Massenvernichtungswaffen sind gefährlicher als Terrorismus

Bundesverteidigungsminister Jung besucht die Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg
Titelbild
"Lebenslanges Lernen im multinationalen Kontext" - Die Führungsakademie der Bundeswehr.Foto: Britta Hentrich
Von 21. August 2007

„Wir benötigen neue Strategien, um Risiken wie Massenvernichtungswaffen, Terrorismus, Migration und Ressourcenknappheit entgegenzuwirken und vorzubeugen, und zwar dort wo sie entstehen“, sagt Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU). Bei seinem Besuch an der Hamburger Führungsakademie der Bundeswehr und anlässlich der Jahrestagung der Clausewitz-Gesellschaft zum Thema „Krisen und Chancen für den Nahen und Mittleren Osten“ sprach Jung am letzten Wochenende über die aktuelle Sicherheitslage Deutschlands. Die Clausewitz-Gesellschaft orientiert sich an den Grundsätzen des preussischen Generals und Militärtheoretikers Carl Phillipp Gottlieb von Clausewitz und ist eine Vereinigung aktiver und ehemaliger Offiziere im General- und Admiralitätsdienst. Sie pflegt ein enges Verhältnis zur deutschen Bundeswehr.

„Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan bedeutet Rückfall ins Mittelalter“

Mit dem Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan sei das Ziel der Terroristen erreicht, so der Minister zu der neu entfachten Diskussion über die Einstellung des deutschen Engagements anlässlich der drei ermordeten deutschen Polizeibeamten. „Unser Ziel ist, in Afghanistan im Zuge der vernetzten Sicherheit, also einer Koordination militärischer und ziviler Maßnahmen, eine selbsttragende Stabilität zu erlangen, in der die Afghanen selbst für ihre Sicherheit sorgen können.“ Ein Abzug der Bundeswehr zum jetzigen Zeitpunkt, wie er von den dortigen Terroristen und Verbrechern gefordert werde, würde das Land in mittelalterliche Zustände zurückwerfen und es wieder zu einem Ausbildungszentrum des internationalen Terrorismus machen. Damit sei auch die Bedrohungslage in Deutschland erheblich erhöht, so Jung.

Durch deutsche Hilfsmaßnahmen seien Erfolge in Afghanistan erzielt worden, so Jung. Sieben Millionen Kinder, davon ein Drittel Mädchen, gingen wieder zur Schule, 80 Prozent der Bevölkerung habe Zugang zu medizinischer Versorgung und 4,7 Millionen Flüchtlinge seien nach Afghanistan zurückgekehrt. Es habe in den letzten fünf Jahren eine weitaus positivere Entwicklung gegeben als in den vergangenen 50 Jahren, so der Minister.

„Iran will 57 Prozent der Weltölreserven kontrollieren“

Nach einem Schwenk über die Libanon-Krise, bei der 73 Prozent der Israelis einen Bundeswehreinsatz im Libanon gewünscht hätten, geht es weiter mit dem Kosovo. Er betrachte mit großer Sorge die dortige aktuelle Lage. Die weitere separatistische Entwicklung sei abhängig vom Ausgang der Statusentscheidung, da die Gespräche über die Unabhängigkeit zwischen Vertretern der Serben und Kosovaren ins Stocken geraten seien und Spannungen zwischen den Volksgruppen immer wieder hervorbrechen. Hier solle eine Troika aus Unterhändlern der EU, Russlands und den USA die Gespräche wieder in Gang bringen, so Jung.

Eine nukleare Dimension des Konfliktes des Iran mit der Atommacht Israel sei nicht auszuschließen, sagt Professor Udo Steinbach, Direktor des Instituts für Nahost-Studien. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad wolle durch seine antiisraelischen Ausfälle Sympathien in der arabischen Welt, dem Irak hervorrufen und somit 57 Prozent der Weltölreserven gewinnen.

50 Jahre Führungsakademie der Bundeswehr

„Mens agitat molem“ – Der Geist bewegt die Materie – so lautet das Leitmotiv dieser militärischen Ausbildungsstätte der deutschen Armee mit Sitz in Hamburg-Blankenese in parkähnlicher Landschaft. Seit ihrer Gründung im Jahre 1957 werden in der Elite-Schmiede nur die besten Offiziere zur Ausbildung zum General und Admiralitätsdienst geladen, so der Kommandeur, Generalmajor Wolf-Dieter Löser. Nicht nur militärische Fähigkeiten, auch soziale Kompetenz in Konfrontation mit fremden Kulturen würden in der sich ändernden Welt gelehrt. Eine Besonderheit sei der diese Woche beginnende Generalstabslehrgang für ausländische Offiziere. Er finde jährlich mit über 70 Teilnehmern aus 35 Nationen statt. Wobei im letzten Jahr sogar drei irakische Teilnehmer von verfeindeten Volksgruppen in trauter Eintracht die Schulbank gedrückt hätten, so Löser.

 

Weiterführende Literatur:

Orte strategischen Denkens von Britta Hentrich, 152 Seiten, 15,00 Euro; erhältlich auf www.kulturkreative.de

 



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