Nach Heidelberg-Studie: Baden-Württemberg öffnet Schulen ab 29. Juni wieder vollständig

Die Schüler im Land Baden-Württemberg werden vor dem Beginn der Sommerferien noch einen Monat lang regulären Schulunterricht besuchen können. Ab 29. Juni werden Kitas und Schulen aufgrund der Ergebnisse der Heidelberg-Studie zum Coronavirus wieder geöffnet.
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In einer Grundschule am 15. Juni 2020 in Deutschland.Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images
Von 17. Juni 2020

Baden-Württemberg hat seine Entscheidung getroffen: Ab 29. Juni wird es an allen Schulen, auch den Grundschulen, wieder Regelunterricht geben. Dies bedeutet, dass es im Südwesten noch für die Dauer eines Monats regulären Schulunterricht geben wird, ehe die Sommerferien beginnen.

Ausschlaggebend für die Entscheidung, die Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Montag (15.6.) verkündete, ist das Ergebnis der „Heidelberg-Studie“ über das Ansteckungsrisiko von Kindern mit dem neuartigen Coronavirus.

Baden-Württemberg lässt sich Heidelberg-Studie 1,2 Millionen Euro kosten

Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, hat Kretschmann jene Professoren, die hinter der Studie unter der Leitung von Klaus-Michael Debatin (Kinderklinik Ulm) stehen, zur Regierungspressekonferenz eingeladen. Diese hatten über Monate hinweg untersucht, welche Rolle Kindern bei der Verbreitung von Corona zukommt.

Debatins Team, dem Forscher der Unikliniken in Heidelberg, Ulm, Freiburg und Tübingen angehörten, hatte dazu seit April rund 2.500 Kinder und je einen Elternteil auf SARS-CoV-2 sowie auf Antikörper getestet. Das Sample war damit auch gemessen an weltweiten Vergleichsstudien ein großes. Auftraggeber war die baden-württembergische Landesregierung selbst, sie trug auch die Kosten in Höhe von insgesamt 1,2 Millionen Euro.

Die Schlussfolgerung der Forscher: Kinder sind definitiv keine Infektionstreiber. Für die Politik war damit klar: Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine zwingende Notwendigkeit mehr, die Restriktionen bezüglich der Öffnung von Schulen und Kindergärten, die zur Corona-Eindämmung verhängt worden waren, aufrechtzuerhalten.

Kinder können „so ansteckend sein wie Erwachsene“ – sie stecken sich jedoch selbst seltener an

Ende April hatte Charité-Virologe Christian Drosten noch vor einer unbegrenzten Wiederöffnung und Rückkehr zum Regelunterricht gewarnt. Politiker in Bund und Ländern hatten deshalb weiterhin Schulen und Kindergärten ganz oder weitgehend geschlossen gehalten.

Kinder, so Drosten, können „genauso ansteckend sein“ wie Erwachsene. Einmal mit dem Virus befallen, mag das zutreffen, stellen auch die Autoren der Heidelberg-Studie diese Einschätzung nicht grundsätzlich in Abrede. Allerdings: Kinder stecken sich deutlich weniger häufig an, weshalb diese Voraussetzung für eine Weitergabe entfällt.

„Kinder sind weniger angesteckt als ihre Eltern und damit auch, soweit man das sagen kann, sicherlich nicht als Treiber der Infektion anzusehen“, betont Debatin gegenüber der Bild-Zeitung.

Dies könnte unter anderem daran liegen, dass Kinder weniger „Rezeptoren“ aufweisen, an die das Virus andocken könne. Insbesondere im Nasen-Rachen-Raum könne von einem intakteren Immunsystem bei Kindern ausgegangen werden.

Drosten: „Vorbeugend diagnostisch auf Corona testen“

Selbst wenn Kinder, wie Drosten darstellt, im Augenblick ihrer Infektion eine ähnliche Viruslast wie Erwachsene aufwiesen, wie dies auch bei der Grippe beobachtet werden könne, sage dies „über Infektiösität gar nichts aus“. Es sei in der Corona-Pandemie „ein klarer Fakt, dass Kinder deutlich weniger erkranken“.

Mittlerweile ist auch Drosten von seiner kategorischen Warnung abgerückt. Anfang Juni veröffentlichte der Charité-Virologe eine überarbeitete Fassung seiner Studie von Ende April. Nun ist damit keine Empfehlung an die Politik mehr verbunden, die Schulen weiterhin nur eingeschränkt zu öffnen. Allerdings solle eine uneingeschränkte Öffnung „durch vorbeugendes diagnostisches Testen sorgfältig überwacht“ werden.



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