Messer-Mord in Lünen: Desinformation schürt Gerüchte – Was sich die Schüler erzählen – Was offiziell gesagt wird

Lünen, Stunden nach dem Messer-Mord, Gerüchte und Wahrheiten vermischen sich. Die Behörden halten sich mit Hintergründen zurück, warnen vor einem Gerücht. Doch mehrere Zeugen berichten davon. Die Desinformation schürt das Feuer.
Von 23. Januar 2018

Ein 15-jähriger Deutsch-Kasache Alexander W. sticht am Dienstagmorgen, 23. Januar 2018, kurz nach Unterrichtsbeginn 8 Uhr, einen 14-jährigen Schüler nieder.

Die Tat ereignete sich auf dem Flur im Erdgeschoss der Lünener Käthe-Kollwitz-Gesamtschule. Das Messer trifft Leon H. (14), den Jungen aus der 8a, in den Hals, er stirbt noch vor Ort.

Dann flüchtet der Täter. Gegen 8.48 Uhr wird er von einem Hubschrauber am Datteln-Hamm-Kanal entdeckt. Er lässt sich widerstandslos festnehmen.

KKG Lünen: „Wir trauern“

Inzwischen ist die Webseite der Schule wieder erreichbar, wenn auch nur einseitig, schwarz, mit einer Mitteilung an alle Eltern, Schüler und Schülerinnen: „Wir trauern.“

Es folgen Informationen über den morgigen Schulbeginn zur gewohnten Zeit, um den Kindern durch die „vertrauten Schulstrukturen Halt“ zu geben. Zugleich wird darauf hingewiesen, dass für die Kinder „kommunale und landesbedienstete Schulpsychologen und Notfallseelsorger“ jederzeit bereitstehen und auch die Lehrkräfte jederzeit ansprechbar seien.

Der Brief endet: „In tiefer Betroffenheit und Trauer“.

Mitschüler: Ein ganz normaler Junge

Der Täter, ein ehemaliger Schüler dieser Schule, flog laut der Zeitung „Der Westen“ wegen schlechter Noten von dieser. Er soll nie besonders auffällig gewesen sein.

Ich kannte ihn seit der 1. Klasse. Er war ein ganz normaler Junge.“

(Mitschüler des Täters)

Auch ein weiterer Schüler äußerte sich ähnlich. Der 15-Jährige habe gerne Fußball gespielt, sei viel draußen gewesen:

Ich war fast jeden Tag mit ihm unterwegs. Er hat nie gepöbelt, war nicht aggressiv oder Ähnliches.“

(Mitschüler des Täters)

Doch auch das 14-jährige Opfer spielte gerne Fußball. Leons Co-Trainer sagte der „Bild“:

Er war immer ein korrekter Typ, hat sich gefreut, dass er bei uns in der C-Jugend gespielt hat.“

(Abdelkader Bouzea, 40, Fußball-Trainer)

Nach mehreren Wochen an einer anderen Schule wollte der 15-jährige Alex offenbar wieder zurück. Am Tatmorgen war er zusammen mit seiner Mutter in der Schule zu einem Gespräch erschienen, berichtete die „Bild“. Der „WDR“ berichtet von Gesprächen mit Schülern, dass diese meinten, den 15-Jährigen seit einem Jahr etwa nicht mehr an der Schule gesehen zu haben und der Dienstag sein erster Schultag danach gewesen sei. Beides ist bisher nicht polizeilich bestätigt.

Die Mutter musste nach „Bild“-Informationen die Tat ihres Sohnes mit ansehen. Noch ist nicht klar, warum die Tat geschah, was plötzlich mit dem 15-Jährigen passiert war.

Politische Reaktionen

Ministerpräsident Laschet ist geschockt. Der 56-Jährige sagte laut „Bild“ auf der später folgenden Pressekonferenz:

Es ist die schrecklichste Vorstellung, die man als Eltern haben kann: Das eigene Kind verlässt das Haus, und kommt nicht wieder. Die Brutalität der Tat macht uns fassungslos.“

(Armin Laschet, Ministerpräsident NRW, CDU)

„Ich bin erschüttert“, äußerte sich auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) während der Pressekonferenz am Nachmittag und sprach laut „WDR“ von einem Einzelfall:

Was die Schüler sich erzählen

Die „Welt“ meldet in einem Videobericht (ab 3:00 min.) inzwischen nach Gesprächen mit Schülern der Schule, dass das Opfer lange auf dieser Schule gewesen sei.

Auch der Tatverdächtige soll früher auf dieser Schule gewesen sein, wurde aber rausgeworfen. Am Tattag soll es demnach ein Gespräch für eine zweite Chance an der Schule gegeben haben.

Im Rahmen dieses Gespräches soll es dann zu der tödlichen Messer-Attacke gekommen sein. Die „Welt“ schränkt dazu allerdings ein, dass es sich bei den Informationen um „Gerüchte der Schüler hier“ handele.

Desinformation schürt Gerüchte

Die Pressesprecherin der Polizei Dortmund, Cornelia Weigand, verweist auf ein in den sozialen Medien kursierendes Gerücht, welches aber von der Polizei nicht bestätigt werde:

Derzeit herrscht in den sozialen Medien eine Gerüchtelage die besagt, dass der Angriff nicht dem späteren Opfer gegolten haben soll. Diese Gerüchtelage wird von hier aus nicht bestätigt. Wir bitten Sie dringend, sich von Gerüchten zu distanzieren!“

(Cornelia Wiegand, Polizei Dortmund)

Die „Rheinische Post“ berichtete allerdings, dass ihrem Reporter vor Ort Zeugen gesagt hätten, dass der Angriff nicht dem 14-Jährigen gegolten habe.

Wie mehrere Augenzeugen unserem Reporter sagten, soll der Angriff nicht dem 14-jährigen Schüler gegolten haben. Vielmehr habe der 15-jährige Verdächtige versucht, einen Lehrer mit einem Messer anzugreifen. Der 14-Jährige sei dazwischen gesprungen und habe dabei Verletzungen erlitten, an denen er später starb.“

(Rheinische Post)

Da dieser Tathergang von mehreren Augenzeugen dem Reporter vor Ort geschildert wurde, entschloss sich die „RP“ dennoch darüber zu berichten. Nun prüfe laut „Bild“ auch die Polizei diese Aussagen.

Des Weiteren gab es Gerüchte um die Herkunft des Täters. Hier ging die Polizei aber mit ihrer Pressemitteilung in die Offensive:

Demnach soll es sich bei dem 14-jährigen Opfer um einen deutschen Schüler handeln. Auch über den 15-jährigen Täter wird jetzt berichtet:

Der Tatverdächtige, der in Deutschland geboren ist, verfügt zusätzlich auch noch über die kasachische Staatsbürgerschaft.“

(Polizei Dortmund)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion