Kurz vor Weihnachtsgeschäft: GfK sieht keine Chance auf Erholung des Konsumklimas
Die Stimmung unter den Verbrauchern in Deutschland bleibt schlecht. Dies geht aus der jüngsten Studie des Marktforschungsinstituts GfK zum Konsumklima hervor. Demzufolge hat die deutsche Wirtschaftsentwicklung weiterhin keine nennenswerten Impulse durch die Binnennachfrage zu erwarten. Auch zwei Monate vor dem Weihnachtsgeschäft bleibt die Sparneigung hoch – die GfK erwartet in diesem Jahr keine Erholung mehr.
Konsumklima umfasst Einzelhandel, Sparneigung und Anschaffungsneigung
Für die Studie hatte GfK vom 31. August bis zum 11. September etwa 2.000 repräsentativ ausgewählte Verbraucher im Auftrag der EU-Kommission befragt. Das Institut führt die Interviews als Teil der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ monatlich durch. Daneben betreibt die Gesellschaft für Konsumforschung unter anderem auch Haushaltspanels und befragt deren Teilnehmer zu bestimmten Themenkomplexen.
Das Konsumklima bezieht sich auf die gesamten privaten Konsumausgaben. Diese umfassen neben dem Einzelhandel, auf den etwa 30 Prozent davon entfallen, auch die Anschaffungsneigung. GfK erhebt, ob es aus Sicht der Verbraucher derzeit als sinnvoll erscheint, größere Anschaffungen zu tätigen. Ob es zu diesen tatsächlich kommt, hängt von den dafür vorhandenen Mitteln ab. Aber bereits die Anschaffungsneigung als solche stellt einen bedeutsamen Stimmungsindikator dar.
Anschaffungsneigung so niedrig wie in Zeiten der Finanzkrise 2008
Im September ist das Konsumklima in Deutschland weiter abgesunken. Die Sparneigung ist demgegenüber weiter gestiegen – von 7,5 auf 8 Punkte. Das sei der höchste Stand seit April 2021, als diese im Zeichen der Corona-Krise bei 8,8 gelegen hatte.
Für GfK sind es eindeutig die Lebensmittel- und Energiepreise, die wenige Wochen vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts zur Konsumverweigerung beitragen. Bereits im Vorjahr waren ähnliche Tendenzen zu verzeichnen. Die Inflationsrate verharrt mit 6,1 Prozent weiter auf einem hohen Niveau. Erst ein Sinken auf zwei Prozent würde Hoffnung auf eine Normalisierung machen, so die Meinungsforscher.
Die Einkommenserwartung stieg im September leicht um 0,2 Prozentpunkte, bleibt mit minus 11,3 Punkten weiterhin niedrig – trotz einiger ambitionierter Tarifabschlüsse. Die Anschaffungsneigung steigt zwar um 0,6 Prozentpunkte, allerdings von einem noch niedrigeren Ausgangsniveau von minus 17 Punkten. Das entspricht dem Niveau der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008. Es ist davon auszugehen, dass die Anschaffungsneigung angesichts der hohen Inflationsrate nicht in jedem Fall zu tatsächlichen Anschaffungen führt. Für den GfK-Konsumexperten Rolf Bürkl steht fest:
Damit dürften die Chancen auf eine Erholung der Konsumstimmung noch in diesem Jahr auf Null gesunken sein.“
GfK geht für Oktober von noch schlechterem Konsumklima aus
Insgesamt lag der Konsumklima-Index im September 2023 bei minus 25,6 Punkten. Für Oktober erwartet GfK eine weitere Eintrübung auf minus 26,5. Wirtschaftsforschungsinstitute wie ifo und DIW gehen für 2023 mittlerweile übereinstimmend von einer Schrumpfung des BIP um 0,4 Prozent aus.
Das DIW erwartet angesichts von Insolvenzen und Abwanderungen von Unternehmen zudem einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um etwa 150.000 Personen. Auch damit zusammenhängende Ängste stellen einen Faktor dar, der das Konsumklima belastet.
Die Ampelregierung wird nicht müde, zu betonen, dass der „russische Angriffskrieg“ in der Ukraine und die daraus resultierenden Verwerfungen die Hauptfaktoren für Inflation und hohe Energiepreise seien. Allerdings hatte es in den ersten Monaten des Jahres 2023 eine leichte Erholung des Konsumklimas gegeben, wahrscheinlich infolge der Preisbremsen für Strom und Gas. Anschließend nahm die Kauflaune der Deutschen wieder ab.
Greenflation trifft Kleinverdiener – und könnte Akzeptanz der Energiewende gefährden
Zudem hatten Experten schon vor der Eskalation des Ukraine-Krieges im Februar 2022 vor einem anderen Kostentreiber gewarnt, nämlich der sogenannten Greenflation. Diese umfasst sowohl direkte und gewollte als auch indirekte Folgen politischer Entscheidungen im Zusammenhang mit Energiewende und Dekarbonisierung.
Ökosteuern, CO2-Bepreisung und die Verknappung des Energieangebots durch Ausstiege und Russlandsanktionen sorgen bereits direkt für teurere Energie. Weitere Faktoren, die dazu beitragen, sind steigende Rohstoffpreise – auch solche für die Produktion von Windrädern oder E-Auto-Batterien – oder steigende Transportkosten. Diese sind beispielsweise infolge der bevorstehenden Erhöhung der Lkw-Maut zu erwarten.
Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel warnte gegenüber dem RND bereits Anfang des Vorjahres vor den sozialpolitischen Folgen. Die Addition von marktbedingten und politisch gewollten Preissteigerungen würden vor allem Geringverdiener und Transferbezieher belasten. Er habe „die große Sorge, dass es am Ende an der nötigen Akzeptanz fehlen wird – und dann das gesamte Projekt politisch scheitert“.
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