Nachfrage-Vollbremsung: VW drosselt Herstellung von E-Autos

Der starke Absatzrückgang hat Konsequenzen für die Mitarbeiter im Emdener Werk. Das Unternehmen plant längere Werksferien und die Entlassung von 300 Leiharbeitern. Wirtschaftsminister Lies will Kauf wieder attraktiver machen.
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Archivbild eines ID.4 von Volkswagen, dem ersten Elektro-SUV der Marke, dessen in Produktion im Emdener Werk nun zurückgefahren wird.Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/dpa
Von 29. Juni 2023

Volkswagen wird in seinem Werk in Emden die Fertigung des Kompakt-SUV ID.4 drosseln, weil die Nachfrage nach dem E-Auto zu gering ist. Das habe der Betriebsrat des Werkes bekannt gegeben, berichtet unter anderem das Tech-Portal „Golem“.

Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen ist dem Bericht zufolge stark zurückgegangen. Das habe zu einer fast 30-prozentigen Unterschreitung der ursprünglich geplanten Produktionszahlen geführt.

Streichung statt Erweiterung der Fertigungsschichten

Das Unternehmen reagiert darauf, indem es die Spätschicht für die Produktion in den zwei Wochen vor den Werksferien streicht. Die Werksferien für die Beschäftigten im E-Auto-Bereich sollen von drei auf vier Wochen verlängert werden. Geplant sein soll auch, dass ab August rund 300 der derzeit 1.500 Leiharbeiter in Emden nicht weiterbeschäftigt werden.

Ursprünglich hatte Volkswagen vorgesehen, im Herbst am Emder Standort eine dritte Fertigungsschicht für Elektrofahrzeuge einzuführen. Die Produktion des ID.7 sei von den Maßnahmen nicht betroffen.

Lies: Warnsignal an Autobranche

Für Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) ist die Entscheidung „nachvollziehbar“. Sie sei aber auch ein Warnsignal für die Autobranche. „Die Zulassungszahlen von E-Autos sind weiter hoch, was wir aber mit Sorge betrachten, ist die aktuelle Delle in der Nachfrage – und zwar nicht nur bei Volkswagen, sondern bei allen Herstellern“, zitiert der „Norddeutsche Rundfunk“ (NDR) Lies.

Er spricht sich dafür aus, über neue Kaufanreize zu bieten. Denkbar sei beispielsweise eine verringerte Mehrwertsteuer.

Weit vom Ladesäulen-Ziel entfernt

Die Entwicklung kommentiert Omid Najafi, verkehrspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, gegenüber Epoch Times wie folgt: „Die Bundesregierung hat die Förderprämien für die Käufer von E-Fahrzeugen von bis zu 9.000 EUR auf maximal 6.750 EUR abgesenkt. Die Haltefrist wurde von sechs Monaten auf zwölf Monate verlängert. Damit ist der legale Missbrauch der Prämie in Form von gewinnbringendem Verkauf ins Ausland nach sechs Monaten eingedämmt worden.“

Ohne Förderung und Profitmöglichkeit schwinde die Nachfrage in dem Maße, wie ein künstlicher Absatzmarkt erzeugt worden sei. Zudem sei der Strompreis gestiegen, sodass ein E-Fahrzeug sich im Verbrauch immer weniger rentiere. Fehlende Ladestationen seien ebenfalls ein Ärgernis. Dazu nennt Najafi Zahlen: 2021 entfielen auf eine Ladesäule 17 Elektroautos, im Jahr 2022 waren es 22. „Aktuell sind wir mit 23 weiter denn je vom EU-Ziel von zehn E-Fahrzeugen pro Ladesäule entfernt“, kritisiert er.

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur komme nicht voran. Es werde auch zu Recht befürchtet, dass die Bundesnetzagentur den Strombezug für E-Autos und Wärmepumpen drosseln könnte.

„Das Produkt ist insgesamt unattraktiv, der Kunde wendet sich ab. In seiner Abgehobenheit hat Volkswagen offensichtlich nicht mehr mit der gesunden Reaktion des Marktes gerechnet“, so Najafi abschließend.

VW: Emden ein Leuchtturm-Projekt der Elektromobilität

Auf der Internetseite des Emdener Standorts kündigt der Konzern noch euphorisch den kompletten Umstieg auf E-Autos an. Derzeit werden neben diesen auch noch Wagen mit Verbrennermotoren produziert. Nach einer „Übergangsphase“ soll Emden „ein reines E-Werk“ werden.

Es sei „das erklärte Ziel“ des Werkes, „umweltfreundliche Fahrzeuge in einer umweltfreundlichen Produktion zu fertigen“. Für die „zukunftsweisende Produktion von E-Fahrzeugen“ habe Volkswagen rund eine Milliarde Euro in den Standort investiert.

„Das Werk wurde bei laufender Produktion zu einer der modernsten Fabriken der Automobilindustrie und einem Leuchtturm-Projekt der Elektromobilität umgebaut“, heißt es auf der Internetseite. 2022 rollten dort rund 146.000 Autos vom Band, mehr als 8.000 Menschen verdienen dort ihren Lebensunterhalt.



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