Meckel: DDR-Geschichte im Westen weitgehend als Regionalgeschichte angesehen – die Gleichgültigkeit ist groß

"Die DDR-Geschichte wird im Westen nach wie vor weitgehend als Regionalgeschichte angesehen", sagt der Vorsitzenden der Bundesstiftung "Aufarbeitung der SED-Diktatur".
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Erschossen an der Mauer von DDR-Grenzsoldaten: Abtransport des tödlich verletzten Peter Fechter durch DDR-Grenzsoldaten fast eine Stunde nach dem Fluchtversuch. - 17.08.1962.Foto: Ullsteinbild
Epoch Times17. Oktober 2018

Das deutsche Geschichtsbild ist nach Auffassung des Vorsitzenden der Bundesstiftung „Aufarbeitung der SED-Diktatur“, Markus Meckel (SPD), auch fast 30 Jahre nach der Wende hauptsächlich von der Sicht des Westens geprägt.

„Die DDR-Geschichte wird im Westen nach wie vor weitgehend als Regionalgeschichte angesehen“, sagte Meckel dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Mittwochsausgaben). „Dabei ist die deutsche Nachkriegsgeschichte ab 1945 bis 1990 eine geteilte.“

Beide deutschen Staaten seien für sich allein nicht verständlich. „Sie waren bei aller Prägung durch den jeweiligen Block im Kalten Krieg immer auch durch den intensiven Bezug aufeinander geprägt und durch die Herausforderung, mit ihrer gemeinsamen Geschichte umzugehen“, so der SPD-Politiker, der letzter Außenminister der DDR war. Meckel kritisiert auch die Haltung zur Einheit. „Viele waren guten Willens und sehr engagiert, dem Osten zu helfen. Gleichzeitig aber war die Gleichgültigkeit groß. Das ist bis heute noch so.“

Verantwortlich dafür sei auch der Einheitsvertrag, so der 66-Jährige und langjährige Bundestagsabgeordnete. „Er war eine bürokratische Glanzleistung in dem Sinne, dass es gelang, die völlig verschiedenen DDR-Strukturen in die bundesdeutschen Strukturen einzupassen. Ob er politisch eine Glanzleistung war, diese Frage treibt uns ja gerade wieder um“, so Meckel weiter.

Dabei gehe es um Empathie und Anerkennung. „Nicht zu vergessen, dass mit dem Prinzip `Rückgabe vor Entschädigung` ein Vermögenstransfer von Ost nach West vollzogen wurde, der die finanziellen Unterschiede noch einmal immens verstärkte und im Osten als ungerecht wahrgenommen wurde.“

Das alles schwinge heute noch mit. Meckel reagiert damit auch auf Vorwürfe nach den Vorfällen in Chemnitz, die Ostdeutschen hätten ein Demokratiedefizit. „Hier gibt es viele pauschale Aussagen in den letzten Monaten, die schwer erträglich sind.“ Die Bundesstiftung Aufarbeitung begeht am Mittwoch den 20. Jahrestag ihrer Gründung mit einem Festakt in Berlin. (dts)



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