Musiker gegen Diskriminierung Ungeimpfter
Sie sind Angehörige renommierter Orchester, Bands und Ensembles; sie sind Solisten, Musikschaffende und Lehrende aus allen musikalischen Genres. Immer mehr Künstler stehen auf und vernetzen sich, um sich gegen eine zunehmende Einschränkung ihres öffentlichen Wirkungsbereichs und gegen die Ausgrenzung Ungeimpfter auszusprechen. So auch die rund 300 Erstunterzeichner eines Manifests auf der Webseite musik-in-freiheit.de.
„Die Musik kann ihre Kraft nur dann entfalten, wenn alle Menschen freien Zugang zu Konzertveranstaltungen haben, unabhängig von Bedingungen und Einschränkungen; jeder Einzelne frei entscheiden kann, unter welchen Umständen ein Konzertbesuch verantwortungsvoll möglich ist; Künstler ihre Kunst ungehindert ausüben können“, so ihr Appell.
Hinsichtlich drohender 2G-Regelungen bei Konzertveranstaltungen schreiben sie: „Wir Musiker erklären hiermit, dass es sich mit der Würde des Menschen, die in unserem Land unantastbar ist, nicht vereinbaren lässt, Menschen vom kulturellen Leben auszuschließen.“
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Gründer der Initiative ist der Kölner Saxophonist Roger Hanschel. Wie er gegenüber Epoch Times erklärt, habe er sich „die Entwicklungen im Land ein Jahr lang mit Sorge angeschaut“ und dabei gesehen, was das für die Musik bedeutet. Im Juni dieses Jahres habe er dann begonnen, eine Liste mit Musikern anzulegen, von denen er wusste, „dass sie auch kritisch denken“. Das begann mit zehn Musikern, die er persönlich kannte, und diese hätten wiederum „ihre Fühler ausgestreckt“.
„Nachdem unser Netzwerk in die Orchesterlandschaft eingedrungen war, ging es in gewissem Sinne viral und jetzt sind wir bei 700 registrierten Mitgliedern“, erklärt der freischaffende Musiker, der in verschiedenen Ensembles spielt. Inzwischen unterstützen fast 2.000 Menschen das Projekt mit ihrer Unterschrift. Dazu gehören jedoch nicht nur Musikschaffende, sondern unter anderem auch Abgeordnete und Akademiker.
Angriff auf die Würde des Menschen
Die Musiker warnen vor einem Menschenbild, „das jeden Mitmenschen als einen potenziellen Gefährder ansieht“. Dieser Angriff auf die Würde des Menschen sei „gesellschaftszersetzend“. In ihrem Manifest heißt es weiter:
„Den Menschen ist das gemeinsame Musizieren und das gemeinsame Erleben von Musik in weiten Teilen verfassungswidrig verboten worden. […] Wir Musiker möchten uns nicht in eine Position gedrängt fühlen, in der wir gezwungen werden, die staatlicherseits auferlegten 2- bzw. 3-G-Regeln für den Zugang zu Kunst und Kultur durchsetzen zu müssen und hierdurch eine Kluft zwischen uns und unseren liebgewonnenen Fans und Freunden aufzureißen. Es steht uns in keinster Weise zu, derartige Gesundheitsdaten abzufragen.“
Weiterhin wird Bezug genommen auf die geltende Rechtslage mit Hinweis auf das Grundgesetz und die Resolution der Parlamentarischen Versammlung des Europarats (PVER) Nr. 2361 vom 27. Januar 2021, in der es heißt, dass die Impfung eine ureigene Entscheidung jedes Einzelnen ist. Es dürfe „in der Schlussfolgerung niemand zu einer Impfung genötigt oder im Falle einer Ablehnung der Impfung diskriminiert, erpresst, bedroht, diffamiert, verfolgt, stigmatisiert, isoliert oder in anderer Weise benachteiligt werden; sei es durch den Staat, die Wirtschaft oder gesellschaftliche Mehrheiten“.
Für sehr bedenklich wird auch der Verlust der wirtschaftlichen Existenzgrundlage vieler Musiker gehalten. Darüber hinaus würden angehende Musiker an ihrer Ausbildung gehindert. Nachwuchssorgen würden in verschiedenen Regionen teilweise stark zunehmen; man befürchte, dass „unser kulturelles Erbe“ nicht mehr „adäquat an zukünftige Generationen weitergegeben“ werden kann.
Angst unter den Musikern
Einer der ersten Unterzeichner ist Tubist Attila Benkö. Als festangestellter Berufsmusiker war er von den Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen nicht ganz so hart betroffen wie viele seiner freischaffenden Kollegen. Deren Schicksal ging ihm jedoch ans Herz, wie er gegenüber Epoch Times sagt. „Ich selbst habe Migrationshintergrund. Mein Vater ist 1956 während der ungarischen Revolution nach Deutschland gekommen. Ich bin mit diesem Hintergrund aufgewachsen und war deshalb auch sehr wach bei den Geschehnissen der letzten 20 Monate. Da läuten die Alarmglocken und man kommt ins Gespräch“, so der Orchestermusiker und Konzertdramaturg aus Siegen.
