Nach Missbrauchsvorwürfen: Berlin und Brandenburg verbieten Kita-Spiel „Original Play“

Eltern berichteten von sexueller Gewalt an ihren Kindern im Rahmen des Kita-Spiels "Original Play". Mehrere Bundesländer haben nun das Spiel in ihren Kindertageseinrichtungen verboten.
Titelbild
Kind sucht Trost bei seinem Kuscheltier.Foto: iStock
Epoch Times3. November 2019

Das bereits in Berlin verbotene Kita-Spiel „Original Play“ ist nun auch in den brandenburgischen Kitas verboten.

Ein entsprechendes Informationsschreiben verschickte das Bildungsministerium in Potsdam am Donnerstag an alle Träger von Kindertagesstätten des Landes.

Hintergrund sind Elternberichte zu sexueller Gewalt an ihren Kindern im Rahmen dieses Spiels.

In dem Schreiben heißt es, dass die Anwendung der Erziehungsmethode „Original Play“ nicht erlaubt und durch die Betriebserlaubnis nicht gedeckt sei. Das Ministerium informiere, dass die Methode in den Kindertagesstätten des Landes nicht angewendet werden dürfe.

Das Bildungsministeriums begründet das Verbot damit, dass gegenüber Kindern das angemessene Nähe-Distanz-Verhältnis nicht gewahrt werde. Dies sei aus Sicht des Kinderschutzes höchst bedenklich und lege das Vorliegen einer Kindeswohlgefährdung nahe.

Zuvor reagierte bereits der Berliner Senat und verbot das Spiel in seinen Kindertagesstätten berichtete der „rbb“. Hier argumentierte man gleichermaßen, dass Missbrauch bei diesem Spiel kaum ausgeschlossen werden könne.

Enger Körperkontakt zwischen Fremden und Kindern

Das Kita-Spiel „Original Play“, das häufig durch kirchliche Kindereinrichtungen angeboten wird, wie es in einer ARD-Reportage dazu heißt, besteht aus pädagogisch begleiteten engem Körperkontakt zwischen fremden Erwachsenen und Kindern in Kitas.

Ein enger Körperkontakt mit Rangeleien und Raufereien zwischen fremden Erwachsenen und den Kindern, ungeachtet von Geschlecht und Alter, soll nach Ansicht des US-amerikanischen „Erfinders“, Fred Donaldson, Kinder auf spielerische Art helfen den Umgang mit Konflikten und Rivalität zu erlernen.

Eltern berichten von Übergriffen und Fehlverhalten von Erwachsenen

In einem ARD-Beitrag („Kontraste“) wurde kürzlich über zwei evangelische Kitas in Hamburg und Berlin berichtet, die vor einigen Monaten „Original Play“ ausprobierten. In beiden Einrichtungen, so Elternberichte, soll es zu Übergriffen und Fehlverhalten von Erwachsenen im Rahmen des Spiels gekommen sein. Dabei ging es sowohl um Erzieher als auch um einrichtungsfremde Personen.

Bereits im Sommer 2018 wurden Missbrauchsvorwürfe aus einer Berliner Kita im Stadtteil Kreuzberg bekannt. Die Kita nahm daraufhin Abstand von diesem „Spielkonzept“.

„Für mich ist das eine Einladung zur Übergriffigkeit an Kindern“, äußerte die Trauma-Expertin Manuela Huber in dem ARD-Beitrag. Sie berät laut Beitrag auch das Bundeskriminalamt (BKA) und sieht das „Spielkonzept“ von Donaldson und das „Original Play“ kritisch.

Auch der Kinderpsychiater und Direktor der medizinischen Universität Salzburg, Karl-Heinz Brisch, kommt in dem ARD-Beitrag zu Wort.

Dieser Verein müsste sofort verboten werden, weil er in einer hochkritischen, undifferenzierten Weise Körperkontakt in einer geschützten Situation, im Kindergarten, zu Kindern sucht und das in einer vollkommen unkontrollierten Art und Weise“, heißt es durch den Kinderpsychiater dort.

Teilnehmer werden nicht angemessen geprüft

Die Voraussetzungen als Erwachsener an dem „Original Play“ teilzunehmen sind denkbar einfach. Während pädagogisches Personal regelmäßig anhand von polizeilichen Führungszeugnissen seine Unbescholtenheit in punkto Sexualdelikten nachweisen muss, reicht beim „Original Play“ in der Regel eine Teilnahme an einem meist zweitägigem Workshop von Donaldson aus.

Über das Internet kann sich jedermann für die 200 bis 250 Euro teuren Workshops anmelden, ganz ohne Aufnahme der Personalien. Die Seminare finden dann unter Leitung eines in Österreich sitzenden Vereines statt. Die weitere Organisation der „Spiele“ in den Kitas übernimmt dann der Verein.

(er)



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