Media Tenor: Deutsche Leitmedien berichten einförmig – Image deutlich schlechter

Eine Studie von Media Tenor im Auftrag der CDU bescheinigt ARD, ZDF und RTL eine uniforme Berichterstattung. Das Image der Leitmedien trübe sich ein.
Die ARD und ZDF werden vorerst nicht aus ihren Moskauer Studios berichten.
Eine Studie von Media Tenor bescheinigt ARD und ZDF, aber auch RTL eine gleichförmige Tendenz in der Berichterstattung über politische Parteien.Foto: Peter Kneffel/dpa
Von 25. Januar 2023


Quantitativ betrachtet ist Deutschland von einem hohen Maß an Medienvielfalt gekennzeichnet. Die Anzahl der regelmäßig erscheinenden Printtitel bewegte sich schon Ende der 2000er-Jahre auf die 7.000 zu. Es gibt 18 Nachrichtenagenturen, mehr als 300 Rundfunkanbieter und an die 150 Fernsehsender. Zweifel gibt es jedoch an der qualitativen Medienvielfalt – und die jüngst veröffentlichte Studie zur Informationsqualität von Media Tenor stellt vor allem Leitmedien kein gutes Zeugnis aus.

Starke Medienkonzentration steht Vielfalt der Produkte gegenüber

Der den Zahlen nach großen Medienvielfalt in Deutschland steht beispielsweise ein hoher Marktanteil einiger weniger Großverlage gegenüber. Außerdem ist die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Sektors erheblich. Im Jahr 2021 belief sich der über den Rundfunkbeitrag eingezogene Etat von ARD, ZDF und Deutschlandradio auf 8,4 Milliarden Euro.

Der Umsatz von RTL Deutschland im selben Jahr summierte sich auf 2,425 Milliarden, jener der Axel Springer SE im Jahr 2019 auf 3,1 Milliarden Euro. Allerdings ist deren Marktanteil im Bereich TV weniger stark ausgeprägt.

Die von der CDU in Auftrag gegebene Studie von Media Tenor zur Informationsqualität, über die „Die Welt“ berichtet, untersuchte vor allem vier Leitmedien. ARD, ZDF und RTL stellen die führenden Medien im Bereich Hörfunk und Fernsehen dar. Dazu kam noch der Komplex aus Deutschlandfunk und Deutscher Welle. Der Deutschlandfunk unterhält nationale Hörfunkprogramme des Deutschlandradios, die Deutsche Welle ist ein aus Steuermitteln finanzierter staatlicher Auslandssender.

Media Tenor bescheinigt ARD, ZDF und RTL Gleichförmigkeit

Im Dezember 2022 veröffentlichte die Otto-Brenner-Stiftung eine Studie über die Ukraine-Berichterstattung führender deutscher Medien. Diese bescheinigte sowohl Print- als auch TV-Formaten eine gleichförmige und zum Teil eskalierende Berichterstattung.

Die Studie zur Informationsqualität von Media Tenor attestiert den dort untersuchten Leitmedien ein ähnliches Maß an Gleichförmigkeit nun auch in der Innenpolitik. Das Institut wertete demnach alle 18.805 zwischen Januar 2021 und Dezember 2022 ausgestrahlten Hauptnachrichten von ARD, ZDF und RTL aus. Beobachtungsschwerpunkt waren Berichte über im Bundestag vertretene Parteien und deren Politiker. Diese kategorisierte man anschließend der Tendenz nach als positiv, negativ oder neutral.

Das Ergebnis: Sowohl die führenden öffentlich-rechtlichen Programme als auch der größte Privatsender zeigten eine eindeutige Präferenz für Grüne und SPD. Der Anteil an positiven Berichten gemessen an allen Beiträgen über die jeweiligen Parteien ist dort am höchsten. Dies gilt für alle drei Sender. Gleichzeitig ist der Anteil kritischer Berichte über diese Parteien in den Hauptnachrichten dieser Sender am geringsten.

Studie von Media Tenor soll Ansätze für Rundfunkreform erkennen lassen

Die meisten negativen Berichte hatte demnach die AfD zu verzeichnen, bei „RTL aktuell“ waren es sogar mehr als die Hälfte. Danach folgten Union und Linkspartei – wobei CDU und CSU bei den öffentlich-rechtlichen Formaten noch mehr negative Darstellungen verzeichneten als die SED-Erben. Bei RTL hält sich das Verhältnis bezüglich dieser beiden Parteien in etwa die Waage. Lediglich bei den explizit positiven Berichten landete die Linkspartei bei ARD und ZDF noch hinter der AfD.

Die Studienautoren warfen in ihrer Ausarbeitung angesichts der weitgehend einheitlichen Tendenz die Frage auf:

Wenn ARD, RTL und ZDF zu gleichen Urteilen kommen, wozu drei Sender?“

Die aus der Studie gewonnenen Daten sollen „Ansätze“ für die öffentlich-rechtlichen Sender liefern, um „ihren Auflagen aus der Verpflichtung zur Grundversorgung ab 2023 nachzukommen“. Dies betonte die Union als Auftraggeberin.

Mehrere Landesverbände hatten sich in den vergangenen Jahren für eine umfassende Rundfunkreform eingesetzt. In Sachsen-Anhalt wäre um ein Haar die schwarz-rot-grüne Kenia-Koalition geplatzt, als Ministerpräsident Reiner Haseloff und die CDU im Landtag einer Anpassung des Rundfunkbeitrags nicht zustimmten.

Image der ARD leidet unter rbb-Skandal – Gegenwind auch für DW

Die Studie untersuchte auch das „Image“ der Sender – nicht in den Augen der Zuschauer, sondern auf Grundlage der Berichte anderer Medien. Dazu wertete man 1.868 Berichte aus der Zeit von Anfang 2017 bis Ende 2022 aus. In diesem Segment betrachtete man auch die Entwicklung von Deutschlandfunk und Deutscher Welle.

Bei der ARD stieg der Anteil der „negativen“ Berichte im Jahr 2022 auf fast 60 Prozent. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte der Selbstbedienungsskandal beim rbb gewesen sein. Allerdings waren auch Deutschlandfunk und Deutsche Welle im vergangenen Jahr vermehrt kritischer Berichterstattung durch andere Medien ausgesetzt.

Mögliche Faktoren waren dabei Meldungen über Fälle von Antisemitismus und sexuellen Übergriffen in DW-Redaktionen. Vor allem aus dem Ausland kommen zudem häufig Klagen über unausgewogene Berichterstattung von DW-Auslandsredaktionen hinsichtlich ihrer Gastgeberländer. Die Türkei hat im Vorjahr den Zugang zur DW gesperrt, weil diese Lizenzauflagen verletzt habe. Auch die Russische Föderation hat ein Sendeverbot gegen die DW erlassen, nachdem die EU-Länder den russischen Auslandssender RT mit einem solchen bedacht hatten.



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