Unterschätzter Islamist: Rizin-Giftmischer von Köln plante konkreten Anschlag mit Bio-Bombe

Die Anschlagsplanungen des in Köln mit hochgiftigem Rizin gefassten Tunesiers Sief Allah H. waren konkreter und umfassender als bislang angenommen. Seif Allah H. wollte laut Bundesanwaltschaft "an einem geschlossenen und belebten Ort" eine biologische Bombe zünden.
Titelbild
SEK-Beamten mit Atemschutzmasken und Schutzanzügen stehen in einem Fahrzeug vor einem Wohnkomplex. Der in Köln verhaftete Tunesier soll seine Vorbereitungen für einen Terroranschlag mit hochgiftigem Rizin bereits weitgehend abgeschlossen haben, als die Polizei zuschlug. Foto. David YoungFoto: David Young/dpa
Epoch Times4. August 2018

Es war ernster und näher, als man zuerst dachte: Die Anschlagsplanungen des in Köln lebenden Tunesiers Sief Allah H. waren konkreter und umfassender als bislang angenommen.

Nach zwei aus unbekannten Gründen missglückten Ausreiseversuchen des Tunesiers nach Syrien ins Gebiet des IS, nahm dieser im Herbst 2017 Kontakt zu den Terroristen auf, die ihm vorschlugen, in Deutschland einen Anschlag gegen „Ungläubige“ zu verüben. Sief Allah H. ging an die Arbeit.

Er wollte an einem geschlossenen und belebten Ort einen Sprengsatz mit einer mit Rizin präparierten Splitterladung zünden. Ob der Beschuldigte bereits ein konkretes Ziel ins Auge gefasst hatte, ist nicht bekannt.“

(Frauke Köhler, StA, Sprecherin des GBA)

Ausländische Spezialisten gaben Anleitungen

Zur technischen Herstellung setzte er sich im Mai 2018 über einen Messengerdienst mit einer „nicht in Deutschland aufhältigen unbekannten Person“ in Verbindung, die ihm Anleitungen zur Herstellung von Rizin aus den zuvor im Internet beschafften Samen gab. Ende des Monats hatte der Islamist bereits 84,3 Milligramm Rizin hergestellt und testete es nach Anweisungen des Kontaktmanns an einem Zwerghamster aus einer Kölner Tierhandlung.

Über eine weitere nicht in Deutschland aufhältige unbekannte Person „erhielt er das nötige Wissen für die Herstellung der Sprengladung“, so die Sprecherin des Generalbundesanwalts. Die benötigten Materialien beschaffte sich der Tunesier im Internet, inklusive der 250 Metallkugeln als Splittermaterial.

Erweiterung der Tatvorwürfe und des Haftbefehls

Am 1. August erweiterte der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs auf Antrag der Bundesanwaltschaft den Haftbefehl gegen Sief Allah H. um den „dringenden Tatverdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ und um den „Tatvorwurf der versuchten Mitgliedschaft in der ausländischen terroristischen Vereinigung ‚Islamischer Staat'“, so Frauke Köhler.

Sief Allah H. bemühte sich gegenüber einem weiteren unbekannten Chatpartner, den er für ein IS-Mitglied im Ausland hielt, in die Terrororganisation aufgenommen zu werden. Er wollte an der Propagandaarbeit des IS mitwirken und leistete einen Treueeid auf den IS-Führer.

Auch gegen die ihm ergebene Konvertitin und Scharia-Ehefrau, Yasmin H. (42), wurde Haftbefehl erlassen. Der 29-Jährige hatte die Frau mit den vier Kindern von anderen Männern noch vor seiner Einreise nach Deutschland im November 2016 über Facebook kennengelernt.

Gegen Yasmin H. hatte der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs am 24. Juli 2018 Haftbefehl wegen Beihilfe zur Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat in drei Fällen sowie zur vorsätzlichen Herstellung von biologischen Waffen (§ 89a Abs. 1, Abs. 2 und Abs. 2a StGB, § 20 Abs. 1 Nr. 1 Var. 2 KrWaffKontrG) erlassen.“

(Frauke Köhler, StA)

Parallel-Anschlag in Tunesien geplant

In Tunesien wurden nach Angaben der dortigen Behörden zwei mutmaßliche Komplizen des 29-jährigen in Köln lebenden Tunesiers festgenommen, von denen einer einen Parallelanschlag verüben wollte. Wie das Innenministerium in Tunis am Freitag mitteilte, wurden sie am 26. Juli inhaftiert.

Die Bombenanschläge hätten zeitgleich in Deutschland und Tunesien verübt werden sollen.

Einer der in Tunesien verhafteten Männer soll für den Kölner Islamisten einen gefälschten Pass vorbereitet haben, um diesem damit eine Flucht in andere europäische Länder zu ermöglichen.

Rechtzeitiger Zugriff am 12. Juni

Nach Angaben der deutschen Bundesanwaltschaft gibt es bislang keine Anhaltspunkte dafür, dass außer Sief Allah H. und seiner als Helferin fungierenden konvertierten Ehefrau Yasmin H. weitere in Deutschland ansässige Menschen in die Anschlagsplanungen eingebunden waren.

Der Tunesier war am 12. Juni in einem Wohnhaus in Köln-Chorweiler von Spezialkräften der Polizei festgenommen worden. Zunächst saß er wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz in Haft. Rizin fällt als hochgefährliche biologische Waffe darunter. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte nach eigenen Angaben zuvor Hinweise erhalten, wonach ein tunesischer Staatsangehöriger mit Wohnsitz in Köln hochgiftige Substanzen zu bestellen versuchte. (afp/sm)



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