Kirchenvertreter und Kreuzdebatte – ein Zeichen widersinniger politischer Korrektheit
Meinet ihr, daß ich hergekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Zwietracht. Ich bin gekommen, den Sohn mit seinem Vater zu entzweien, die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; die eigenen Angehörigen werden zu Feinden. (Jesus)
Shit happens, kommentiert man leger auf Neudeutsch, wenn etwas voll daneben gegangen ist. Dies dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach die Beurteilung von Markus Söders, nennen wir es, „Kreuzaufhängungsdurchsetzungsbeschluss“ (KADB), in CSU Kreisen sein, wenn man die täglichen Kommentare zu der Ministerpräsidenten-Idee registriert:
Ab Juni muss in jeder Behörde Bayerns ein Kreuz hängen. Die politische Gefahr, welche durch die ablehnende Reaktion von Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm gesät wird, beide ranghohe kirchliche Widerständler und Alleinvertretungsbevollmächtigte in Fragen des Kreuzes, bereitet csuseits Angst.
Warum? Zweifel unter konservativen Wählern an der Christlichkeit der CSU könnten ausgelöst werden. Man könnte dem Mehrheits-Hoffnungsträger bei den nächsten bayerischen Landtagswahlen nicht abnehmen, dass seine Aussage, das Kreuz sei Bestandteil der abendländischen Kultur, aus der Herzkammer seiner religiösen Überzeugungen kommt. Das sichtbare Kreuz sei lediglich ein verordneter Bekenntniszwang. Deswegen behaupten die plötzlich so frommen Gegner aus den Altparteien, das Kreuz-Bekenntnis sei nur eine Instrumentalisierung des Symbols.
Jesus als Wahlhelfer? Geht nicht. Da mögen die Unfrommen gar nicht so unrecht haben.
Und dennoch: Falsch muss die Aussage Söders, das Kreuz sei Symbol abendländischer Kultur und müsse deswegen öffentlich sichtbar gemacht werden, nicht sein. Oder deutlicher: Die Aussage und der Beschluss sind richtig!
Oder haben wir vielleicht gar kein Symbol für unsere Kultur? (Das Grundgesetz, liebe Kritiker, ist kein Symbol, wenn Sie bitte einmal nachgoogeln möchten, was ein Symbol ist.) Die öffentliche Meinung , stetig geformt durch konsequente Meinungsmache in den So-hat-der-Bürger-zu-denken-Medien, geht jedenfalls schon in diese Richtung.
Wenn außer der Sprache nichts speziell Deutsches in Deutschland ausgemacht werden kann (Özoguz), ist es nur ein kleiner Schritt zu der Behauptung, das Christliche sei gar nicht der Prägestempel unserer Kultur. Noch deutlicher: Alles Privatsache! Denk’ und glaub’, was du willst, aber das hat alles nichts in der Öffentlichkeit zu suchen.
Aber der öffentliche Raum ist Garant gelungener oder scheiternder Identifikation, er braucht Symbole nationaler Identifikation. Und zu seiner (auch emotional) wahrnehmbaren Ausstattung in Deutschland gehören nicht nur Tankstellen und Pizzerias. Der Protest aus letztlich biographisch-psychologisch erklärbarer Gegnerschaft zu solchen Identität stiftenden Symbolen ist Destruktionsarbeit am Ganzen einer Kultur.
Söder will offensichtlich mit Nachdruck einer Tradition Ausdruck verleihen, die schon ein bisschen älter ist als die jetzige bunte, beginnend mit der Aufnahme von Gastarbeitern in den 60ern.
Dass er damit eine neue Definition in die Kreuzestheologie einbringen wollte, kann niemand bei aktivem Verstand behaupten. Es sei denn, es handelt sich um professionelle Theologen wie Marx, den Kardinal mit A8 Dienstlimousine, oder Bedford-Strohm, dessen Dienstwagenmodell gerade nicht geläufig ist.
Marx und seine theologischen Konsorten hören nämlich „Spaltung“ und „Ausgrenzung“ trapsen, wenn öffentlich geäußert wird, was nicht in dem Mainstream, in dem sich christlicher Glaube beider Konfessionen heutzutage so gerne badet, erkennbar wird. Stichwort: Alle Zureisenden sind Jesus (frei nach Papst Franziskus).
Es mutet schon eigenartig abstrus an, wenn die, kulturell auf Harmonisierung und Umarmung des ganz Andersartigen gepolten Kreuzverleugner Marx und Bedford-Strohm die Unversöhnlichkeit Söderschen Kreuzbekenntnisses mit dem christlichen Glauben vermelden.
Dabei haben sich beide doch ausreichend und nachhaltig blamiert durch die Abnahme des Kreuzes beim Spaziergang auf dem Tempelberg. Und jetzt melden sie einen Alleinvertretungsanspruch hinsichtlich der Interpretation des Kreuzes an?
Marx poltert in einem Interview mit der SZ, der Staat habe kein Interpretationsrecht im Bezug auf das Kreuz. Es sei “ein Zeichen des Widerspruchs gegen Gewalt, Ungerechtigkeit, Sünde und Tod, aber kein Zeichen gegen andere Menschen.“
Die Unterstellung, Söder – und damit alle Bayern (Deutschen?), die ein Kreuz in Behörden sehen möchten, egal wie viel Prozent – möchte(n) ein „Zeichen gegen andere Menschen“ damit setzen, ist selbst ein Zeichen, freilich von widersinniger politischer Korrektheit.
Marx zeigt mit dieser an den Haaren herbeigezogenen Aussage, dass er sich in die Reihe derjenigen stellt, die überall die Diskriminierung von Muslimen wittern. Da darf man gespannt sein, wann endlich ein Imam den Bau einer Moschee als „Zeichen gegen andere Menschen“, z.B. Christen, interpretiert und dessen Errichtung deswegen ablehnt.
Ranghöhere Geistliche, wenn nicht jeder Christ, sind nach christlichem Verständnis dazu berufen, gegebenenfalls Blutzeugen zu sein, d.h. als Märtyrer ihr Leben zu opfern. Als Vorübung zu der blutigen Aufgabe fordern Marx, Bedford-Strohm und viele andere nun, dass Söder endlich Kreuze wieder abnehme, um zu verhindern, dass Nicht-Christen „an den Rand“ gedrängt werden?
Der Atheist Lenin, sicher nicht interessiert an religiösen Fragen, nannte Menschen mit solcher verqueren Denke „nützliche Idioten“.
Siehe auch:
Kritik an Kruzifix-Vorstoß: Kardinal Marx wirft Söder „Spaltung und Unruhe“ vor
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