Lauterbach: Gutachten des Sachverständigenrats „ist keine Bibel“

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei einer Pressekonferenz zum Evaluationsbericht des IfSG.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei einer Pressekonferenz zum Evaluationsbericht des IfSG.Foto: Fabian Sommer/dpa
Epoch Times2. Juli 2022

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die Bedeutung des jüngsten Corona-Gutachtens mit Blick auf die anstehende Reform des Infektionsschutzgesetzes relativiert. Das Gutachten der Sachverständigenkommission sei „keine Bibel, aus der zu zitieren ist“ und auch „nicht das letzte Wort“, sagte der Gesundheitsminister. Dem in der Kritik stehenden Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, sprach Lauterbach im ZDF sein Vertrauen aus.

Die Sachverständigenkommission war in ihrem am Freitag vorgestellten Bericht zu dem Schluss gekommen, dass die bisherigen Corona-Maßnahmen nur begrenzt wirken. Masken helfen demnach nur, wenn sie richtig getragen werden – und ein Lockdown nur, solange die Menschen dazu bereit sind. Die Wissenschaftler beklagten zudem eine mangelhafte Datengrundlage.

Auch die FDP hatte eklatante Mängel bei der „Datenlage und der wissenschaftlichen Begleitung der Pandemie“ angeprangert und als Konsequenz die Absetzung des Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, gefordert. Lauterbach sprach Wieler im Interview mit dem ZDF-„heute journal“ am Freitagabend jedoch sein Vertrauen aus.

Die Bundesärztekammer forderte derweil als Reaktion auf das Gutachten eine gezielte Corona-Strategie für Kinder und Jugendliche. „Wir brauchen jetzt einen Runden Tisch von Gesundheits- und Kultusministern sowie mit Ärzten, Pädagogen und anderen wissenschaftlichen Disziplinen, um eine tragfähige Corona-Strategie für Schulen und Kitas zu entwickeln“, sagte Ärztepräsident Klaus Reinhardt den Funke-Zeitungen.

Es sei bedenklich, dass die Wirkung von Schulschließungen in Bezug auf das Infektionsgeschehen kaum wissenschaftlich belegt seien, sagte der Ärztepräsident. Dagegen zeigten zahlreiche Studien die massiven psychischen und körperlichen Folgen von sozialer Isolation für Kinder und Jugendliche.

Lauterbach schließt Lockdown aus

Lauterbach und Justizminister Marco Buschmann (FDP) wollen noch im Juli einen Vorschlag für das neue Infektionsschutzgesetz vorlegen, welches das Vorgehen im Herbst und Winter regeln soll. Einen Lockdown wie zu Beginn der Pandemie schloss Lauterbach im ZDF aus: „Das würden wir nicht wiederholen.“ Es könne aber sein, dass die eine oder andere Maßnahme wieder „sinnvoll“ sei, kündigte Lauterbach an und warnte erneut vor einem „schweren Herbst“.

Details zu möglichen Maßnahmen wollte Lauterbach mit Hinweis auf vertrauliche Verhandlungen mit Buschmann nicht nennen. Sie hätten mit einem anderthalbstündigen Gespräch am Freitag bereits begonnen. (afp/dpa/dl)



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