Lauterbach sieht Höhepunkt der Sommerwelle überschritten
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht den Höhepunkt der Corona-Sommerwelle überschritten. Es gebe einen „robusten Rückgang der Fallzahlen“, sagte Lauterbach am Freitag in Berlin. Ein Grund zur Entwarnung sei dies aber nicht, da im Herbst wieder „stark steigende Fallzahlen“ zu erwarten seien. Der Minister erwartet für September die Auslieferung von Impfstoffen gegen die Omikron-Subtypen BA.1 und BA.5. Er verteidigte erneut das geplante Infektionsschutzgesetz.
Lauterbach räumte ein, dass es bei den Infektionszahlen derzeit eine steigende Dunkelziffer gebe. Auf Grundlage der verfügbaren Daten lasse sich aber mit Gewissheit sagen, dass die Fallzahlen „stetig sinken“. Diese Entwicklung werde sich spätestens dann wieder wenden, wenn nach den Sommerferien die Kinder zurück in die Schule gingen und sich das Leben im Herbst wieder verstärkt in die Innenräume verlagere, wo das Infektionsrisiko höher sei.
Die europäische Zulassungsbehörde EMA wird sich Lauterbach zufolge am 1. September mit dem Impfstoff gegen die BA.1-Variante befassen, einen Tag später könne dann die Auslieferung beginnen. Das auf den Subtyp BA.5 zugeschnittene Vakzin solle am 27. September bei der EMA beraten werden, die Auslieferung könne dann ebenfalls am Folgetag beginnen. Die Bundesregierung habe beide Impfstoffe „in auskömmlicher Menge“ besorgt, die Impfkampagne könne also „zeitnah“ starten.
Das Robert-Koch-Institut hatte in seinem am Donnerstag vorgelegten Wochenbericht geschrieben, „dass der aktuelle Wellengipfel überschritten zu sein scheint“. Die bundesweite Siebentage-Inzidenz sei innerhalb einer Woche um 27 Prozent gesunken. „Übereinstimmend zeigen diese Daten, dass auch bei schwer verlaufenden Erkrankungen der Höhepunkt der aktuellen Welle überschritten scheint.“
IfSG „nicht in Stein gegossen“
Über das bei den Ländern umstrittene Infektionsschutzgesetz wird es Lauterbach zufolge in der kommenden Woche Beratungen mit den Chefs der Staatskanzleien geben. „Es ist nicht in Stein gegossen“, sagte der Minister.
Insbesondere die von den Ländern kritisierte Regelung, dass die Maskenpflicht in bestimmten Bereichen entfallen soll, wenn ein negatives Testergebnis vorgelegt oder die letzte Impfung nicht länger als drei Monate zurückliegt, ist Lauterbach zufolge durchaus umsetzbar. Die Drei-Monats-Regel sei sinnvoll, weil nach derzeitiger Einschätzung die erwarteten, angepassten Impfstoffe so lange vor einer Infektion schützen. Dies bedeute aber nicht, dass sich jeder alle drei Monate impfen lassen solle.
Entfallen soll die Maskenpflicht für frisch Geimpfte und Getestete demnach bei Freizeit-, Kultur- und Sportveranstaltungen oder entsprechende Einrichtungen sowie in der Gastronomie. Lauterbach kündigte zudem eine Neuerung für die Corona-Warnapp an. Diese solle bei frisch Geimpften grün aufleuchten, was die Prüfung erleichtere, betonte der Gesundheitsminister
Lauterbach verteidigte zudem die ebenfalls von den Ländern kritisierten Verzicht auf Grenzwerte, ab denen weitergehende Maßnahmen greifen sollen. Der Versuch, mit Grenzwerten zu arbeiten, sei immer wieder gescheitert. Rechtsfester sei es stattdessen, „mit einer Beschreibung der Gefahr zu operieren“. Dennoch werde er sich die Einwände der Länder anhören.
Der Corona-Expertenrat lobte den Entwurf für das Gesetz. Die Vorlage greife viele vom Expertenrat empfohlenen Maßnahmen auf, schrieben die Vorsitzenden des Gremiums, der Charité-Vorstandsvorsitzende Heyo Kroemer und die Virologin Melanie Brinkmann, auf Anfrage der „Welt“. (afp/mf)
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