Merkel erklärte 2010: Deutscher multikultureller Ansatz ist „völlig gescheitert“
Ein Artikel der englischsprachigen Nachrichtenseite „Zerohedge“ stiftete Verwirrung. In dem Bericht wird auf Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aus dem Jahre 2010 verwiesen. Merkel sagte damals: Ihr Versuch, eine multikulturelle Gesellschaft zu schaffen sei „völlig gescheitert“ und dass von Zuwanderern, die sich weigern würden, sich in die deutsche Kultur zu integrieren, zu wenig verlangt werde.
Die Plattform ging davon aus, dass Merkel die Grenzöffnung 2015 und die damit verbundene Massenmigration nach Deutschland und andere europäische Länder meinte – übersah dabei aber, dass diese Reuters-Nachricht aus 2010 stammte.
Bislang kommentierten über 900 Leser den Bericht. Die Mehrzahl der Nutzer ging davon aus, dass die Kanzlerin die Fehlerhaftigkeit ihrer Politik nun eingesehen habe.
„Dieses erstaunliche Eingeständnis erfolgte nur wenige Wochen nachdem der ehemalige Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Dr. August Hanning, angedeutet hatte, dass Merkel aufgrund ihrer Politik der offenen Grenzen eine ‚Sicherheitskrise‘ in Deutschland ausgelöst hätte“, schrieb „Zerohedge“ und bezog sich auf Aussagen die Hanning im September dieses Jahres gegenüber dem „Sunday Express“ äußerte.
Hanning sagte damals:
Wir haben die Folgen dieser Entscheidung für die deutsche Öffentlichkeit und die innere Sicherheit gesehen – wir haben täglich Probleme. Wir haben Kriminelle, Terrorverdächtige und Menschen, die mehrere Identitäten benutzen. Diejenigen, die die Angriffe auf Berlin durchgeführt haben, verwendeten 12 verschiedene Identitäten“.
„Während die Dinge heute angespannter sind, haben wir in Deutschland immer noch 300.000 Menschen, bei deren Identität wir nicht sicher sein können. Das ist ein massives Sicherheitsrisiko,“ warnte er.
Das Interessante hierbei ist: Die Aussagen von Angela Merkel im Jahr 2010 machen deutlich, dass sich die Haltung der Kanzlerin zur Migration enorm gewandelt hat. Der Grund für Merkels Sinneswandel ist nicht bekannt.
Nachfolgend die Übersetzung der Reuters-Nachricht vom Oktober 2010, auf die sich „Zerohedge“ beruft:
Merkel erklärt den deutschen Multikulturalismus für gescheitert
Der Versuch Deutschlands, eine multikulturelle Gesellschaft zu schaffen, sei „völlig gescheitert“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Samstag und fügte an, die Debatte über Einwanderung und Islam polarisiere ihr konservatives Lager.
Bei einem Treffen mit den jungen Christdemokraten (CDU) sagte Merkel, Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft zu erlauben nebeneinander zu leben, ohne sich zu integrieren, hätte in einem Land in dem rund vier Millionen Muslime leben, nicht funktioniert.
Dieser (multikulturelle) Ansatz ist gescheitert, absolut gescheitert“, sagte Merkel beim Treffen in Potsdam.
Merkel steht in ihrer CDU unter Druck. Parteimitglieder verlangen, dass die Kanzlerin gegenüber Einwanderern, die keine Bereitschaft zur Anpassung an die deutsche Gesellschaft zeigen, eine härtere Haltung einnimmt. Merkel scheint ihre Kritiker nun beruhigen zu wollen.
Sie sagte: In der Vergangenheit sei zu wenig von Einwanderern verlangt worden. Zudem wiederholte Merkel ihre Forderung an Migranten Deutsch zu lernen, um in der Schule durchzukommen und Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben.
Nachdem der frühere Zentralbanker Thilo Sarrazin ein Buch veröffentlicht hat, indem er beschreibt wie muslimische Einwanderer die Durchschnittsintelligenz der deutschen Gesellschaft senkt, hat sich die Debatte um Ausländer in Deutschland verschoben.
Sarrazin wurde für seine Ansichten kritisiert und von der Bundesbank entlassen. Sein Buch jedoch erwies sich als sehr beliebt. Umfragen zeigten, dass die Mehrheit der Deutschen mit dem Vorstoß seiner Argumente einverstanden ist.
Unterdessen versuchte Merkel, beide Seiten der Debatte zu beleuchten – mit einer harten Linie bei der Integration, aber auch mit der Aussage, die Deutschen müssten „akzeptieren“, dass Moscheen Teil ihrer Landschaft geworden sind.
Merkel sagte am Samstag: Die Ausbildung arbeitsloser Deutscher solle Vorrang vor der Rekrutierung von Arbeitskräften aus dem Ausland haben. Deutschland könne aber nicht ohne Fachkräfte aus dem Ausland auskommen.
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat in einem Wochenend-Zeitungsinterview die Möglichkeit angesprochen, Einreisebarrieren für einige ausländische Arbeitnehmer zu senken, um den Fachkräftemangel in Europas größter Volkswirtschaft zu bekämpfen.
„Seit ein paar Jahren gibt es mehr Menschen, die unser Land verlassen als jene, die einreisen“, sagte sie der „Frankfurter Allgemeinen“ Sonntagszeitung. „Wo immer es möglich ist, müssen wir die Einstiegshürden für diejenigen senken, die das Land voranbringen“.
Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) fehlen in Deutschland rund 400.000 Fachkräfte.
Horst Seehofer, Vorsitzender der Christlich-Sozialen Union (CSU), der Schwesterpartei der CDU, hat eine Lockerung der Einwanderungsgesetze abgelehnt und sagte vergangene Woche: Es gebe in Deutschland keinen Raum „für mehr Menschen aus fremden Kulturen“. (Reuters/er)
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