Nur noch 40 Prozent: Gazprom drosselt erneut Gas-Lieferungen

Russland dreht erneut am Gashahn. Wieder wegen Reparaturarbeiten, sagt Gazprom. In Deutschland gibt es an dieser Darstellung Zweifel. Die Großhandelspreise steigen jedenfalls deutlich.
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Gazprom reduziert die Gasliefermengen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland noch einmal.Foto: iStock
Epoch Times15. Juni 2022

Der russische Energiekonzern Gazprom reduziert die maximalen Gasliefermengen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland erneut. Von Donnerstagfrüh an werden täglich nur noch maximal 67 Millionen Kubikmeter durch die Leitung gepumpt, kündigte Gazprom am Mittwochnachmittag an.

Erneut begründete das russische Staatsunternehmen diesen Schritt mit Verzögerungen bei Reparaturarbeiten durch die Firma Siemens. Deshalb müsse eine weitere Gasverdichtungsanlage abgestellt werden, hieß es. Der Gas-Großhandelspreis legte deutlich zu.

Was ist der Grund?

Bereits am Dienstag hatte Gazprom die Reduktion der maximalen Liefermenge um 40 Prozent auf zunächst bis zu 100 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag verkündet. Das entspricht rund 60 Prozent des bisher geplanten Tagesvolumens von 167 Millionen Kubikmeter Gas. Die Bundesnetzagentur wies die Angaben von Gazprom, wonach Verzögerungen bei Reparaturen an einem Gasverdichteraggregat der Grund für die reduzierten Gasliefermengen seien, wenig später zurück.

Für Deutschland ist Nord Stream 1 die Hauptversorgungsleitung mit russischem Gas. Davor war schon die Leitung Jamal-Europa, die durch Polen führt, nicht mehr befüllt worden. Reduziert ist auch die Durchleitung von russischem Gas durch die Ukraine. Unter anderem durch die bisherigen Einschränkungen hatten sich die Energiepreise erhöht, weil insgesamt weniger Gas von Russland nach Europa fließt.

Zuvor hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die 40-Prozent-Drosselung russischer Gaslieferungen als politisch motiviert eingestuft. Auch bei ihm bestehe der Eindruck, „dass das, was gestern passiert ist, eine politische Entscheidung ist, keine technisch begründbare Entscheidung“, sagte Habeck am Mittwoch in Berlin.

Gazprom hatte am Dienstag angekündigt, die Gasmengen durch die Ostseeleitung Nord Stream um 40 Prozent zu verringern. Grund seien Verzögerungen bei Reparaturen der Firma Siemens an einem Gasverdichteraggregat. Der Energietechnikkonzern Siemens Energy hatte die Überholung der Gasturbine bestätigt. Aufgrund der von Kanada verhängten Sanktionen könne sie derzeit nicht aus Montréal zurückgeliefert werden.

Schwankende Preise

Habeck stellte den Schritt in eine Reihe mit den zurückliegenden Einstellungen der Gaslieferungen an Bulgarien, Polen und Dänemark sowie der Sanktionierung von Gazprom Germania. Der Grünen-Politiker sprach von einem scheibchen- oder schrittweisen Vorgehen. „Wir haben (…) kein Versorgungsproblem in Deutschland“, versicherte Habeck zugleich. Die Auswirkungen müsse man abwarten. Den Versorgern sei es bisher immer gelungen, „Gas aus anderen Quellen aufzutreiben“.

Eine Sprecherin Habecks sagte, nach dem Schritt bei Nord Stream würden die Anstrengungen, die Gasspeicher in Deutschland aufzufüllen, nicht geringer. Die Stände der Gasspeicher lägen momentan bei rund 56 Prozent, so die Sprecherin. Stand heute werde weiter eingespeichert. Doch müsse die Lage natürlich genau beobachtet werden.

Nach der Mitteilung einer weiteren Drosselung legte der Gas-Großhandelspreis am Mittwoch kräftig zu. Am niederländischen Handelsplatz TTF kostete im Juli zu lieferndes Erdgas am Mittwochnachmittag (15.34 Uhr) pro Megawattstunde 108,6 Euro nach 97 Euro am Vortag. Am Montag hatte der Preis noch 83,4 Euro betragen, am Mittwoch vor einer Woche 79,4 Euro. Der Preis schwankt sehr stark. So lag er am 7. März bei 206,9 Euro. Vor einem Jahr, am 15. Juni 2021, kostete die Megawattstunde Juli-Erdgas 18,9 Euro. (dpa/mf)



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