreismitgliederversammlung im Dezember.

Die insgesamte Aufmache der Bundeswehr auf der Kieler Woche mit verschieden Spielen Rund um eine Bewerbung und die ausgelassene und fröhliche Stimmung der Kieler Woche sind mit den Risiken und der Notwendigkeit einer differenzierten Auseinandersetzung mit der Bundeswehr als Arbeitgeber nicht zu vereinbaren.“

FDP-Politiker: „Diskussion zu Kieler Woche zeigt, dass wir deutlich mehr Aufklärung und Austausch brauchen“

Für den schleswig-holsteinische Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt stünde völlig außer Frage, dass die Bundeswehr und insbesondere unsere Marine weiterhin natürlicher Bestandteil der Kieler Woche sein solle.

Wir müssen unsere Parlamentsarmee überhaupt nicht verstecken. Die Bundeswehr soll solche Großereignisse sogar unbedingt auch dafür nutzen, um für sich als Arbeitgeber zu werben“, so Vogt.

Dies sei nach der Aussetzung der Wehrpflicht sehr wichtig, damit sie weiterhin einen Querschnitt unserer Gesellschaft abbilden könne.

„Die Kieler Woche ist unser maritimes Großereignis von internationaler Bedeutung, das für Weltoffenheit und Austausch steht und deshalb gehören selbstverständlich auch die Marine-Angehörigen anderer Staaten dazu“, so der FDP-Politiker.

Für ihn hätte das nichts mit einer Kriegsschau, sondern schlichtweg mit Völkerverständigung zu tun. Es mache zudem auch absolut Sinn, wissenschaftliche Konferenzen von internationaler Bedeutung während der Kieler Woche stattfinden zu lassen.

Diese Diskussion zeigt, dass wir deutlich mehr Aufklärung und Austausch brauchen und nicht weniger“, erklärt Vogt.

SPD-Politiker: „Bundeswehr ist die Armee der Bürgerinnen und Bürger“

Ähnlich äußert sich der bundeswehrpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Kai Dolgner. Dieser macht deutlich, dass die Bundeswehr eine Parlamentsarmee und im Grundgesetz abgesichert sei.

Sie ist die Armee der Bürgerinnen und Bürger“, so Dolgner.

Deshalb gehöre sie sichtbar in die Mitte der Gesellschaft und damit auch zur Kieler Woche. Wer die Bundeswehr in die Schmuddelecke drängen wolle, wolle doch eigentlich die Abschaffung. Dann sollten diejenigen das auch offen so sagen. „Und natürlich ist die Bundeswehr darauf angewiesen, dass sich junge Menschen aus der Mitte der Gesellschaft bewusst für sie entscheiden, damit sie auch weiterhin ein Spiegel der gesamten Gesellschaft ist. Wie soll das ohne Werbung gehen“, erklärt der SPD-Politiker abschließend.

Kieler Woche – weltgrößtes Segelereignis mit rund 2.000 Einzelveranstaltungen

Die Kieler Woche gilt als größtes Sommerfest im Norden Europas und weltgrößtes Segelereignis. Die Veranstaltung zählte in den letzten Jahren rund drei Millionen Besucher aus aller Welt.

Circa 2.000 Einzelveranstaltungen fanden im letzten Jahr dort statt. Dazu zählten insgesamt 400 Konzerte auf gut 20 Bühnen.

Neben Wettfahrten auf den Regattabahnen erwartet die Gäste der 126. Kieler Woche (20.-28. Juni 2020) ein vielfältiges Sommerfest-Programm. Zu den weiteren Höhepunkten gehören die offizielle Eröffnung (20. Juni), die traditionelle Windjammerparade (27. Juni), die Kinderangebote auf der Spiellinie sowie zahlreiche Konzerte und Ausstellungen.

Zu den Segelregatten vor Kiel haben sich für dieses Jahr 4.000 Sportler aus 60 Nationen angemeldet – mit etwa 1.800 Booten. Zu Gast sind auch rund 2.500 Marinesoldaten. Im Marinestützpunkt machen mehr als 35 Schiffe und Boote aus zwölf Nationen fest. Maritimer Höhepunkt soll die Windjammerparade am 29. Juni sein, die der russische Großsegler „Mir“ anführen wird.



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