Lauterbach: Mit Produktionserhöhung Engpässe bei Kinderarzneien verhindern
Um weitere Engpässe bei Kinderarzneien zu vermeiden, soll die Produktion bis zum technischen Limit erhöht werden. „Wir werden in diesem Herbst und Winter alles tun, um sicherzustellen, dass Kinder die benötigten Arzneimittel bekommen“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Donnerstag nach einem Spitzengespräch zu dem Thema in Berlin. Der Minister appellierte erneut an die Eltern, auf Hamsterkäufe zu verzichten.
Zu dem Treffen hatte Lauterbach Vertreter der Ärzte- und Apothekerschaft sowie von Pharmaunternehmen geladen. Zwar könnten weitere Engpässe nicht komplett ausgeschlossen werden, sagte Lauterbach nach dem Gespräch – aber „wir sind deutlich besser aufgestellt als im letzten Jahr“. Dies liege an der Bereitschaft der Pharmaindustrie, mehr zu produzieren, betonte der Minister.
Die Herstellung von Schmerzmitteln, Antibiotika und Fiebersäften habe im Vergleich zum letzten Winter um teilweise bis zu hundert Prozent gesteigert werden können. Dies sei nur gelungen, weil die Unternehmen bereit seien, 24 Stunden und sieben Tage die Woche zu arbeiten – im Drei-Schicht-Betrieb.
„Wir sind an der technischen Obergrenzen dessen, was leistbar ist“, sagte Lauterbach. Er appellierte zugleich an die Eltern: „Bitte keine Hamsterkäufe“. Dies sei „das Gebot der Stunde“. Ein kleiner Hausvorrat an Arzneimitteln sei sinnvoll, das Horten hingegen nicht.
Apotheker bekommen mehr Spielraum
Der SPD-Politiker kündigte als weiteren Schritt zur Entspannung der Versorgungslage mehr Befugnisse für die Apotheken an. „Wir geben sehr viel Verantwortung in die Hände der Apothekerinnen und Apotheker“, sagte er. Diese könnten nun selbstständig die Darreichungsformen der Medikamente verändern und Produkte selbst herstellen – ohne Befragung der Ärzte und ohne neues Rezept.
Lauterbach gab zudem bekannt, eine „High-Level-Gruppe“ in seinem Ministerium gegründet zu haben. Das mit Vertretern der Ärzte- und Apothekerschaft sowie von Pharmaunternehmen besetzte Gremium solle sich wöchentlich austauschen und Lauterbach einen Lagebericht zur Versorgung mit Kinderarzneien geben.
Der SPD-Politiker forderte aufgrund „einer angespannten Versorgungssituation“ erst kürzlich den Pharma-Großhandel zur Bevorratung von Medikamenten für Kinder auf. Zuvor hatte der Kinderärzteverband bereits vor einer verschärften Arzneimittelknappheit im Herbst und Winter gewarnt. Der Verband rechnet nicht damit, dass ein im Juni beschlossenes Gesetz des Bundestages gegen Lieferengpässe bei Medikamenten bereits in diesem Jahr seine Wirkung zeigt.
Durch dieses sollte der Kostendruck auf die Pharmahersteller gesenkt werden, damit der Verkauf der Medikamente in Deutschland lohnenswerter wird. Das Gesetz sieht vor, die Preisregeln für Kinderarzneimittel zu lockern; Festbeträge und Rabattverträge werden abgeschafft. Hersteller sollen zudem drei Monate reichende Vorräte für wichtige Medikamente anlegen müssen – bei Antibiotika sogar für bis zu sechs Monate.
(afp/dpa/red)
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