Nach Impfstoff-Desaster: Holt Spahn Chinas „unsicherstes Präparat der Welt“?

Um angesichts bestehender Engpässe der Verzögerung der Corona-Schutzimpfung in Deutschland gegenzusteuern, hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nicht ausgeschlossen, Impfstoff notfalls auch aus China zu beschaffen. Dort ist das Misstrauen diesem gegenüber aber groß.
Titelbild
Jens Spahn.Foto: Christian Marquardt - Pool/Getty Images
Von 2. Februar 2021

Die Versorgungsengpässe bezüglich der in der EU bereits zugelassenen Corona-Impfstoffe haben die deutsche Bundesregierung dazu veranlasst, ungewöhnliche Maßnahmen zu erwägen.

So erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (Druckausgabe) vom 31. Januar, er sehe „keine grundsätzlichen Hindernisse“, notfalls auch auf die in der Russischen Föderation oder in China verwendeten Präparate zur Corona-Schutzimpfung zurückzugreifen.

Spahn: Impfstoffe können bei Bewältigung der Versorgungsengpässe helfen

Wenn ein Impfstoff sicher sei, so Spahn, könne er „bei der Bewältigung der Pandemie natürlich helfen“, unabhängig davon, in welchem Land er hergestellt worden sei. Wie die „Tagesschau“ berichtet, hatte die Russische Föderation der EU zugesagt, sie im zweiten Quartal bei Bedarf mit 100 Millionen Dosen ihres Impfstoffs „Sputnik V“ versorgen zu können – und damit die Impfung von 50 Millionen Menschen zu ermöglichen. Ein Antrag auf Zulassung sei bereits bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA anhängig.

Bezüglich des chinesischen Impfstoffes ist Spahn bis dato ebenso wenig konkret geworden wie Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, mit der die „Tagesschau“ im Vorfeld des Impfgipfels gesprochen hatte. Schwesig betonte jedoch, wie wichtig es sei, beim Impfen das Tempo anzuziehen, nicht zuletzt in Anbetracht der bereits entstandenen Mutationen:

Wir können das öffentliche Leben nicht auf Dauer herunterfahren. Schon jetzt haben wir mit massiven wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen.“

Durchwachsene Erfolgszwischenbilanz des chinesischen Impfstoffs

Während der russische Impfstoff Sputnik V in bisherigen Tests und Anwendungen russischen Angaben zufolge eine Wirksamkeit von 92 Prozent gezeigt habe und damit in der Größenordnung der bislang in Deutschland zugelassenen Präparate von Pfizer und Moderna anzusiedeln wäre, sind die Erfahrungen mit den chinesischen Präparaten von Sinopharm, Sinovac Biotech und CanSino uneinheitlich. Auch wurden zahlreiche Nebenwirkungen in Zusammenhang mit dem China-Impfstoff gemeldet.

Außer in China selbst werden chinesische Präparate bislang in Indonesien, Bangladesch, der Türkei oder in einzelnen Teilen Brasiliens verwendet. Die Wirksamkeit ist bis dato zum Teil deutlich unterhalb jener in Europa und Nordamerika verwendeten Impfstoffe angesiedelt.

Die Wirksamkeit, die – so die „Deutsche Welle“ – immerhin jene 30- bis 60-prozentige übersteige, die gängige Grippeimpfstoffe aufwiesen, könnte jedoch nicht der einzige Aspekt sein, der Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Spahn-Vorstoßes in Sachen China nährt.

Nach Masken- nun die Spritzen-Diplomatie?

Wie die chinesischsprachige Epoch Times schreibt, mehren sich Hinweise darauf, dass eine mögliche Offensive des KP-Regimes in Richtung einer Impfstoff-Diplomatie zu ähnlichen, unerwünschten Nebeneffekten führen könnte, wie dies bereits im Vorjahr mit Blick auf die berüchtigte „Maskendiplomatie“ in Europa der Fall war.

Damals inszenierte sich das Regime vor allem in den am stärksten von der Seuche heimgesuchten Ländern wie Italien oder Spanien als vermeintlicher Retter in der Not, schickte Ärzteteams, Beatmungsgeräte und Masken.

Die Masken waren zum Teil identisch mit jenen, die sich Peking zuvor selbst von europäischen Ländern schenken ließ. In anderen Fällen waren sie von miserabler Qualität, sodass der Verdacht aufkam, es könnte Ausschuss oder gefälschte Ware zum Einsatz gekommen sein.

In Ländern wie Bangladesch, Sri Lanka, Indien, Oman und Saudi-Arabien wurden ganze Serien chinesischer Masken aus dem Verkehr gezogen.

Ähnliche Erfahrungen könnten Europa nun auch mit chinesischen Impfstoffen drohen. Quellen des KP-Regimes selbst haben jüngst von Fällen gefälschter Präparate berichtet, die in mehreren Städten wie Peking, Jiangsu oder Shandong in Umlauf gekommen seien.

