Nach Autoattacken im Ruhrgebiet kein Hinweis auf Kontakte in rechte Szene

Nach den mutmaßlich fremdenfeindlichen Autoattacken in der Silvesternacht im Ruhrgebiet haben die Ermittlungen laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zunächst keine Hinweise auf Kontakte des Fahrers in die rechte Szene ergeben.
Titelbild
Autoattacke in Bottrop. 1. Januar 2019.Foto: MARCEL KUSCH/AFP/Getty Images
Epoch Times2. Januar 2019

Nach den mutmaßlich fremdenfeindlichen Autoattacken in der Silvesternacht im Ruhrgebiet haben die Ermittlungen zunächst keine Hinweise auf Kontakte des tatverdächtigen Deutschen zur rechtsextremen Szene ergeben. Bisher habe die Polizei „keinen Ansatzpunkt gefunden, dass dieser Mann irgendwelche Verbindungen hat oder dass er selber in irgendwelchen rechtsradikalen Kreisen sich bewegt“, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwoch im Radiosender WDR 5.

Es scheine eher so zu sein, dass der inhaftierte 50-Jährige aus Essen „aus einer persönlichen Betroffenheit und Unmut heraus dann Hass auf Fremde entwickelt hat“, fügte Reul hinzu. Allerdings müssten die weiteren Ermittlungsergebnisse abgewartet werden.

Mit Blick auf eine mögliche psychische Erkrankung des Tatverdächtigen sagte Reul im Radiosender Bayern 2, sicher sei, dass der Mann in der Vergangenheit wegen entsprechender Probleme in Behandlung gewesen sei. Ob dies nach wie vor der Fall sei, werde derzeit ermittelt.

Der 50-Jährige war in der Silvesternacht mit seinem Auto in Bottrop und Essen mehrfach in Menschenansammlungen gefahren – laut Reul in der festen Absicht, Ausländer zu töten. Dabei wurden nach neuen Angaben der Ermittler insgesamt acht Menschen verletzt. Gegen den 50-Jährigen wurde Haftbefehl wegen mehrfachen Mordversuchs erlassen. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Der Mann hatte nach Ermittlerangaben in Bottrop mit seinem Auto eine 46-jährige Frau aus Syrien erfasst, die dabei lebensgefährlich verletzt wurde. Nach einer Notoperation stabilisierte sich ihr Zustand. Der 48-jährige Ehemann der Syrerin und die beiden 16 und 27 Jahre alten Töchter wurden bei der Attacke ebenfalls verletzt.

Auch ein vierjähriger Junge und seine 29-jährige Mutter aus Afghanistan sowie ein zehnjähriges Mädchen aus Syrien mussten ärztlich behandelt werden. Nach der Autoattacke von Bottrop versuchte der Tatverdächtige den Ermittlern zufolge, auch in Essen in eine Gruppe wartender Fußgänger zu fahren. Die Betroffenen konnten aber rechtzeitig ausweichen.

Bevor Polizisten den mutmaßlichen Täter in Essen festnahmen, erfasste er mit seinem Wagen einen 34-jährigen Essener mit türkischen Wurzeln und verletzte ihn am Fuß. Der 50-Jährige war nach bisherigen Erkenntnissen polizeilich bislang nicht in Erscheinung getreten.

Die Grünen-Innenexpertin Irene Mihalic sagte der Nachrichtenagentur AFP, es sei wichtig, „dass jetzt nicht zu schnell wieder der Deckel auf den Fall gemacht wird und man sich vielleicht voreilig auf die These eines psychisch kranken Einzeltäters festlegt, der komplett kontextlos handelte“. Die NSU-Morde und auch aktuelle rechtsterroristische Aktivitäten belegten, „wie gefährlich es ist, den Blick für Netzwerke und Umfeld zu verschließen“.

Es müsse sehr genau ermittelt werden, mit welchen Menschen der 50-Jährige zu tun hatte und welche anschlagsbezogene Kommunikation es gegebenenfalls mit einem solchen Umfeld geben habe, mahnte Mihalic. „Es gilt zu ermitteln, ob rechtsextremistische Netzwerke strategisch ähnliche Anschlagsformen entwickeln wie Islamisten.“ (afp)



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