Linksextremisten drohen Zeugen einer Gewalttat: „Wir wissen wo ihr wohnt, wenn ihr mit der Polizei redet“

Die "Rigaer Str. 94", ein linksautonomes Wohnprojekt in Berlin-Friedrichshain, ist das Symbol der Berliner Linksextremisten-Szene. In ihrem Umfeld werden regelmäßig Autos in Brand gesteckt, Polizeikräfte mit Pflastersteinen beworfen und Druck auf Nachbarn ausgeübt, die zu ihren Gewalttaten aussagen.
Titelbild
Das Haus in der Rigaer Str. 94 in Berlin-Friedrichshain ist seit vielen Jahren von Linksautonomen besetzt.Foto: GettyImages / Comp. EPT
Epoch Times11. Oktober 2018

„Die Rigaer ist und bleibt ein rechtsfreier Raum.“ bekam das Ehepaar Katharina und Tom K., von einem Polizisten vor Jahren gesagt. Nun, nachdem das Ehepaar in einem Strafprozess gegen Marek M. (42) einen Bewohner des Vorderhauses der Rigaer Str. 94 aussagten, bekamen sie zu spüren, was der Polizist andeutete. Das Haus in der Rigaer Str. 94 in Berlin-Friedrichshain ist seit vielen Jahren von Linksautonomen besetzt. Nach der Aussage vor Gericht, wurde das Ehepaar Zielscheibe von Beschimpfungen, sie wurden bedroht und es wurden im Internet ihre Namen und ihre Adresse bekanntgegeben, berichtet die „B.Z.“

Hintergrund: Das Ehepaar Kathrin und Tom K. waren Augenzeuge, wie der gelernte Personenschützer Marek M. (42), der im Vorderhaus der Rigaerstr. 94 wohnte, eine gefährliche Körperverletzung beging. Marek M. in der Szene bekannt als „Isa“ soll eine Art Türsteher des autonomen Hauses mit seiner Kneipe „Kadterschmiede“, einem Autonomentreff, sein.

Vor einer Bäckerei hatte Marek M. einen Nachbarn (54) zu Boden gerungen und gewürgt, dabei wurde das Sprunggelenk des Mannes zertrümmert. Ein weiterer Anklagepunkt war eine Attacke gegen zwei Polizisten mit Pfefferspray und Beleidigungen und Drohungen gegen Polizeibeamte. Für die dritte Anklage wegen Körperverletzung reichten die Beweise zu einer Verurteilung nicht aus. Er wurde deshalb zu insgesamt 18 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt und muss 15.000 Euro Schmerzensgeld an den Verletzten zahlen.

Das Ehepaar rief bei dem Angriff damals den Rettungswagen und sagte vor Gericht als Zeugen gegen Marek M. aus. Seitdem wird das Paar von seinen linksradikalen Nachbarn denunziert, bedroht und beschimpft. Dazu gehört das Klingeln nachts an der Haustür, das Zurufen von Parolen und das Beschmieren von Hauswänden mit Sprüchen, die sich auf das Paar beziehen. Zudem wurde ein Foto von Katharina K., ihr Name, die Adresse und ein Link zu ihrem Arbeitgeber zusammen mit  einer gefälschten Aussage auf der linksradikalen Webseite Indymedia.org veröffentlicht. Katharina K. äußerte laut B.Z. dazu: „Das sind doch Nazi-Methoden“.

In der gefälschten Aussage heißt es:

… wir geben auf. (…) Uns ist klar geworden, dass unsere Falschaussage im Prozess gegen Isa hier im Kiez keine Mehrheit findet (…). Weil wir das bereuen und hier wie Geächtete leben, ziehen wir am Sonntag dem 7. Oktober aus unserer Wohnung in der Rigaer Straße (…) aus! Die Miete ist noch bezahlt bis Anfang 2019, sodass alle Interessierten nach unserer Auszugsparty dort bleiben können. (…) Gerne könnt ihr auch unsere zurückgelassenen Möbel auf dem Dorfplatz verfeuern (…)“

Außerdem wurde Katharina K. und weiteren Zeugen ein Drohbrief mit folgendem Inhalt zukommen gelassen (die „Welt“ berichtete):

An die drei namentlich nicht bekannten Personen, wohnhaft in der ***, die am Sonntag vor der Bäckerei 2000 die Polizei gerufen haben.