Mindestens 80 Personen sollen in die illegalen Aktivitäten verstrickt gewesen sein, bei einer Razzia sollen mindestens 3.000 Präparate sichergestellt worden sein. Es soll sich unter anderem um Fertigspritzen mit abgewandelten Formen von Kochsalzlösung gehandelt haben.

Skepsis auch in China selbst

Bedenken um die Sicherheit des Präparats, fehlende Wirksamkeit und Angst vor gesundheitsschädlichen Fälschungen hat in China die Impfskepsis verstärkt. Das kommunistische Regime reagierte mit einer Impfpflicht.

Zudem sind viele Impfstoffe aus China noch nicht einmal über die zweite oder dritte klinische Testphase hinausgekommen, geschweige denn zugelassen.

Insgesamt sollten bis 15. Januar 50 Millionen Impfungen stattfinden, so das Ziel des Regimes. Mitte Februar sollte die Nachimpfung folgen. Wie die englischsprachige Epoch Times berichtet, soll es jedoch zivilen Ungehorsam geben.

In Zhenjiang sollen lokale Behörden den Impfstoff nicht erhalten haben, nachdem zahlreiche Bürger und auch medizinisches Personal Bedenken angemeldet hatten bezüglich der Sicherheit des Impfstoffs.

„Lasst die Führer vorangehen“

Im Shanghaier Bezirkskrankenhaus für traditionelle chinesische Medizin in Yangpu sollen mehr als 90 Prozent der Angehörigen des medizinischen Personals die Teilnahme an der Impfung verweigert haben.

Ein ähnliches Bild bot sich an dem mit der Universitätsklinik Fudan in Shanghai verbundenen Huashan-Krankenhaus in der Abteilung für Infektionskrankheiten. In sozialen Medien wurde die Parole „Lasst die Führer vorangehen“ laut.

Der Spruch geht auf einen Theaterbrand in der Provinz Xinjiang im Jahr 1994 zurück, bei dem 322 Menschen starben, allerdings blieben alle anwesenden Politfunktionäre vom Feuer verschont. Mit dem Spruch wird die politische Führung aufgefordert, mit der Impfung selbst bei sich anzufangen.

Bislang hat jedoch kein Politfunktionär an Tests oder bereits offiziell durchgeführten Impfungen teilgenommen. Auch haben die Herstellerfirmen noch keine offiziellen Daten zu den Ergebnissen der klinischen Tests veröffentlicht. Dennoch wurden die ersten Impfstoffpräparate, noch bevor die letzte Testphase abgeschlossen war, bereits im Juli 2020 von chinesischen Behörden freigegeben.

73 Nebenwirkungen aufgelistet – und schnell zensiert

In einer Pressekonferenz am 31. Dezember des Vorjahres hieß es in einer Pressekonferenz des chinesischen Staatsrats, der Impfstoff von Sinopharm, dessen Tests zuvor gestoppt worden waren, habe eine „bedingte Zulassung“ durch die zuständige Behörde erhalten.

Das Präparat sei zu 79,34 Prozent wirksam. Die von Sinovac für Brasilien zur Verfügung gestellten CoronaVac-Impfstoffe kamen jedoch nur auf 50,4 Prozent. Sie nahmen damit nur um Haaresbreite die Zulassungshürde. Impfstoffexperte Tao Lina nannte den Impfstoff von Sinopharm am 5. Januar auf Weibo den „unsichersten Impfstoff der Welt“ und listete 73 bereits festgestellte Nebenwirkungen auf.

Der Post wurde später von Zensoren gelöscht, Tao musste wenig später öffentlich Abbitte tun. In Taiwan lehnte man die Belieferung mit dem Impfstoff ab.

Impfskandale als Regel

Über Nebenwirkungen oder Fehlversuche informieren chinesische Regime-Medien nicht. Allerdings berichtete unter anderem „Radio Free Asia“ über 16 chinesische Arbeiter in Angola und etwa 300 in Serbien, die positiv auf COVID-19 getestet worden seien, obwohl sie zuvor eine Impfung mit einem chinesischen Impfstoff absolviert hätten.

Unvergessen sind in Chinas Bevölkerung auch die Erfahrungen mehrerer Impfskandale zwischen 2007 und 2018. Der Shanxi-Skandal von 2010 und ein Hepatitis-C-Impfskandal im Jahr 2013 hatten unter anderem Gesundheitsschäden oder sogar Todesfälle bei Kindern zur Folge.

Auch in Shandong im Jahr 2016 und beim Präparat von Changsheng Bio-Technology war es zu schwerwiegenden Impfschäden gekommen. In Chinas KP-Diktatur mit ihrem von Korruption und Vetternwirtschaft gezeichneten Gesundheitswesen sind problematische Impfstoffe eher die Regel als die Ausnahme.

 



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