Krankenversicherung: „Kräftige Beitragserhöhungen“ bald auch für Selbständige und Beamte?

Seit 1991 ist ein "überproportional starkes Ausgabenwachstum" der Gesetzlichen Krankenversicherung zu verzeichnen, so eine Studie. Die Frage, wie die Ausgaben aufgefangen werden können, ist aktueller denn je. Auch Privatversicherte könnte eine Beitragserhöhung treffen.
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Heute sind mehr als acht von zehn Beamten in Deutschland privat krankenversichert.Foto: Marijan Murat/dpa
Epoch Times21. April 2019

Aus einer noch unveröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft geht hervor, dass die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen in krassem Missverhältnis zu den Einnahmen stehen. Wenn bei der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) keine Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, drohen schon bald starke Beitragserhöhungen.

Seit 1991 sind die Ausgaben je Versichertem jedes Jahr um durchschnittlich einen Prozentpunkt stärker gestiegen als die Einnahmen pro Kopf“, so eine unveröffentlichte Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft, die der „Rheinischen Post“ bereits vorliegt.

Das Einkommen der Beitragszahler konnte mit den Ausgaben der Krankenversicherung nicht  Schritt halten.

Auch wenn die Beitragseinnahmen seit drei Jahrzehnten stabil seien, so sei ein „überproportional starkes Ausgabenwachstum“ zu verzeichnen, teilt Jochen Pimpertz für das Institut der deutschen Wirtschaft mit. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Babyboomer-Generation der 1960-er Jahre in naher Zukunft in die Rente geht und weniger Beiträge in die GKV fließen.

Der Ökonom Pimpertz fordert eine dringend notwendige Prüfung der Ausgaben und Beseitigung der „Fehlanreize im Gesundheitssystem“.

Das Institut der deutschen Wirtschaft warnt:

Künftig dürften kräftige Beitragssatzerhöhungen drohen, wenn bei den Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen nicht gegengesteuert wird.“

Die Kluft zwischen Einnahmen und Ausgaben der Krankenversicherung ist indes auch bei den Politikern in Berlin angekommen.

Von einer Einsparung am Gesundheitssystem und gesundheitserhaltenden Maßnahmen kann jedoch keine Rede sein. Vor allem die Krebsbehandlungen von 100.000 Euro pro Patient müssen wie alle medizinischen Fortschritte allen zugutekommen, so SPD-Vize Karl Lauterbach. Er sagt:

Wir können es uns nicht länger leisten, dass sich Beamte und Selbstständige nicht an der Finanzierung des Systems beteiligen.“

FDP-Vize Michael Theurer sieht Potenzial in der Einsparung im Gesundheitssystem ohne die Kürzung von Leistungen. Durch höhere Gesundheitsausgaben und steigende Krankenversicherungsbeiträge könnten die Kosten für die Arbeitnehmer stark anwachsen, so dass Behandlungen im Ausland die Folge sein könnten. Daher plädiert Theurer für eine Abschaffung der voll paritätisch finanzierten Krankenversicherung und für mehr Wettbewerb der Kassen um Zusatzbeiträge. (sua)

 



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