In den Orchestern nähme er die gleiche Spaltung wahr wie in der Gesellschaft. „Die meisten Musiker machen die Maßnahmen aus Angst mit, nur zehn bis 20 Prozent sind kritisch eingestellt. Die werden leider denunziert und als Spinner hingestellt“, so Benkö. Sehr skurril sei es, dass die kritischen Musiker in den Orchestern untereinander lange Zeit nichts von den Gedanken der Gleichgesinnten gewusst hätten. So habe sich mancher zufällig bei Großdemonstrationen getroffen und war dann sehr überrascht darüber, den Kollegen hier zu treffen.
Benkö ist zudem der Meinung, dass viele Menschen sehr uninformiert und desinformiert seien. Ein Kulturreferent habe ihn nach einem Bläserkonzert angesprochen, dass er mit seiner Tuba „die größte Virenschleuder“ sei. Bei einem ihm bekannten Mediziner und Forscher nachgefragt, stellte sich jedoch heraus, dass bei dem unlackierten Messinginstrument mit hoher Luftfeuchtigkeit im Innenraum Viren und Bakterien überhaupt keine Überlebenschance hätten.
„2G wird nicht zur Normalität zurückführen“
Saxophonist Hanschel dagegen musste miterleben, dass Auftritte in den vergangenen 20 Monaten immer wieder abgesagt, verschoben, abgesagt und wieder verschoben wurden. Für die Musiker ein Wechselbad von Hoffnung und Enttäuschung. „Wir proben und halten die Energie hoch und dann implodiert das alles, indem es abgesagt wird“, so der Kölner Musiker. Wenn man das mehrfach erlebe, gehe das nicht nur an die wirtschaftliche Existenz, sondern auch an die psychische Substanz – trotz staatlicher Unterstützungsgelder.
Wer glaubt, dass die Zweiklassengesellschaft namens 2G zurück zur Normalität führen wird, der irrt gewaltig“, so der Holzbläser.
Erschreckend findet er vor allem die neue Anordnung des SWR in Baden-Württemberg. Hier sollen alle Konzerte – auch die für Kinder – nur noch unter 2G-Regel stattfinden. „Kinder werden somit von allen kulturellen Veranstaltungen ausgeschlossen, das ist ungeheuerlich“, stellt Hanschel fest.
Jazztage Dresden wegen 2G vorzeitig abgebrochen
Das Bundesland Sachsen ist eines der ersten, dass die 2G-Regel im Gastronomie- und Veranstaltungsbereich am 8. November verpflichtend eingeführt hat. Damit kam es auch zum Abbruch der über die Landesgrenzen hinaus bekannten und beliebten Dresdner Jazztage. Veranstalter Kilian Forster erklärte im Vorfeld in einer Pressemitteilung: „Sollte dies Realität werden, bedeutet das für uns als Veranstalter, dass wir genötigt werden, zu diskriminieren. Hier ist Schluss! Wir machen da nicht mit.“ In einer Demokratie gebe es nicht nur Mehrheiten, sondern auch Minderheiten. „Und sollte die Minderheit auch nur aus einer Person bestehen, ist auch hier eine Ausgrenzung unzulässig.“
Forster, der auch Mitglied des Netzwerkes „Musik in Freiheit“ ist, hatte sich schon in der Vergangenheit gegen 2G ausgesprochen und betonte nun noch einmal: „Die Jazztage Dresden diskriminieren weder einzelne Bevölkerungsgruppen noch Minderheiten: weder nach Hautfarbe, Ethnie, Religion, politischen Ansichten, Alter, noch nach gesundheitlichen oder körperlichen Merkmalen oder Zuständen, wie zum Beispiel dem Impfstatus.“ Auf der Website der Veranstaltung steht in großen Lettern: ALLE ODER KEINER!
Nur noch geimpfte Aushilfsmusiker
In vielen deutschen Konzerthäusern ist es inzwischen gängige Praxis, nur noch geimpfte Musiker zur Aushilfe zu bestellen. „Das sind chinesische Verhältnisse“, erklärt Tubist Benkö. „Der Mensch und was man bisher geleistet hat, ist völlig egal.“ Er sei von einem renommierten Orchester für einen Auftrag angerufen worden und dabei wurde der Impfstatus abgefragt. Bei dem Hinweis, dass es datenschutzrechtlich bedenklich sei, so eine Auskunft am Telefon einzuholen, sei er auf Unverständnis vonseiten des Auftraggebers gestoßen. Auch der Hinweis auf Verstöße gegen europäisches Recht in Sachen Antidiskriminierung, Gleichstellung und weiteres habe nicht gefruchtet. Man halte sich doch nur ans Infektionsschutzgesetz, so die Meinung des Veranstalters.
Benkö spricht in diesem Zusammenhang von einer „Massenpsychose“, bei der vielen Menschen Angst gemacht wurde. Das betreffe eine Großzahl der Musiker genauso wie das Publikum, das teilweise nur spärlich zurückkehrt.
Hanschel und Benkö haben sich nun mit den aktuell 700 anderen Musikern und Musikerinnen zur Aufgabe gemacht, ihr Netzwerk zu erweitern und dabei Aufklärungsarbeit innerhalb der Musikerszene zu leisten. Ein Aktionsteam mache sich zudem Gedanken, wie die Gruppe dann auch im Außen wirksam werden kann.
Auf ein Konzert von Musikern in Freiheit kann man demnach in naher oder ferner Zukunft gespannt sein.
Der Artikel erschien in der Epoch Times-Druckausgabe am 13. November.
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