Lauterbach: Vier Wochen Schulferien – Spahn: Verzicht auf Weihnachtsreisen
„Wir sollten die Schulen vier Wochen in die Weihnachtsferien schicken, das heißt idealerweise schon innerhalb der nächsten Woche und dann bis einschließlich der ersten Januarwoche“, schlägt der SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach vor. „Wir müssen rasch handeln, die Lage ist ernst“, erklärte er in der „Rheinischen Post“.
Für den Handel forderte er erneut: „Der Einzelhandel sollte nach Weihnachten für zwei Wochen in einen harten Lockdown gehen, also geschlossen werden. Zu Silvester darf es beim Kontaktverbot keine Lockerungen geben.“ Lauterbach ergänzte: „Wir sollten diese Maßnahmen noch in dieser Woche beschließen, die Zahl der Infektionen ist einfach zu hoch.“
Spahn wirbt für Verzicht auf innerdeutsche Reisen zu Weihnachten
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat zum Verzicht auf innerdeutsche Reisen zu Weihnachten aufgerufen. „Den Ort der Familienfeier in das Bundesland mit den großzügigsten Regeln zu legen, fände ich nicht richtig. Denn auch innerhalb der Familien kann Covid-19 ganz schnell gefährlich werden“, sagte Spahn der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwochsausgabe).
„Ich werde Weihnachten zum ersten Mal, seitdem ich denken kann, nicht mit Eltern und Geschwistern gleichzeitig zusammenkommen“, fügte der Minister hinzu. „Das ist sehr schade. Aber es hilft, das Virus in Schach zu halten.“
Um die Ansteckungsgefahr im privaten Bereich zu minimieren, könne womöglich auch Gurgeln helfen, sagte Spahn. „Wissenschaftlich belegt ist das noch nicht. Aber die Idee dahinter ist, dass Gurgeln mit Mundspülungen aus in Alkohol gelösten ätherischen Ölen oder sogar Kochsalz die Viruslast im Mund-und-Rachen-Raum senken soll“, sagte Spahn. „Ich gurgele ohnehin regelmäßig.“
Eine Gurgel-Empfehlung wie die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene wollte Spahn zwar nicht aussprechen. „Aber schaden tut es sicher nicht.“
„Früh und hart eindämmen wirkt“
Spahn hat Länder mit hohen Corona-Zahlen zu strengeren Eindämmungsmaßnahmen aufgerufen. „Früh und hart eindämmen wirkt“, sagte der CDU-Politiker der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Und weiter: „Ausgehbeschränkungen, Wechselunterricht für die Schulen, Alkoholausschankverbote: Die Instrumente für ein regional angepasstes Vorgehen liegen alle auf dem Tisch. Sie müssen konsequent angewendet werden.“
Dass Bayern und Sachsen bereits härtere Maßnahmen beschlossen hätten, sei „absolut richtig“. Zu den erforderlichen Maßnahmen „gehören auch Stichprobenkontrollen an den Grenzen zum Ausland, um unnötige Grenzübertritte und damit das Einschleppen des Virus zu unterbinden“, so der Minister.
„Viele innerdeutsche Corona-Hotspots sind auch auf hohe Infektionszahlen in Nachbarländern zurückzuführen. Das gilt für Sachsen und Bayern. Der Tagesausflug oder Einkaufstrip ins Nachbarland, das ist derzeit leider nicht möglich.“
Zudem warb Spahn für die Einhaltung einer einfachen Faustregel: „Verhalte dich so, als hättest du Corona: Dann hält man doch ganz automatisch Abstand und ist insgesamt vorsichtiger.“
Städtetag: Ideale Zeit für Lockdown
Der Deutsche Städtetag macht sich angesichts der Coronakrise für einen härteren Lockdown nach Weihnachten stark. „Die Zeit nach den Feiertagen ist eine ideale Zeit für einen Lockdown“, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der „Saarbrücker Zeitung“. Schulen und Kitas seien zu, es gebe Betriebsferien, viele Menschen hätten Urlaub „und shoppen muss man nach Weihnachten auch nicht unbedingt“.
Er werbe deshalb für eine Art „gesunden Stillstand“ vom 28. Dezember bis etwa zum 10. Januar, so Dedy. Wegen der hohen Infektions- und Todeszahlen könnten auch die von Bund und Ländern beschlossenen Weihnachts- und Silvesterlockerungen nicht mehr aufrechterhalten werden.
Dedy sagte weiter, dass der Einzelhandel bei einem härteren Lockdown von Bundes- oder Landeshilfen profitieren müsse. „Allerdings nicht der Lebensmittelhandel, der in der Krise gut verdient hat“, so der Hauptgeschäftsführer. (afp/dts/ks)
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