Sie werden aufgefordert, am Donnerstag, den 15. März, pünktlich um 21:00 Uhr in der Kadterschmiede, Rigaer Str. 94, vorzusprechen. Dabei soll ihr Verhalten zur Sprache kommen und ein Weg gefunden werden, wie sie den entstandenen Schaden eindämmen können.

Der Termin kann nicht verschoben werden, da das weitere Verfahren möglichst schnell geklärt werden soll.“

Die als Therapeutin tätige Katharina K., berichtete der B.Z.: „Wir haben vom LKA davon erfahren.“ Sie könnten allerdings nichts gegen den Eintrag im Internet tun, sollen die Ermittler dem Paar mitgeteilt haben. Polizisten waren allerdings am 7. Oktober vor Ort, um das Ehepaar zu schützen. Niemand ließ sich an dem Tag bei ihnen blicken.

„Bevor mein Foto und meine persönlichen Daten veröffentlicht wurden, war es eine subtile Bedrohung“, sagt Katharina K. Jetzt sei das anders. „Ich schaue genau, wer vor der Tür steht, wer mir auf der Straße entgegen kommt“, zitiert die B.Z. Kathrin K.

Richtig schlimm, erklärt Katharina K., wurde es nachdem Mitte September Marek M., alias Isa, vom Landgericht wegen der gefährlichen Körperverletzung und tätlichen Angriff auf Polizisten zu einem Jahr und sechs Monaten Haft verurteilt wurde.

Linksextremisten: „Wir wissen wo ihr wohnt, wenn ihr mit der Polizei redet“

Des LKA versprach den beiden Anonymität, aber über ihre Anwälte gelangten Mitglieder der linksradikalen Szene schnell an die Namen der Zeugen im Gerichtsprozess gegen Marek M. Auch andere Zeugen und Anwohner seien von den Linksradikalen systematisch bedroht und eingeschüchtert worden, sagt Katharina K. An einer Hauswand sei damals zu lesen gewesen : „Wir wissen wo ihr wohnt, wenn ihr mit der Polizei redet“. Manche der Zeugen waren so verängstigt, dass sie ihre Aussagen zurückzogen, berichtet B.Z.

„Wir fühlen uns von der Polizei, aber vor allem der Politik allein gelassen. Was muss noch passieren, dass linksradikale Gewalt ernst genommen wird?“, sagt Katharina K. „Hätte ich vorher gewusst, was nach meiner Zeugenaussage passiert, hätte ich das nicht gemacht“, sagt sie. Natürlich würde sie einen Rettungswagen rufen, aber nur noch anonym. „Als Zeuge würde ich nicht mehr aussagen!“

Doch nicht nur Privatpersonen nahmen die Linksautonomen im Fall von Isa in den Fokus. Ende August stürmten 10-15 von ihnen in die Senatsjustizverwaltung in der Salzburger Straße in Schöneberg und bedrohten dort einen Referatsleiter in dessen Büro.

Zunächst verteilte die Gruppe Flugblätter in der Senatsjustizverwaltung. Dann suchte sie das Büro des Referatsleiters auf, heißt es im Tagesspiegel. Die Linksautonomen nennen sich „Soligruppe für Isa und Nero“. Bei Nero handelt es sich um einen Linksextremen aus dem Umfeld der Rigaer Straße 94. „Nero“ sitzt in der Haftanstalt Tegel ein. Er war im Oktober 2017 verurteilt worden, weil er einen Polizeihubschrauber bei einem Einsatz über der Rigaer Str. geblendet hatte.

Die Linksextremen erklärten in einem Bekennerschreiben zu dem Überfall auf die Senatsjustizverwaltung, „Nero“ werde in der Haft bedroht und drangsaliert. Die Aktion habe dazu gedient, „das Gesicht zu den in der JVA Tegel herrschenden Zuständen kennenzulernen“. Sie würden auf den Beamten zurückkommen, „um ihn eindringlicher an seine Schreibtischtäterschaft zu erinnern“. Der Besuch solle dem Referatsleiter als „Denkhilfe dienen“. In den vergangenen Monaten gab es noch weitere Vorfälle. So wurde das Auto einer JVA-Bediensteten in Brand gesetzt und ein SPD-Büro mit Steinen attackiert, berichtet der Tagesspiegel. (er)



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