Kultusminister rechnen mit 300.000 schulpflichtigen Flüchtlingen
Die Kultusministerkonferenz (KMK) geht davon aus, dass allein in diesem Jahr rund 300.000 schulpflichtige Flüchtlinge nach Deutschland kommen. In einem Brief an den brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD), der der Ministerpräsidentenkonferenz vorsteht, schreibt die Präsidentin der KMK, Sachsens Ressortchefin Brunhild Kurth (CDU): "Bei den derzeit angenommenen 800.000 bis eine Million Flüchtlingen und Asylbewerbern ist davon auszugehen, dass darunter mindestens ein Drittel Kinder und Jugendliche sind, die zusätzlich in das Bildungssystem aufgenommen werden." Das Schreiben liegt der "Welt" vor.
Kurth appelliert, "dass die enormen Anstrengungen und großen Leistungen des Bildungsbereichs bei der Integration von Kindern und jungen Menschen mit Fluchthintergrund gewürdigt und bei den weiteren Verhandlungen über die Vergabe der im Koalitionsausschuss vereinbarten zusätzlichen Mittel berücksichtigt werden". Die Koalition hatte sechs Milliarden Euro für Flüchtlinge in Aussicht gestellt. Auch Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sieht Berlin in der Pflicht: "Vertreter der Bundesregierung haben in Gesprächen mit den Ministerpräsidenten deutlich gemacht, dass der massive Zustrom von Flüchtlingen nur als nationale Kraftanstrengung zu bewältigen sei. Hier muss der Bund seiner Verantwortung gerecht werden." Sein Kollege Andreas Stoch (SPD) aus Baden-Württemberg sagte: "Da sich die Zahl der Flüchtlinge gegenüber früheren Prognosen erhöht hat, brauchen wir auch weitere Mittel."
Zahlungen vom Bund an Schulen verbietet das Grundgesetz. KMK-Präsidentin Kurth sieht dennoch Möglichkeiten. Sie sagte der "Welt": "Integration braucht Betreuer, Sozialarbeiter, Traumaexperten und Psychologen. Eine ganze Struktur um die Schule herum. Hier kann der Bund ohne Konflikte mit dem Grundgesetz helfen." Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Deutsche Lehrerverband fordern vor dem Hintergrund der steigenden Flüchtlingszahlen die Länder zu erheblichen Neueinstellungen von Lehrern auf. "Schon wenn 200.000 Schüler kommen und wir alle qualifizieren wollen, dann brauchen wir etwa 16.000 zusätzliche Lehrer", sagte die Vorsitzende der GEW, Marlis Tepe, der "Welt". Josef Kraus vom Lehrerverband geht von einer Zahl zwischen 15.000 und 20.000 Lehrkräften aus. "Die Schulen sind mit den Flüchtlingen restlos überfordert", sagt er. Die Kultusminister gingen auf Grund der demografischen Entwicklung jahrelang von sinkenden Schülerzahlen aus. Diese Pläne sind nun Makulatur. "Die bisherigen Schülerprognosen müssen vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in Deutschland überarbeitet und neu gedacht werden. Wir müssen nun mit einem Schülerzuwachs über einen längeren Zeitraum rechnen", sagte KMK-Chefin Kurth.
(dts Nachrichtenagentur)
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