Lauterbach wegen Werbung für COVID-Pille Paxlovid angezeigt

Die AfD-Bundestagsfraktion sieht einen Verstoß gegen das Heilmittelwerbegesetz – und stellt Strafanzeige gegen den Gesundheitsminister. Harsche Kritik kommt auch von der CDU wegen „purer Geldverschwendung“.
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Die Covid-Pille Paxlovid hat bislang kaum Abnehmer gefunden.Foto: Getty Images/Joe Raedle
Von 30. November 2022


Weil Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit verschiedenen Maßnahmen und bei öffentlichen Auftritten wiederholt die Wirksamkeit des COVID-Medikaments Paxlovid betont hat, hat die AfD-Fraktion im Bundestag Strafanzeige gegen ihn gestellt. Das berichtet „t-online“ auf seiner Internetseite.

Der SPD-Politiker habe mutmaßlich gegen das Heilmittelwerbegesetz verstoßen, begründen mehrere Abgeordnete um den rechtspolitischen Sprecher der AfD-Fraktion, Thomas Seitz, ihren Schritt. Paxlovid kommt aus dem Haus des amerikanischen Impfstoffherstellers Pfizer.

Seit dem 25. Februar 2022 können es Ärzte verordnen. Laut „t-online“ ist es die erste in der Europäischen Union zugelassene antivirale Arznei zur oralen Einnahme bei COVID-19.

CSU-Politiker spricht von „purer Geldverschwendung“

Das Präparat droht offensichtlich für Lauterbach zum finanziellen Desaster zu werden. Der Gesundheitsminister hatte nach der Zulassung eine Million Packungen bestellen lassen.

Im Juli dieses Jahres begann er, für die Pillen kräftig die Werbetrommel zu rühren, berichtete das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Bis zum Sommer hatte der Großhandel lediglich 460.000 Packungen abgerufen und nur 43.000 an die Apotheken ausgeliefert. 280.000 waren allerdings nur bis Februar 2023 haltbar und müssten dann vernichtet werden.

Lauterbach muss sich zunächst nicht sorgen, dass ein Großteil seiner Bestellung schon bald auf dem Müll landet. Um einen weiteren Millionenverlust zumindest vorläufig zu verhindern, verlängerte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die Haltbarkeitsdauer kürzlich von einem Jahr auf 18 Monate, heißt es bei „t-online“.

Dafür hatte sich der Gesundheitsminister harsche Kritik gefallen lassen müssen. So sagte beispielsweise der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger: „Dass nun Paxlovid-Dosen für Millionen von Euro abzulaufen drohen, zeigt, dass Karl Lauterbach nichts dazugelernt hat.“ Pilsinger erinnerte damit an die Vernichtung von mindestens vier Millionen Corona-Impfstoffdosen und sprach von „purer Geldverschwendung“.

Ärzte bekommen 15 Euro je Rezept

Um die Verkaufszahlen des Pharma-Ladenhüters zu steigern, zog Lauterbach einige Marketing-Register. So wies er darauf hin, dass eine telefonische Verordnung und Lieferung per Bote möglich ist. Ärzte erhalten eine Vergütung von 15 Euro, wenn sie das Präparat verschreiben.

Dieser Anreiz war zunächst bis zum 30. September befristet. Der Minister verlängerte bis zum 7. April 2023. Pflegeheime sollten einen „Paxlovid-Beauftragten“ ernennen und einen Vorrat anlegen. Dieser sei dann bei Bedarf schnellstmöglich abrufbar.

Auch bei seinen TV-Auftritten hebt er das Präparat gerne in den Vordergrund. Als er das Präparat im September in der Talkshow von Markus Lanz lobt, kommentierte dieser das mit dem Satz: „Gut, soweit der Werbeblock für Paxlovid.“

Kritik gab es aber nicht nur aus den Reihen der Politik. So sprach Gabriele Regina Overwiening, Vorsitzende der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, angesichts der direkten Ausgabe des Mittels über die Hausärzte von „verantwortungslosem Aktionismus.“

Rebound-Effekt bei Einnahme möglich

Ein Grund für den zurückhaltenden Einsatz von Paxlovid könnte ein hoher Aufwand durch eine individuelle ärztliche Abklärung der Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sein. Diese Vermutung äußert das Portal „Science Media Center“ auf seiner Internetseite.

Die Skepsis gegenüber dem sogenannten Rebound-Effekt habe möglicherweise ebenfalls einen Einfluss. Der Rebound-Effekt beschreibe das Wiederauftreten von COVID-19-Symptomen und einem erneut positiven Testergebnis nach einer ursprünglichen Genesung. Knapp sechs Prozent der mit Paxlovid behandelten Patientinnen und Patienten seien davon betroffen.

Studien hätten gezeigt, dass es nach der Gabe von Paxlovid zu dem Rebound-Effekt kommen könne. Allerdings gebe es auch Daten, die zeigten, dass das Medikament nicht ausschließlich für den Rebound verantwortlich sei.

Israelische Wissenschaftler zweifeln an Wirksamkeit

Eine Studie aus Israel stellt die Wirksamkeit von Paxlovid insgesamt infrage. Wie Epoch Times berichtete, hatte die Untersuchung gezeigt, dass Erwachsene zwischen 40 und 65 Jahren keinen messbaren Nutzen von der Einnahme hätten.

Die Wissenschaftler werteten Daten von 109.000 Menschen aus. Unter den 42.821 Patienten, die 65 Jahre oder älter waren, kam es bei 11 von 2.484 behandelten Patienten (0,4 Prozent oder 14,7 Fälle pro 100.000 Personentage) und bei 766 von 40.337 unbehandelten Patienten (1,9 Prozent oder 58,9 Fälle pro 100.000 Personentage) zu einer Krankenhauseinweisung.



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