Neue Schufa-Simulation: Bei 90 von 100 Punkten schlechte Bonität

Wie wird die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern beurteilt? Ein neuer Score-Simulator und eine App ab 2024 sollen weiterhelfen.
SCHUFA lüftet das Score-Geheimnis
Die Schufa soll für die Verbraucher transparenter werden.Foto: Andreas Arnold/dpa
Von 25. Oktober 2022


Eine Wohnung mieten, ein Girokonto eröffnen, eine Kreditkarte beantragen, ein Auto kaufen – die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, kurz Schufa, hat viel Macht in Deutschland. Die Bewertung ist für Verbraucher wichtig. Mit einer guten Bonität, also guter Kreditwürdigkeit, können sie etwa Darlehen zu günstigeren Konditionen bekommen.

Doch wie bewertet die privatwirtschaftliche Wirtschaftsauskunftei Schufa die Kreditwürdigkeit? Ein Score-Simulator auf der Website der Wirtschaftsauskunftei will darauf erstmals Antworten geben.

„Der Score-Simulator ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg der Schufa zu mehr Transparenz und Verbraucherfreundlichkeit. Dadurch wird das Scoring-Prinzip der Schufa erstmals nachvollziehbar“, erklärt Tanja Birkholz, Vorstandsvorsitzende der Schufa Holding AG, bei der Vorstellung des Simulators.

Grund für mehr Transparenz

Die Schufa sammelt massenhaft Informationen zur finanziellen Situation der Menschen. Mehrfach wurde die Wirtschaftsauskunftei aufgefordert, transparenter zu agieren und klar darzulegen, welche Informationen sie wie bewertet. Verbraucher- und Datenschützer bemängeln seit Längerem die Datensammlungen und das Scoring.

Der Schufa-Score kann einen Wert von 0 bis 100 annehmen, wobei 100 für eine optimale Bonität steht. Je niedriger der Score ausfällt, desto höher ist das Risiko eines Zahlungsausfalls für Banken und Kreditgeber. Von einer schlechten Bonität spricht man bei einem Schufa-Score von 90 oder weniger, wobei es weitere Unterteilungen in verschiedene Risikostufen gibt. Zwischen 80 und 90 gilt die Risikostufe „Deutlich erhöhtes bis hohes Risiko“, zwischen 50 und 80 „Sehr hohes Risiko“ und unter 50 „Sehr kritisches Risiko“.

Eine schlechte Bonität bedeutet für Verbraucher Nachteile. Dazu zählen schlechtere Konditionen bei Bankkrediten, eingeschränkte Zahlungsmöglichkeiten in Onlineshops sowie Nachteile beim Abschließen von Handy- und Leasingverträgen oder der Wohnungssuche.

Wie wird das Scoring berechnet?

Der kostenlose Simulator steht den Verbrauchern seit dem 13. Oktober zur Verfügung, wie „Business Insider“ berichtet. Er berechne keinen tatsächlichen Score, sondern vergibt eine Kreditwürdigkeitsnote. Diese komme dem Score sehr nahe, berichtete Birkholz. Abgefragt werden sieben verschiedene Merkmale, die die Kreditwürdigkeit beeinflussen. Dazu zählen unter anderem das Girokonto, Kreditkarten, Ratenkredite oder Onlinekäufe auf Rechnung. Am Ende erhält man eine Einschätzung seiner individuellen Bonität.

Normalerweise seien bis zu 20 Faktoren zur Ermittlung der Bonität entscheidend. Man wolle aber in einem ersten Schritt die Leute nicht überfordern und die Dinge recht simpel erklären, so Birkholz.

Die Schufa weist darauf hin, dass es sich – wie der Name bereits verrät – um eine Simulation handelt. Diese zeigt in der Regel nicht den tatsächlichen persönlichen Schufa-Score an. Auswertungen der Schufa ergaben, dass bei etwa 60 Prozent der Personen das Ergebnis des Score-Simulators der Ergebnisklasse des tatsächlichen Schufa-Basisscores entspricht. Dieser wird als Orientierungswert auf Grundlage der zu einer Person gespeicherten Daten berechnet. Bei 38 Prozent ist der tatsächliche Basisscore sogar mindestens eine Bonitätsklasse besser als das Ergebnis des Simulators.

Wann sinkt die Bonität?

Verschlechtern kann sich die Bewertung beispielsweise durch mehrere Ratenkredite. Ein Immobilienkredit wirkt hingegen positiv, was unter anderem daran liegt, dass dem Darlehen eine Sicherheit gegenübersteht. Menschen, die häufig umziehen, haben laut Schufa eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit, ihre Bewertung sinkt.

Wer mit einem durchschnittlichen Schufa-Score eine Kreditkarte beantragt, dessen Bonität sinkt kurzfristig deutlich. Wird anschließend innerhalb von 24 bis 36 Monaten keine Zahlung versäumt, steigt die Bewertung wieder – und das sogar über den vorherigen Wert. Somit sollte man darauf achten, dass möglichst kein Zahlungsverzug entsteht. Auch wer schon lange ein Girokonto besitzt, ohne es überzogen zu haben, wird positiv bewertet.

Score-Verbesserung mit Schufa-App

Können Verbraucher ihren Score verbessern? Ab 2024 soll die Schufa-App zur Verfügung stehen, die Privatpersonen ihr persönliches Daten- und Finanzmanagement erleichtern will. „Die App soll zum einen den kostenfreien Einblick in die eigenen Schufa-Daten ermöglichen und zum anderen die Möglichkeit bieten, Daten bei der Schufa einzumelden, wenn diese den persönlichen Score verbessern“, sagt die Vorstandsvorsitzende.

Um die Bonität zu verbessern oder auf gutem Niveau zu halten, bietet die Schufa einige Ratschläge. Empfehlenswert sei das zeitnahe Bezahlen von Rechnungen. Benötige man doch einmal Geld, dann solle man Kreditanfragen vermeiden. Stattdessen empfehle sich eine Konditionsanfrage. Beim eigenen Bankkonto sollte der Kontoinhaber den Dispokredit möglichst hoch ansetzen und ungenutzte Konten sowie Kreditkarten nach Möglichkeit kündigen. Zudem sei es sinnvoll, häufige Wechsel von Banken und Wohnorten zu vermeiden.

Die Schufa nutzt nach eigenen Angaben keine Informationen zum Einkommen, Vermögen, Alter, Geschlecht und Gesundheit und anderes. Auch die Wohngegend würde im Allgemeinen nicht herangezogen. Adressdaten würden lediglich zur eindeutigen Identifizierung verwendet und dann, wenn ein Onlinehändler im Einzelfall eine Anfrage zu einem Kunden stelle, über den sonst keine Schufa-Daten vorlägen. Das betreffe etwa 0,3 Prozent der Fälle.

Täglich gehen den Angaben zufolge im Schnitt mehr als 300.000 Bonitätsanfragen bei der Auskunftei ein. Die Schufa verfügte im Jahr 2019 über 943 Millionen Einzeldaten zu 67,9 Millionen natürlichen Personen und zu sechs Millionen Unternehmen.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 67, vom 22. Oktober 2022.



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