Massiver Anstieg an Rauschgiftrückständen im Berliner Abwasser

Rund 85 Prozent mehr: Untersuchungen zeigen einen Anstieg von Rauschgiftrückständen im Berliner Abwasser. Dies deutet auf einen wachsenden Drogenkonsum in der Hauptstadt hin.
Molekularbiologe Emanuel Wyler untersucht im Sicherheits-Labor des Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin in Berlin Abwasserproben auf Krankheitserreger.
Molekularbiologe Emanuel Wyler untersucht im Sicherheitslabor des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Berlin Abwasserproben auf Krankheitserreger.Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Von 24. April 2023

Bei aktuellen Messungen zur Ermittlung von Drogenrückständen im Berliner Abwasser wurde durchschnittlich eine Steigerung von Rauschgiftrückständen um rund 85 Prozent seit 2017 festgestellt. Dies ergab eine AfD-Anfrage an den Berliner Senat.

Laut einem Bericht vom „Tagesspiegel“ vom 22.03.2023 würde es sich dabei um Rückstände von MDMA (in Ecstasy enthalten), Kokain, Crystal Meth sowie Amphetamine handeln, die dort gefunden wurden. Die gefundenen Mengen lägen über dem europäischen Durchschnitt.

Dabei handelt es sich um die Drogenabbauprodukte, die der Körper nach dem Rauschgiftkonsum wieder ausscheidet. Die Klärwerke können diese Drogenreste oftmals nicht aus dem Abwasser herausfiltern. Laut den Berliner Wasserbetrieben seien die genannten Substanzen aber nicht im Berliner Trinkwasser nachweisbar. Die jeweiligen Proben wurden aus dem Zulauf der vier Großkläranlagen Münchehofe, Schönerlinde, Waßmannsdorf und Ruhleben entnommen. Insgesamt besitzt Berlin sechs Großkläranlagen.

Kokainkonsum während Corona-Krise zugenommen

Die „Deutsche Welle“ berichtete bereits 2021, dass eine Analyse des Berliner Abwassers zu dem Ergebnis kam, dass der Kokainkonsum in Berlin während der Corona-Krise zugenommen habe und sich die Kokainrückstände aus menschlichen Ausscheidungen seit 2017 verdoppelt hätten. Auch in anderen deutschen Städten sei der Konsum deutlich gestiegen, hieß es dort.

Diese Verunreinigungen führen möglicherweise zu folgenschweren Auswirkungen auf das Tierleben in Bächen und Flüssen. Fische, die im Rahmen einer Studie acht Wochen lang mit Wasser, das durch Methamphetaminen (Droge Meth) in einer mittlerweile in der Umwelt üblichen Konzentration verunreinigt wurden, wurden drogensüchtig, im Verhalten passiv und schließlich krank.

Der Berliner Umweltsenat selbst führt im Rahmen der Überwachung des Berliner Grund- und Oberflächenwassers keine Untersuchungen auf Drogenrückstände durch, teilte er mit. Drogen wurden durch die Berliner Wasserbetriebe im Grundwasser im Einzugsgebiet der Berliner Wasserwerke bislang nicht nachgewiesen.

Jedoch fand sich im Grundwasser eine „sehr geringe Konzentration“ von Medikamentenrückständen. Dem Senat selbst liegen zu diesen Rückständen im Grund- und Oberflächenwasser für 2023 noch keine Messwerte vor.

Medikamentenrückstände im Trinkwasser

Um Drogen- sowie Medikamentenrückstände aus dem Abwasser herauszufiltern, behandeln die Berliner Wasserbetriebe in der Oberflächenwasseraufbereitungsanlage Berlin-Tegel seit 2016 einen Teil des Ablaufs vom Großklärwerk Schönerlinde mit Pulveraktivkohle. Dies dient der Reduzierung der Spurenstoffe (Mikroschadstoffe). Für den Gesamtablauf dieses Klärwerks befindet sich eine Ozonanlage in Bau, die voraussichtlich Ende 2025 in Betrieb gehen wird.

Ziel ist es, den Gewässerschutz der Länder Berlin und Brandenburg zu verbessern. Dazu ist geplant, bei allen Großklärwerken eine Verfahrensstufe zur Spurenstoffelimination einzuführen, erklären die Wasserbetriebe.

Spurenstoffe sind stoffliche (zumeist organische) Bestandteile im Wasser, die in sehr geringen Konzentrationen zumeist im Mikro- und Nanogrammbereich vorkommen.

Zu ihnen gehören auch die verschiedenen Medikamentenrückstände. Insbesondere im Trinkwasser gelten sie neben anderen Stoffen als eine unsichtbare Gefahr für Mensch und Natur. Laut Umweltbundesamt gelangen Humanarzneimittel größtenteils über die Abwässer in die Kläranlagen. Dort werden sie zum größten Teil nicht zurückgehalten oder eliminiert.

Deshalb werden Rückstände von Humanarzneimitteln nahezu flächendeckend und ganzjährig nachgewiesen: im Bereich von Kläranlagenabläufen sowie in Bächen, Flüssen und Seen, aber auch im Grund- und vereinzelt im Trinkwasser. Dies sind unter anderem Spurenstoffe von Schmerzmitteln, Betablockern und Blutdrucksenkern. Aber auch Röntgenkontrastmittel und Antibiotika sind im Trinkwasser enthalten.



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